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Die Gründe für die umstrittene Bayern-Maßnahme

Darum darf Boateng hospitieren

Dass Jérôme Boateng als Hospitant an die Säbener Straße zurückkehren wird, sorgt bei einem Teil der Fans für Unverständnis und Wut. Doch Vincent Kompany hat seine Gründe, warum er den Weggefährten nicht abweisen will.
Jérôme Boatengs geplante Trainer-Hospitanz beim FC Bayern sorgt für Diskussionen. Nach dem Top-Spiel gegen Dortmund äußert sich Bayern-Trainer Vincent Kompany dazu.
Dass Jérôme Boateng als Hospitant an die Säbener Straße zurückkehren wird, sorgt bei einem Teil der Fans für Unverständnis und Wut. Doch Vincent Kompany hat seine Gründe, warum er den Weggefährten nicht abweisen will.

Die Verantwortlichen des FC Bayern erlebten am Samstagabend ein wahres Déjà-vu: Kurz nach der Pause entrollten die aktiven Fans in der Südkurve mehrere Spruchbänder, die sich gegen Jérôme Boateng als Person und dessen anstehende Hospitanz beim Rekordmeister richteten.

„Wer dem Täter Raum gibt, trägt seine Schuld mit - Boateng, verpiss dich!“, war dort unter anderem zu lesen.

Und wie vor zwei Jahren, als eine erneute Anstellung des mittlerweile 37-Jährigen anstand, wurde Boateng als „Charakterschwein“ bezeichnet. Die Haltung des harten Kerns der FCB-Anhänger wurde auch jetzt überdeutlich.

Doch während die Führungsriege des Klubs im Herbst 2023 noch von einer Verpflichtung Abstand nahm, reagiert man diesmal anders und unterstützt die Entscheidung von Trainer Vincent Kompany, sich von Boateng für ein paar Tage über die Schulter schauen zu lassen.

„Das Thema ist gerade aus dem Nichts sehr groß“, sagte Sportvorstand Max Eberl nach dem Spiel gegen den BVB: „Es geht um keine Anstellung, es geht um keine feste Position beim FC Bayern. Es geht einfach darum, sich Trainingseinheiten anzuschauen. Wir würden das billigen. Wir sagen: Das ist kein Problem.“

Boateng? „Jedem Menschen steht Resozialisierung zu“

Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen äußerte sich ähnlich und betonte, dass „jedem Menschen auch eine Resozialisierung zusteht“. Er empfahl der Öffentlichkeit, sich das Urteil gegen Boateng in Gänze anzusehen.

Was Dreesen meint: Boateng wurde zwar im Juli 2024 wegen vorsätzlicher einfacher Körperverletzung an seiner Ex-Freundin für schuldig befunden, als vorbestraft gilt er juristisch aber nicht.

Den Bayern ist besonders wichtig, dass die zuständige Richterin damals betonte, dass vom Vorwurf des „notorischen Frauenschlägers“ nichts übriggeblieben sei. Für die erwiesenen Anklagepunkte verhängte sie eine Geldstrafe von 200.000 Euro - eine Verwarnung unter Strafvorbehalt.

Boateng sieht sich als unschuldig – auch im Fall seiner Ex-Freundin Kasia L.: „Ich fühle mich strafrechtlich unschuldig und bin es auch, weil ich sie nie geschlagen habe“, sagte er im Mai dieses Jahres im Exklusiv-Interview mit SPORT1. Trotzdem mache er sich selbst Vorwürfe.

„Ehrenkodex“ zwischen Kompany und Boateng?

Angesichts des „komplizierten Falles“ (Zitat Dreesen) bleibt die Frage, warum Kompany Boateng eine Hospitanz gewähren möchte. Dabei ist es wichtig zu beachten, dass die beiden Männer viel verbindet.

Die beiden waren sowohl beim HSV als auch bei Manchester City Mitspieler. SPORT1-Informationen zufolge fühlt sich Kompany daher an eine Art Ehrenkodex gebunden, wonach man sich dem für ihn eher harmlosen Wunsch eines ehemaligen Kollegen nach einer Hospitanz grundsätzlich nicht verweigert.

„Dass einer drei, vier Einheiten schauen darf, sich selbst ein bisschen ausbildet, das ist kein großes Thema“, sagte Kompany auf der Pressekonferenz nach der Partie gegen Borussia Dortmund.

Bayern droht Fan-Ärger

Er selbst hatte vor wenigen Wochen Boateng den Weg zur Hospitanz geebnet und erklärte jetzt außerdem: „Wir haben im Jahr 20 Leute, die beim Training zuschauen.“

Ob dem harten Kern in der Südkurve diese Erklärungen ausreichen, darf bezweifelt werden. Gut möglich, dass bei der Jahreshauptversammlung Anfang November das Thema erneut diskutiert wird.

Es wäre nicht das erste Mal, dass es dabei hoch hergeht. Die JHV ist traditionell die Plattform, die Fans für Kritik am Klub nutzen. Es wäre das nächste Déjà-vu.