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Jonas Hofmann: Plötzlich zurück aus der Versenkung

Wie verwandelt

Nach monatelangem Versenken in gefühlter Bedeutungslosigkeit scheint Jonas Hofmann seinen Stellenwert für Bayer Leverkusen doch noch einmal steigern zu können. Trainer Kasper Hjulmand findet jedenfalls so langsam Gefallen am früheren Nationalspieler.
Jonas Hofmann ist in Leverkusen plötzlich wieder gefragt
Jonas Hofmann ist in Leverkusen plötzlich wieder gefragt
© IMAGO / HJS
Nach monatelangem Versenken in gefühlter Bedeutungslosigkeit scheint Jonas Hofmann seinen Stellenwert für Bayer Leverkusen doch noch einmal steigern zu können. Trainer Kasper Hjulmand findet jedenfalls so langsam Gefallen am früheren Nationalspieler.

Für Offensivspieler ist es immer ein wenig einfacher, sich in die Herzen der Fans zu spielen. Oder zurückzuspielen. Torbeteiligungen wirken dabei wie der effizienteste Treiber und können selbst die größten Zweifler beruhigen. Andersherum fühlen sich Torbeteiligungen auch wie eine Massage für die eigene Seele an. Jonas Hofmann würde dem sicherlich nicht widersprechen. Schon gar nicht nach diesem Samstag, an dem der eigentliche Bankdrücker plötzlich zum gefeierten Helden wurde.

Als Hofmann beim spektakulären 4:3 von Bayer Leverkusen in Mainz nach 66 Minuten ausgewechselt wurde, hallten laute wie verdiente Sprechchöre aus dem Gästeblock – das natürlich aus gutem Grund. Der 33-Jährige trug maßgeblich zum knappen Erfolg der Rheinländer bei. Zu Beginn holte er mit viel Geschick den Strafstoß zum Führungstor heraus. Beim 3:1 fungierte er als Initiator, behauptete die Kugel und legte sie dem Doppeltorschützen Alejandro Grimaldo mustergültig auf.

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„Nicht schlecht, wenn man ein paar Ältere dabei hat“

„Es fühlt sich gut an, die Unterstützung zu spüren“, freute sich der heimliche Mann des Tages hinterher. Die Rufe der Fans imponierten ihm, wie er selbst betonte, verpflichteten jedoch auch dazu, alles reinzuhauen. Aber „gepaart mit den Torbeteiligungen tut es natürlich sehr gut, wenn man lange nicht in der Startelf gestanden hat. Und als Offensivspieler Scorerpunkte gesammelt und geholfen zu haben, damit wir unsere Serie und unser Gefühl weiter ausbauen konnten – ich werde gut einschlafen“.

Zu Recht. Der von vielen schon als Auslaufmodell abgestempelte Hofmann zeigte in Mainz eindrucksvoll, dass er genau das noch nicht ist. Wie er seine aktuelle Rolle im Team sieht? „Es ist nicht schlecht, wenn man ein paar Ältere dabei hat. Ein paar Erfahrenere, die vielleicht auch die Jungen an die Hand nehmen, damit du auf dem Platz einfach eine gute Mischung hast“, sagte er mit Blick auf die junge Werkself. Dass er einen so starken Auftritt hinlegte und wie verwandelt agierte, überraschte dennoch.

Hofmann: Starker Start, dann nicht mehr viel

Denn Hofmanns jüngste Zeit bei Bayer verlief sportlich genau umgekehrt zu seinem Auftritt am Samstagnachmittag: also überwiegend schlecht. Die Geschichte ist bekannt. Als einer der „Super-Transfers“ der Meistersaison schlug er nach seinem ablösefreien Wechsel aus Gladbach in der Hinrunde 2023/24 zunächst voll ein, sammelte einen Scorerpunkt nach dem anderen und schien unaufhaltsam. Doch dann verlor er quasi über Nacht den Faden und kam einfach nicht mehr in Form.

Würde Hofmann überhaupt noch einmal in die Spur kommen? Spieltag um Spieltag, Woche um Woche vergingen, ohne dass sich etwas änderte. Ex-Coach Xabi Alonso setzte ihn in der Rückrunde auf die Bank und sah keinen Anlass, seine Entscheidung zu revidieren. In der zurückliegenden Spielzeit 2024/25 stand der Routinier in 17 Partien nur 651 Minuten auf dem Platz. In allen drei Wettbewerben wohlgemerkt, nicht in einem. Der Titel „Super-Transfer“ verflog entsprechend schnell. Dafür tauchte vermehrt die Frage auf: War Hofmanns Wechsel rückblickend ein Fehler?

Gründe für diesen Schluss hätte es zur Genüge gegeben, aber Hofmann witterte eine letzte Chance: die personellen Veränderungen. Alonso verließ den Verein – und bekam ein paar letzte Worte hinterhergeworfen. Mehrfach betonte Hofmann, dass er über einen Abgang nachgedacht hätte, wenn der Spanier noch Trainer in Leverkusen wäre. Vor allem kommunikativ hätte der inzwischen total frustrierte Hofmann von Alonso „mehr erwartet“. Warum er mehr als eine Saison in der Reservistenrolle verharren musste, sei ihm unzureichend begründet worden, monierte der Offensivspieler.

„Ich halte ihn für einen großartigen Spieler“

Als der Dampf endlich abgelassen war, sollte alles besser werden. Ein Neustart unter Alonso-Nachfolger Erik ten Hag lautete das Ziel. Doch besser wurde erst einmal gar nichts. In den Testspielen zur aktuellen Saison konnte Hofmann kaum überzeugen, Anfang August zog er sich dann gegen Pisa eine Muskelverletzung zu. Anstatt der erhofften Wende folgte eine wochenlange Zwangspause. Dazu verpflichtete Bayer eine ganze Reihe von Konkurrenten auf der Zehner-Position: Malik Tillman, Ibrahim Maza, Eliesse Ben Seghir und Claudio Echeverri.

Selbst in körperlicher Bestform wären seine Einsatzchancen gering. Aber so? Fast nicht mehr existent. Hofmann, in der Doublesaison in der Hinrunde absoluter Leistungsträger, bot sich in Leverkusen kaum noch eine echte Perspektive - ehe der zweite Reset kam und der nächste Trainerwechsel hin zu Kasper Hjulmand die Karten abermals neu mischte. Und tatsächlich stellte der Däne gleich klar, dass Hofmanns Zeit trotz der übermächtig erscheinenden Konkurrenz noch nicht abgelaufen sein muss.

„Ich halte ihn für einen großartigen Spieler, der noch viel Potenzial hat. Ich glaube nicht, dass er mit seinem Alter schon am Ende ist“, hatte Hjulmand, der Hofmann schon in der Saison 2014/15 in Mainz trainierte, zuletzt erklärt. „Vielleicht fehlt ihm manchmal ein wenig die Schnelligkeit auf den ersten Metern, aber mit seiner Erfahrung, Cleverness und Spielübersicht hat Jonas gute Chancen. Er muss hart arbeiten, um wieder fit zu werden, und mir zeigen, dass er bereit ist. Ich mag seine Art, Fußball zu spielen, sehr.“

Hofmann darf in der Champions League nur zusehen

Das führte zu dem, was kaum jemand kommen sah. Nach drei Einwechslungen in Folge durfte der frühere Nationalspieler erstmals in der laufenden Bundesliga-Saison von Beginn an spielen und überzeugte prompt mit einer starken Leistung. Wiederholt abgeschrieben und in der Versenkung verschwunden, war Hofmann nach Hjulmands Zuspruch plötzlich wieder da und spielte, als wäre nie etwas gewesen. Das geschenkte Vertrauen seines alten und neuen Weggefährten scheint ihm für den Moment spürbar gutzutun.

„Jeder hat die Chance, sich durch gute Leistungen einen Platz in der Mannschaft zu erspielen. Wir haben viele Spiele, da brauchen wir jeden Spieler – auch wenn die Jungs das manchmal nicht glauben“, lobte Geschäftsführer Simon Rolfes den Routinier im Anschluss an die erfolgreiche Partie in Mainz. „Jonas hat es heute super gemacht.“ Wie nachhaltig das Ganze ist, müssen die kommenden Wochen zeigen. Doch genau an diesem Punkt beginnt schon das nächste Problem.

An seine starke Startelf-Rückkehr kann Hofmann fürs Erste nicht anknüpfen. Wenn die Werkself am Dienstagabend Paris Saint-Germain empfängt (ab 21 Uhr im LIVETICKER), bleibt ihm nur ein Platz auf der Tribüne. Der simple Grund: Bayer hat Hofmann überhaupt nicht für die Champions League gemeldet. So wird er erst im nächsten Bundesligaspiel gegen den SC Freiburg am 26. Oktober die Chance auf weitere Einsatzminuten haben.