Es gibt mehr als einen Jackson Irvine. Natürlich den Fußball-Profi vom FC St. Pauli, aber es gibt auch das Model Irvine. Den Gewerkschafter. Den Radio-Moderator. Den LGBTQ-Aktivisten mit dem besonderen Look.
Ehefrau von Fanliebling macht Ungeheures publik
Eklat wühlt Bundesligisten auf
Irvine äußert sich auch zu Themen, die andere Kicker meiden. Kein Wunder also, dass der Australier zum Gesicht des Klubs aufstieg. Doch jetzt ist der Wirbel um Irvine auf dem Kiez plötzlich groß.
„Niemand ist größer als der Klub“, hatte ein User in den Sozialen Medien unter ein Bild von Irvine und seiner Frau geschrieben. Und: „Das ist unser Klub, nicht deiner. Du wirst in wenigen Monaten weg sein und für einen Euro mehr woanders spielen. Wir werden immer hier sein, während du nicht mehr als eine Fußnote bist.“
Frau von Irvine mischt sich ein
Das Problem: Irvines Frau machte bei Instagram öffentlich, dass der User ein gewisser René Born ist - Aufsichtsrats-Mitglied beim Tabellenneunten der Bundesliga. Und zwar, nachdem (!) intern dazu bereits Gespräche geführt worden waren.
Ein Aufsichtsrat eines Klubs ätzt online gegen den eigenen Kapitän? Der Fall eskaliert trotz interner Aufarbeitung? Hat es in der Bundesliga auch noch nicht so oft gegeben. Und bei St. Pauli bildet dieser Vorfall den vorläufigen Höhepunkt einer schleichenden Entwicklung zwischen Klub, Fans und dem derzeit verletzten Irvine, dessen Social-Media-Aktivitäten zum Krieg im Gazastreifen für Aufsehen gesorgt hatten.
Seit dem Sommer gebe es „Risse im Bild von der heilen Welt“, schrieb der kicker: „Und seit dieser Woche geht es darum, ob und wie diese überhaupt noch zu kitten sind“.
Das sagt Trainer Blessin zu Irvine
Trainer Alexander Blessin tauschte sich „natürlich“ mit Irvine aus, sprach „lange“ mit seinem Kapitän, der „in der letzten Zeit sehr viel abbekommen hat“, wie der 52-Jährige am Donnerstag sagte.
„Wir sind mit Jacko im Austausch und wir versuchen, alles dementsprechend intern zu klären“, erklärte der Coach: „Und mehr will ich einfach dazu auch nicht sagen. Der Fokus liegt auch bei mir jetzt vor allem auf dem sportlichen Bereich.“
Irvine wegen Posts in der Kritik
Auf St. Pauli überlagert die Diskussion um Irvine und seine Haltung zum Konflikt zwischen Israel und der Hamas sowie seine Solidarität mit den Palästinensern längst die sportlichen Belange des so gut in die Saison gestarteten Klubs.
Dabei ist dem Bundesligisten das politische Auftreten seiner Spieler besonders wichtig. Das machte Oke Göttlich vor wenigen Wochen im Doppelpass auf SPORT1 erst deutlich. Der Präsident sagte: „Wir wollen niemanden, und vor allem nicht Spielern, eine Meinung diktieren. Aber ist schon so, dass die Spieler mitbekommen sollen, dass dieser Verein ein politischer Haltungsverein ist.“
Der Boss erntete damals Applaus der Zuschauer und fügte an: „Wir erleben autoritäre Machthaber und lehnen uns dagegen auf und es würde helfen, wenn die Spieler es ab und an auch so sehen würden.“
Nun sah sich der Hamburger Verein dazu genötigt, eine offizielle Mitteilung zu dem Vorfall zu verfassen. „Wir appellieren eindringlich, sich im Sinne eines respektvollen und konstruktiven Miteinanders sowie im Interesse des gesamten FC St. Pauli zu verhalten“, hieß es: „Schlammschlachten auf Social Media helfen niemandem - sie schaden allen.“
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)