Maximilian Beier strahlte über beide Ohren. Und das, obwohl er zum Gang vor das Mikrofon gezwungen wurde, wie er verriet. „Ich bin da eigentlich nicht so einer, der das gerne macht“, sagte der Matchwinner von Borussia Dortmund zu SPORT1. Als Julian Brandt ihm aufgrund seiner sonst so seltenen Medienpräsenz im Innenraum des Signal Iduna Parks auch noch ein „Hey Maxi“ zujubelte, gab er zu: „Ich mache das nicht freiwillig.“
BVB: "Mir haben sehr viele auf den Kopf gehauen"
Sinnbild für neue BVB-Stärke
Trotzdem wusste er natürlich, dass er der Matchwinner war. Und deshalb ließ er gerne ein paar Fragen über sich ergehen. Sein Siegtreffer in der sechsten Minute der Nachspielzeit gegen den 1. FC Köln ist in vielerlei Hinsicht enorm wichtig für den BVB. Das Tor ist ein Indiz für die neue Stärke der Dortmunder.
BVB-Matchwinner Beier: „Der Kopf qualmt ein bisschen“
„Mir haben auf jeden Fall sehr viele auf den Kopf gehauen. Der Kopf qualmt ein bisschen“, sagte Beier am SPORT1-Mikro mit einem breiten Lächeln und fügte hinzu: „Es war ein sehr schönes Gefühl. Es hat heute alles gepasst.“
Besonders auffällig: Seine Mitspieler freuten sich überschwänglich für ihn – auf dem Platz und auch im Stadioninnenraum bekam er einige Gratulationen. „Maxi ist ein super Kerl. Wir haben einen guten Teamgeist. Das war ein cooler Moment“, sagte Torhüter Gregor Kobel zu SPORT1. Auch Sport-Geschäftsführer Lars Ricken herzte Beier beim Gang in die Kabine.
Knotenlöser für Beier mit dem Glück des Tüchtigen
Für den 23-Jährigen dürfte der Treffer eine Art persönlicher Befreiungsschlag gewesen sein. „So kann man es sagen“, bestätigte er nach dem Spiel.
Beier stand zwar in fast jedem Pflichtspiel (außer gegen St. Pauli am ersten Spieltag) in dieser Saison auf dem Feld. Doch so richtig auf sich aufmerksam machen konnte er bis vor dem Spiel gegen Köln noch nicht (ein Tor, eine Vorlage). Auch wenn Einsatz und Leidenschaft bei dem Youngster immer stimmen, wirkte er oftmals unglücklich in seinen Aktionen. In Kopenhagen stauchte ihn deshalb auch Niko Kovac nach 22 Minuten an der Seitenauslinie zusammen. Am Samstagabend wurde er dann aber für seine harte Arbeit endlich belohnt.
Sieg in so vieler Hinsicht wichtig für den BVB
„Ein Junge, der ehrlich arbeitet, der alles gibt, der sofort versucht alles umzusetzen. Mit seiner Entwicklung bin ich sehr zufrieden“, lobte ihn Kovac.
Der Last-Minute-Erfolg ist für den BVB in mehrfacher Hinsicht enorm wichtig. Der „Buzzerbeater“, wie Kovac den Siegtreffer bezeichnete, löste grenzenlose Euphorie aus. Bei den Fans, bei den Spielern, bei der Reservebank, beim gesamten Dortmunder Team – Emotionen, die eine Mannschaft noch näher zusammenrücken lassen und durch die nächsten Wochen tragen können. „So ein Moment ist tausendmal emotionaler“, bestätigte Kobel auf SPORT1-Nachfrage.
Was allerdings noch wichtiger ist: Die Dortmunder lassen den Rückstand auf die Bayern nicht noch größer werden (sieben Punkte), bleiben vor allem aber auch an RB Leipzig dran (zwei Punkte).
Außerdem verhinderte Beier, dass der BVB nach dem Remis gegen Leipzig und der Pleite in München in eine kleine Ergebnis-Krise schlittert.
Kovac wechselt wieder den Sieg ein
Und die Mannschaft hat gezeigt: Sie wirkt gefestigt. Den fast schon traditionellen Herbst Blues scheint es dieses Jahr nicht zu geben. Das liegt vor allem auch an der neuen Stärke: Die Bank. Anders als in den Jahren zuvor hat Niko Kovac vor gefühlt jedem Spiel die Qual der Wahl.
„Letztes Jahr zu der Zeit hatten wir zehn Verletzte, da hat sich die Mannschaft von selbst aufgestellt. Im Moment sind wir fast alle gesund“, so Kovac, der die gute Fitness des Teams als beste Prophylaxe für Verletzungen sieht.
Die Folge: Auch in Kopenhagen entschieden die Einwechselspieler die Partie zugunsten des BVB. Und auch am letzten Spieltag in München zeigten die Dortmunder nach dem Seitenwechsel und einigen Wechseln ein völlig neues Gesicht – trotz Niederlage.
Auch Beier kam gegen Köln erst nach über einer Stunde ins Spiel. „Wir haben eine tolle Mannschaft, die sehr viel Qualität auf dem Platz hat. Aber auch außerhalb des Platzes“, erklärte Kovac, der sich darüber freute, „dass unsere Finisher, wie ich sie immer nenne, die ins Spiel kommen, dann nochmal einen Impact geben. […] Man sieht, es gibt keinen Leistungsabfall.“
Aussicht DFB-Nominierung
Auch Beier sieht in dem Konkurrenzkampf eine Chance: „Wir haben einen sehr guten Kader. Das spricht in dem Jahr für uns, dass wir eine sehr gute Bank haben und sehr gut wechseln können.“
Mit seinem Tor dürfte Beier seine Bedeutung für die Dortmunder Mannschaft und somit für Niko Kovac nochmal unterstrichen haben. Auch Julian Nagelsmann dürfte sich über dieses Erfolgserlebnis freuen. Im September nominierte der Bundestrainer Beier erst noch nach, beim letzten Lehrgang war er direkt dabei und kam in den letzten beiden Spielen gegen Nordirland (1:0) und Luxemburg (4:0) zum Einsatz.
Die Weltmeisterschaft 2026 bleibt das große Ziel des siebenmaligen Nationalspielers (ohne Tor). Kovac ist von seinem Offensivspieler überzeugt: „Maxi kann auf vielen Positionen spielen. Ich denke, wenn er weiter so fleißig und akribisch ist, wird er eine gute Karriere hinlegen bzw. sich mit der Nationalmannschaft für die WM qualifizieren.“
Beier weiß: Gute Leistungen im Verein sind Grundvoraussetzung für eine DFB-Nominierung - am Samstagabend, als er mit seinem Tor mitten ins Kölner Herz traf, lieferte er.
Auch wenn er sich ungern in den Mittelpunkt und vor die Mikrofone drängt: Für (ehemalige) Mitspieler hat Beier immer ein Ohr. Vor der Kabine tröstete er Marius Bülter, den er noch aus gemeinsamen Hoffenheimer Zeiten kennt, und schenkte dem Kölner sein Trikot.