Ob das nicht alles ein wenig zu schnell geht, konnte man sich in dieser Woche bei Lennart Karl durchaus fragen. Nach dem Tor des erst 17 Jahre jungen Bayern-Talents gegen Brügge folgte eine Diskussion um eine Berufung in die Nationalmannschaft, sogar zur WM wurde Karl teils schon geschrieben.
FC Bayern: Der Karl-Hype ist real - was Kimmich verspricht
Lennart Karl: Der Hype ist real
Die folgenden Bemühungen beim Rekordmeister, den Hype nicht komplett eskalieren zu lassen, wurden am Samstagnachmittag allerdings torpediert - von Karl selbst.
FC Bayern: Karl knallt den Hype auf die nächste Stufe
Gerade einmal vier Minuten war der eingewechselte Shootingstar auf dem Platz, als er von links unwiderstehlich in die Mitte zog und den Ball sehenswert zum 3:0 in den Winkel knallte - das nächste Traumtor!
„Ich bin immer ein Fan von Demut, aber wenn du natürlich alle drei Tage so ein Ding in den Zappen haust, dann bist du natürlich auch selber schuld, wenn über dich gesprochen wird. Dann ist der Hype einfach da“, fasste DAZN-Experte Nils Petersen treffend zusammen.
Karls Auftritte alleine in den vergangenen vier Tagen sprechen dafür eine zu deutliche - und laute - Sprache. „Offensivqualität pur, Eins-gegen-Eins, schnelles Tempo, guter Abschluss“, zählte Petersen begeistert auf.
„Positive Arroganz“ und Mut als Trümpfe für Karl
Auch vom eigenen Kapitän Joshua Kimmich gab es am Samstag folgerichtig Lob für Karl. „Er hat auf jeden Fall außergewöhnliche Fähigkeiten“, meinte der Nationalspieler, selbst Torschütze zum 1:0, bei Sky. „Das ist seine Qualität, gerade sein Abschluss und seine enge Ballführung, auch sein Mut“, präzisierte er bei DAZN.
Besonders das couragierte Auftreten des nur 1,69 Meter kleinen Wirbelwindes macht mächtig Eindruck. „Der kommt auf den Platz und traut sich dann auch viel zu. Versucht dann auch, sich die Möglichkeiten zu erarbeiten“, lobte Kimmich: „Dass er dann die Qualität im Dribbling und im Abschluss hat, ist klar. Sein Mut bringt ihm diese Aktionen.“
Eine wichtige Eigenschaft, die man als Talent ganz sicher braucht, um neben all den Weltstars in München zu beweisen, meint auch Petersen, der schon vor der Partie ein ungewöhnliches Lob für Karl äußerte: „Als Typ hat er so eine positive Arroganz. Man spricht bei ihm ja immer auch über Demut und Bodenständigkeit. Aber spielen tut er halt anders.“
Dabei betonte der langjährige Bundesliga-Profi, dass ihm selbst einst bei Bayern genau diese „positive Arroganz“ gefehlt habe. „Das ist eine Qualität, die du als junger Spieler mitbringen musst. Dann kannst du dich in so einem Weltklasse-Team behaupten“, sagte Petersen, der in der Saison 2011/12 im Alter von 23 Jahren sein Glück bei Bayern versuchte, sich aber nicht durchsetzen konnte: „Ich war auch mal junger Spieler bei Bayern, ich hatte nicht diese Ellenbogen wie er.“
Kimmich über Karl: „Alles andere würden wir auch nicht zulassen“
Abheben soll Karl aber bei dem ganzen Hype nicht - dafür wird man bei Bayern sorgen, versprach auch Kimmich. „Ich hoffe, dass er diese Phase genießt. Am Anfang der Karriere, da gibt es diesen Druck noch nicht. Er soll so weitermachen“, sagte der Bayern-Kapitän am Samstag: „Wichtig ist – und das macht er –, dass er im Training Vollgas gibt. Alles andere würden wir auch nicht zulassen."
Es wird eine gewisse Gratwanderung für die Bayern - Karl die nötigen Freiheiten zu lassen, ihn zugleich aber auf dem Boden zu halten. „Wenn der Hype kommt, und das hat jeder Spieler bei Bayern München mal mitgemacht, dann ist der Schlüssel, einfach in seinem ruhigen Umfeld weiterzuarbeiten“, betonte Trainer Vincent Kompany: „Und wenn mal Kritik kommt, dann machst du genau das Gleiche. Dann wird alles in Ordnung sein für Lenny.“
Auch Petersen macht sich da keine Sorgen. „Er hat schon zwei-, dreimal nach Toren leicht provokant gejubelt – und es wurde ja nicht schlechter", meint der frühere Bayern-Stürmer und fordert: „Lass ihn laufen, gib ihm das. Er ist auch ein Typ, glaube ich, der braucht die Leichtigkeit, er liebt das auch so ein bisschen.“
Momentan sei Karl „ein sehr guter Einwechselspieler, da darfst du gar nichts verändern“. Natürlich müsse man „seine Interviews beobachten, sein Auftreten im Training – aber das scheint ja zu funktionieren, wenn man die anderen Spieler hört und sieht, wie sie sich auch mit ihm freuen. Das ist immer ein gutes Zeichen."