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FC Bayern: Die Zahlen stützen Harry Kanes Gefühl

Die Zahlen stützen Kanes Gefühl

Präzise Pässe und wichtige Grätschen: Harry Kane trumpft gegen den BVB in ungewohnter Rolle auf. Im Bayern-Dress stellt der Engländer gleich mehrere persönliche Rekorde auf.
Nach seinem starken Auftritt im Klassiker gegen Borussia Dortmund schwärmt die Runde im SPORT1 Doppelpass von Bayerns Harry Kane. Besonders seine Vielseitigkeit hat es Stefan Effenberg angetan.
Präzise Pässe und wichtige Grätschen: Harry Kane trumpft gegen den BVB in ungewohnter Rolle auf. Im Bayern-Dress stellt der Engländer gleich mehrere persönliche Rekorde auf.

Nach diesem Auftritt gab selbst der sonst so bescheidene Engländer eine forsche Selbsteinschätzung ab: „Das war vielleicht eines der besten Spiele meiner Karriere“, erklärte Bayerns Tormaschine Harry Kane im Anschluss an das 2:1 im Bundesliga-Topspiel gegen Borussia Dortmund.

Dabei könnte man dem englischen Nationalstürmer angesichts seiner herausragenden Form (19 Tore in elf Pflichtspielen) fast vorwerfen, gegen den BVB „nur“ ein Tor erzielt zu haben.

Doch gegen die bis zum Schluss kämpfenden Schwarz-Gelben war der 32-Jährige viel mehr als ein Torschütze: Er war Dreh- und Angelpunkt, Abräumer und Spielgestalter in Personalunion - und damit Garant für den elften Bayern-Sieg im elften Saisonspiel.

FC Bayern: Kane überragt als „Zehner“

In Abwesenheit des verletzten Jamal Musiala und des angeschlagenen Serge Gnabry bot Trainer Vincent Kompany Kane wie schon auf Zypern als Zehner hinter Nicolas Jackson auf - und der Engländer legte seinen bis dato beeindruckendsten Auftritt auf dieser Position hin.

Das belegen auch die nackten Zahlen: Laut Opta verzeichnete Kane 68 Ballaktionen und insgesamt 47 Pässe - beides persönliche Rekorde im FCB-Trikot.

Immer wieder ließ er sich tief ins Mittelfeld zurückfallen, von wo aus er das Spielgerät mit großer Präzision verteilte. Mit elf langen Pässen, darunter der Traumpass vor dem 2:0 von Michael Olise, war Kane in dieser Kategorie sogar erfolgreicher als je zuvor in einem Erstligaspiel seiner Karriere.

Kane räumt vor der Abwehr auf

Obendrein war sich Kane auch nicht für die Defensivarbeit zu schade, gewann starke 77 Prozent (zehn von 13) seiner Zweikämpfe, was eine seiner besten Quoten im Bayern-Dress darstellt.

Dass der etatmäßige Torjäger am Samstagabend wirklich überall auf dem Platz zu finden war, wird beim Blick auf seine Heatmap mehr als deutlich: Kane bewegte sich überwiegend in der eigenen Hälfte, teilweise sogar tiefer positioniert als Aleksandar Pavlovic, der eigentlich für den Raum vor der eigenen Abwehr zuständig war.

Dort warf sich Kane bis tief in die Schlussphase in bester Verteidiger-Manier in jeden Zweikampf. Speziell seine Monstergrätsche in der 90. Minute bei einem Abschluss von BVB-Angreifer Fabio Silva bleibt in Erinnerung.

Lobeshymnen nach Kane-Gala

Die Reaktionen auf Kanes Leistung, die ihm in der SPORT1-Einzelkritik die Note 1 einbrachte, fielen wenig überraschend euphorisch aus.

„Er spielt hervorragend. Das haben wir heute auch wieder gesehen - nicht nur mit seinem Tor, sondern auch mit unglaublichen Pässen, die er teilweise schlägt. Das ist ein Wahnsinn“, lobte Bayern-Boss Jan-Christian Dreesen.

Der Vorstandsvorsitzende schob augenzwinkernd hinterher: „Wenn einer uns gesagt hätte, dass Harry von Saison zu Saison besser wird, dann hätten wir wahrscheinlich noch mehr bezahlt.“

Mitspieler Joshua Kimmich stimmte ein: „Was er der Mannschaft alles gibt, ist herausragend. Ich habe das in den letzten Wochen schon gesagt, das ist jetzt nicht nur wegen seiner Tore, sondern die Art und Weise, wie er auch unsere Prinzipien und das, was wir machen wollen, vorlebt.“

Salihamidzic adelt Kane: „Jeden Cent wert“

Selbst der Gegner brachte seine Anerkennung zum Ausdruck: „Man muss sagen: Er ist wahrscheinlich in Europa gerade der kompletteste Stürmer“, gab BVB-Abwehrchef Nico Schlotterbeck zu.

Noch eine Stufe weiter ging Hasan Salihamidzic, der frühere Sportvorstand des FC Bayern: „Er ist einfach der beste Stürmer der Welt“, sagte der 48-Jährige am Sonntagabend im Rahmen der Kings League zu SPORT1.

Kane sei „ein Top-Spieler und jeden Cent wert“, führte Salihamidzic aus. „Er ist ein gestandener Mann, spielt überragend, ist überall auf dem Platz zu finden und verwandelt gefühlt jeden Schuss. Deswegen ist er Weltklasse. Alle, die behauptet haben, Kane hätte zu viel Geld gekostet, lagen falsch.“

Ablöse-Diskussionen rücken in den Hintergrund

Stolze 95 Millionen Euro hatten die Bayern im August 2023 für Kane an Tottenham überwiesen. Eine Ablösesumme, die immer wieder infrage gestellt wurde, auch weil Kane zu diesem Zeitpunkt schon 30 Jahre alt war.

Doch die bisherige Saison hat gezeigt: Kane, der seinen Aufschwung auch auf Trainer Kompany zurückführt, wird immer besser. Insgesamt hat der Engländer nun beeindruckende 400 Treffer in 607 Pflichtspielen auf dem Konto.

Für Salihamidzic steht fest: „Er muss gesund bleiben. Dann haben die Bayern in dieser Saison die Chance, viele Titel zu gewinnen.“ Kein Wunder also, dass bereits jetzt über eine Verlängerung des 2027 auslaufenden Vertrags von Kane - der nun auch in ungewohnter Rolle glänzt - diskutiert wird.