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Ein kleines Meisterstück von Werner

Ein starker Schachzug von Werner

Timo Werner hat bei RB Leipzig keine Zukunft - oder doch? SPORT1-Kolumnist Tobias Holtkamp beleuchtet den besonderen Umgang von Trainer Ole Werner mit dem Fanliebling und verrät, wie intern über ihn gedacht wird.
Timo Werner hat in seiner Karriere für viel Wirbel gesorgt. Trotzdem sucht der Stürmer in den letzten Jahren nach seiner Topform. Ein Infovideo über Timo Werners Karriere und seine Stationen in der Bundesliga und Premier League.
Timo Werner hat bei RB Leipzig keine Zukunft - oder doch? SPORT1-Kolumnist Tobias Holtkamp beleuchtet den besonderen Umgang von Trainer Ole Werner mit dem Fanliebling und verrät, wie intern über ihn gedacht wird.

Kadermanagement, also die Organisation, Entwicklung und Pflege des Spielerpools, zählt zu den wichtigsten Aufgaben eines modernen Fußball-Lehrers. Wie Ole Werner bei RB Leipzig aktuell die komplizierte Personalie Timo Werner behandelt, ist nicht nur für den Moment klug, sondern auch weitsichtig. Und natürlich von bundesweitem Interesse.

Timo Werner, weder verwandt noch verschwägert mit seinem Trainer, ist der bekannteste Spieler im Leipziger Kader. Vor über zwölf Jahren debütierte er schon in der Bundesliga, für seinen Jugendverein VfB Stuttgart, mit gerade mal 17 Jahren. 102 Bundesliga-Tore und 57 A-Länderspiele später hat Werner zwar einen laufenden XXL-Vertrag mit angeblich 10 Millionen Euro Jahresgehalt - doch in Leipzig keine Perspektive mehr.

Der Masterplan von Ole Werner mit Timo Werner

Nachdem sich RB im Sommer unbedingt von seinem Topverdiener trennen wollte, begann im August, als Timo Werner den Transferideen einen Riegel vorgeschoben hatte, seine Reintegration. Zunächst in den Kader, mittlerweile in den Spielbetrieb. Ein kleines Meisterstück von Werner, in diesem Fall Ole.

Nichts könnten die Leipziger und gerade auch ihr Cheftrainer aktuell weniger gebrauchen als eine Daily Soap oder sogar ein dauerhaftes Drama „RB gegen Timo“.

Inhaltliches Futter dafür gäbe es genug. Ein Star vergangener Tage, jede Menge Geld, ungenutzte Möglichkeiten und viele Fragezeichen für die Zukunft.

Dass sich die Führung aber schützend vor den Champions League-Sieger von 2021 stellt, zeugt von Größe und eben Weitsicht. Genauso Timo Werners Haltung, nicht wütend zu poltern oder öffentlich die Schuld bei anderen zu suchen. Er gibt den Teamplayer und wartet auf seine Chance.

Wie man bei RB Leipzig intern über Werner denkt

Die acht Monate bis zum Saisonende wollen beide Seiten möglichst harmonisch und geräuschlos hinbekommen. Im Idealfall sogar als Erfolgsstory, jetzt, wo das Kind aus Leipziger Sicht wirtschaftlich eh im Brunnen gelandet ist.

Die Geschichte könnte aufgehen: Schon die erste Einwechslung am Wochenende, zwei Minuten in der Nachspielzeit, produzierte massiv positive Aufmerksamkeit auf allen Kanälen, längst nicht nur den eigenen von RB.

Ein starker Schachzug von Ole Werner, der so auch noch deutlich demonstrierte, dass der Fanliebling sportlich - es lebe der Leistungsgedanke - natürlich weiter alle Chancen hat. Auch, und das macht die Sache interessant, wenn es intern nicht alle so sehen.

Timo Werners Engagement und Arbeitseifer, heißt es hinter vorgehaltener Hand, seien nicht unbedingt auf dem Niveau, auf dem es sein könnte oder sogar sollte, wenn man Kollegen und Vorgesetzte von sich überzeugen möchte.

Doch kann man das jemandem, der aussortiert wurde und nur noch eine Rückennummer von der Restrampe bekam (die 36), wirklich übel nehmen?

RB Leipzig: Ist Werner bald eine Erfolgsstory?

In Interviews oder Medienrunden werfen ihm die Verantwortlichen, wenn sie zum beliebten Thema Timo Werner befragt werden, gar nichts vor.

Im Gegenteil, sie stellen ihm ein gutes Trainingszeugnis aus. Mit ziemlicher Sicherheit ist nämlich die Ruhe, gerade in dieser Personalie, momentan noch etwas wichtiger als die Wahrheit. Und ein Märchen, mit Werner und Werner, ist ja immer noch möglich.