Auf Höhe der Mittellinie gewann der 1. FC Köln am Freitagabend gegen die TSG Hoffenheim den Ball - dann war Said El Mala nicht mehr aufzuhalten. Drei Gegenspieler konnten nur zuschauen, wie Kölns Top-Talent in den Strafraum vorpreschte, nach 16 Minuten den 1:0-Siegtreffer erzielte und Köln für eine Nacht auf Rang vier ballerte.
FC Bayern? BVB? In der Gerüchteküche kocht es schon über
Bayern und BVB sind schon hellhörig
„Das ist der Junge, von dem sie alle reden. Das ist der Junge, von dem sie sagen: ‚Du kannst ihn nicht bremsen, wenn er Fahrt aufnimmt‘“, schwärmte Sky-Kommentator Hansi Küpper nach dem Supersolo.
Es war das erste Mal, dass der 19-Jährige von FC-Trainer Lukas Kwasniok in die Startelf berufen wurde. Vertrauen, das El Mala schon nach etwas mehr als einer Viertelstunde zurückzahlte.
„Eine von Gott gegebene Gabe“
„Said ist ein guter Junge. Ein Straßenfußballer, der eine von Gott gegebene Gabe hat: Tempo und Dribbling“, lobte Kwasniok die Fähigkeiten des Startelfdebütanten nach der Partie bei Sky.
Und auch Torhüter Marvin Schwäbe feierte: „Er hat die letzten Wochen schon immer für Furore gesorgt, wenn er reingekommen ist. Er hat eine immense Qualität.“
Vor seinem Debüt in der Startelf kam der gebürtige Krefelder in jedem Pflichtspiel zum Einsatz, durfte dabei aber nur einmal mehr als 30 Minuten am Stück absolvieren.
Trotzdem traf El Mala schon bei seinem zweiten Bundesliga-Einsatz zum zwischenzeitlichen 4:0 gegen den SC Freiburg (Endstand: 4:1) und bereitete beim 3:3 gegen den VfL Wolfsburg nach einem frechen Solo einen Treffer vor.
Trotz Mega-Angebot! El Mala verlängert in Köln
Dass man im Kölner Umfeld auf die Qualitäten des Youngsters vertraut und diesem in seiner Debütsaison viele Einsätze zutraute, ließ sich bereits im Sommer feststellen: Völlig überraschend verlängerte El Mala seinen Vertrag beim FC vorzeitig bis 2030.
Überraschend kam diese Entscheidung vor allem deshalb, da El Mala bei der diesjährigen U19-Europameisterschaft für Furore sorgte und sich als Topscorer des Turniers mit vier Toren und drei Vorlagen in den Fokus internationaler Teams spielte.
Lange hielten sich anschließend Gerüchte über einen möglichen Wechsel zu Brighton & Hove Albion. Der Premier-League-Klub soll laut Express deutlich über zehn Millionen Euro für El Mala geboten haben, doch Sportdirektor Thomas Kessler blieb hart und verlängerte stattdessen den Vertrag des Hoffnungsträgers, ohne dass dieser auch nur ein Spiel für den FC absolviert hatte.
Bayern und der BVB schon an El Mala dran?
Nach bisher sechs Bundesligaspielen wird der Marktwert des Offensivspielers bei transfermarkt.de zwar vorerst nur auf drei Millionen Euro taxiert. Wie Sky nun allerdings berichtet, fordern die Kölner schon jetzt eine Rekordablöse für den Super-Youngster. Mindestens 35 Millionen Euro sollen es sein, mehr nahm der FC noch nie mit einem Transfer ein - und prominente Interessenten gibt es wohl auch schon.
So werden sowohl der FC Bayern als auch der BVB als Interessenten genannt. Der FC Bayern habe sein Interesse an El Mala sogar schon konkret in Köln hinterlegt, heißt es. Auch der BVB hat ein Auge auf den Hochbegabten geworfen - wenngleich das Interesse nach SPORT1-Informationen noch in einem sehr frühen Stadium ist.
Wer den Fall Nick Woltemade noch in dunkler Erinnerung hat, weiß allerdings, wie schnell es gehen kann im Transfer-Geschäft - zumal, wenn auch internationale Konkurrenz sich einschaltet.
Vom Aussortierten zum Hoffnungsträger
Die noch junge Karriere von El Mala hätte dabei beinahe ein frühes Ende genommen: Mit 14 Jahren wurde El Mala von Borussia Mönchengladbach aussortiert - der Traum von einer Karriere als Profifußballer schien geplatzt. „Es war nicht so leicht, das zu verarbeiten. Von 0 auf 100 einfach raus. Da fragst du dich als 14-Jähriger: Was habe ich falsch gemacht?“, meinte El Mala, der offenbarte, beinahe mit dem Fußball aufgehört zu haben.
Doch El Mala blieb standhaft und kämpfte sich für einen Spieler seines Talents unüblich zurück. Über die Jugend des TSV Meerbusch spielte sich El Mala erst vor zwei Jahren in die U19 von Viktoria Köln, wo er sich schnell für die A-Mannschaft qualifizierte.
Bereits nach einem Jahr in der 3. Liga sicherte sich der FC die Zukunft des Dribbelkünstlers für lediglich 300.000 Euro. Nach einem weiteren Jahr Leihe in Liga drei scheint in diesem Jahr der endgültige Durchbruch des einst Aussortierten zu erfolgen.
Nach nur wenigen Spielen in der Bundesliga könnte offenbar selbst einer Nominierung für die A-Nationalmannschaft nicht mehr viel im Weg zu stehen. Schließlich fehlt mit Jamal Musiala ein Edeltechniker verletzungsbedingt und mit Florian Wirtz befindet sich ein weiterer Kandidat in der Formkrise. Die hohen Erwartungen wurden zuletzt jedoch von vielen Seiten gebremst.
„Trotz alledem muss man aufpassen“
„Wir haben so viele Talente gesehen, die schon im Alter von 17 Jahren zum Weltstar herbeigeredet und herbeigeschrieben worden sind, von denen hört man heute nichts mehr“, warnte Coach Kwasniok nach dem Traumtor am Freitag: „Das Einzige, was dir hilft, ist, demütig zu bleiben und die Qualitäten, die er zweifelsohne hat, Woche für Woche abzurufen.“
Auch in der Pressekonferenz nach dem Spiel zeigte sich Kwasniok betont zurückhaltend, als er nach El Malas persönlichem Beitrag zum Sieg gefragt wurde. Kwasniok scheint zu ahnen, dass der Hype um El Mala so schnell so groß werden könnte, dass er ihm über den Kopf wachsen könnte.
SPORT1-Experte Stefan Effenberg mahnte am Sonntag im Doppelpass ebenfalls zu Zurückhaltung: „Es war ein tolles Tor und das war es dann auch. Er muss jetzt weitermachen, das bestätigen Woche für Woche, aber nach einem Spiel, einem Tor von der Nationalmannschaft zu reden…“
Auch Werder Bremens Geschäftsführer Clemens Fritz warnte in der Talkrunde: „Trotz alledem muss man aufpassen, dass der Rucksack, den man dem Spieler aufsetzt - gerade in Köln bei dem Umfeld - nicht zu schwer wird. Denn es sind noch einige Entwicklungsschritte, die er gehen muss, aber das ist ein sehr, sehr guter Fußballer.“
El Mala erinnert an Prinz Poldi
Parallelen, die auf ein baldiges Debüt in der A-Nationalmannschaft schließen lassen, finden sich allerdings ausgerechnet in der Kölner Vergangenheit. Genau wie die Kölner DFB-Ikone Lukas Podolski übersprang El Mala zuletzt eine Altersklasse und stieg sofort von der U19 in die U21 des DFB auf. Podolski schaffte mit 19 Jahren seinerzeit nur vier Monate darauf den Sprung in die A-Nationalmannschaft.
Podolski, der 181 Pflichtspiele für die Geißböcke absolvierte, zeigte sich wenige Tage vor dem Spiel am Freitag ebenfalls überzeugt von El Mala. „Typen wie Said sind genau die Jungs, die dem Klub gefehlt haben. Wir bräuchten mehrere solche Typen und nicht Muttersöhnchen, denen alles abgenommen wird“, meinte der 40-Jährige.
Während El Mala aufgrund seiner Emotionalität und Straßenkicker-Mentalität in Köln Erinnerungen an den großen Lukas Podolski erwachen lässt, steht er in den kommenden Wochen zunächst weiter bei der U21 des DFB unter Beobachtung. Bei den EM-Qualifikationsspielen gegen Griechenland (10.10.) und Nordirland (14.10.) dürften aber nicht nur alle Kölner auf die Leistungen von El Mala schauen, sondern vermutlich auch Bundestrainer Julian Nagelsmann.