Toni Kroos ist unter anderem Weltmeister 2014, dreimaliger deutscher Meister und Pokalsieger mit dem FC Bayern, dreimaliger spanischer Meister mit Real Madrid - und fünfmaliger Champions-League-Sieger.
Kroos „einer der Größten“
Star-Allüren sind dem 33-Jährigen weitgehend fremd, was sich auch nach dem Halbfinaleinzug der Königlichen am Dienstagabend gegen den FC Chelsea mal wieder deutlich zeigte. Kroos stand dem Experten-Team von Amazon Prime rund zehn Minuten Rede und Antwort - und sprach über Reals Stärke, Trainer Carlo Ancelotti oder seine Zukunft.
Kroos steht nach SPORT1-Informationen dicht vor einer Vertragsverlängerung bis 2024 bei Real Madrid.
Einzig allein fehle nur noch seine Bestätigung, wie auch Moderator Sebastian Hellmann betonte, denn davon sei noch nirgends etwas zu lesen. „Manchmal reicht es ja, wenn man drumherum liest“, sagte Kroos nur trocken und schob nach: „Es ist alles auf einem guten Weg.“
Die offizielle Verkündung könnte aber noch auf sich warten lassen. „Ich respektiere, was der Verein möchte und wann und wo was kommuniziert. Da ist ein großes Vertrauensverhältnis da“, betonte Kroos. „Der Verein wusste von Anfang an, dass ich nicht mit irgendwelchem Quatsch anfange. Theoretisch kann ich seit dem 1. Januar irgendwo anders unterschreiben, doch mit diesem Quatsch haben wir erst gar nicht angefangen.“
Sammer: „Einer der Größten, die wir jemals hatten“
Aussagen, die Matthias Sammer zum Schwärmen brachten.
„Das ist ja etwas Grundsätzliches, was ihn auszeichnet. Wenn du solche Aussagen tätigst, Wertschätzung und Dankbarkeit zeigst, das ist das Nonplusultra auf allerhöchstem Niveau. Das lebt er. Dementsprechend ist er einer der Größten, die wir jemals hatten“, so der externe BVB-Berater, der als Experte im Einsatz war.
Auch die weiteren Mitglieder der Runde lobten Kroos‘ Vorzüge abseits des Platzes.
„Die Frage ist ja immer: Was ist über den Fußball hinaus? Was sind die Werte, die jemand vertritt. Durch seinen Podcast (Einfach mal Luppen) zeigt er ja eine gewisse Nahbarkeit und greift Themen auf, die auch einen als Mensch ausmachen“, sagte Tabea Kemme: „Und diese Nahbarkeit geht im Fußball leider immer mehr und mehr verloren. Deshalb ist bewundernswert, wichtig und schön zu sehen, dass es solche Charaktere noch gibt.“
Und Sammer ging noch weiter: „Diese Authentizität gibt es heute nicht so oft, doch ihn betrifft es, genauso wie seinen Bruder (Felix Kroo, Anm. d. Red.). Man hat schlichtweg dieses Gefühl, dass beide eine Natürlichkeit haben – und eben kein Kunstgebilde sind. Das ist einfach wunderbar. Das sind Vorbilder! Ob sie es sein wollen, oder ob nicht? Es ist egal. Sie müssen es ja nicht unbedingt wollen, doch sie leben es! Das ist entscheidend. Darauf sollten wir mehr schauen als auf andere Themen.“
DFB-Rückkehr? Das sagt Kroos
Als Hellmann daraufhin in den Raum warf, dass das DFB-Team bei der Heim-EM 2024 auf Kroos nicht verzichten könne und solch einen Top-Spieler brauche, stimmte Sammer vollends zu: „Wenn ich in einer verantwortlichen Position beim DFB wäre, dann wäre er längst zurück. Das ist klar!“
Kroos lachte aber nur und erklärte: „Gott sei Dank ist das nicht der Fall!“ Hellmann ließ allerdings nicht locker und behauptete, dass alle in Deutschland sich seine Rückkehr ins DFB-Team sehnlichst wünschen würden. Kroos schüttelte den Kopf und sagte: „Da bin ich mir ehrlich gesagt nicht so sicher, ob das der Fall ist.“
Und gab unmissverständlich zu verstehen, dass er zu seinem Wort und seinem Rücktritts-Entschluss, den er nach der EM 2021 getroffen hatte, stehe.
„Ich sage es mal so: Ich habe eine bewusste Entscheidung getroffen. Und Matthias (Sammer) kennt mich ja auch schon etwas länger und weiß, dass ich so eine Entscheidung nicht mal kurz so aus dem Bauch heraus treffe, sondern dass sie reichlich überlegt ist. Und wenn jemand norddeutsch ist (Anm. d. Red.: Kroos ist in Greifswald, Vorpommern geboren) und eine Entscheidung trifft, dann ist diese relativ in Stein gemeißelt (lacht). Und das ist nach wie vor der Fall!“
Real-Star schwärmt von Kroos: „Unersetzbar“
Seine Qualitäten zeigte Kroos auch beim 2:0 im Rückspiel gegen Chelsea. Kein Wunder also, dass sein Mannschaftskollege Antonio Rüdiger voll des Lobes war: „Wenn Spieler wie Benzema, Modric und Kroos … wenn die Ruhe haben - und ausstrahlen, warum sollten wir dann nervös sein!“ (Spielplan und Ergebnisse der Champions League)
Es werde „viel über Fitness gesprochen, über Körperlichkeit und alles, aber diese beiden Spieler (Modric und Kroos) haben es vor allem im Kopf! Und deshalb sind die beiden für mich persönlich unersetzbar.“
Kroos wollte die Ruhe nicht als das alleinige Erfolgsgeheimnis von Real, für Mario Gomez die „Endstufe des Fußballs“, bezeichnen.
„Definitiv nicht nur. Das wäre ein bisschen zu viel Eigenlob“, meinte Kroos: „Wir haben eine Mannschaft, die ein bisschen was erlebt hat, vor allem zusammen etwas erlebt hat, die in vielen Spielen sehr viel leiden musste. Und wenn du solche Phasen überstehst und oftmals dann doch noch als Sieger hervorgehst, dann gibt es dir eben in diesen Spielen, in diesen Phasen, wo es mal nicht so läuft, oder der Gegner mal eine Chance hat, wie heute Chelsea, trotzdem die Ruhe und den Glauben, es am Ende doch hinzubekommen.“ (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Champions League)
Kroos lobt Ancelotti
Kroos schloss sich dem Lob der Runde für „Grandseigneur“ Carlo Ancelotti an.
„Ich glaube, dass er den perfekten Mix findet aus Vorgabe und Freiheit. Und das ist nicht einfach auf diesem Niveau. Oftmals wird er leider nur darauf reduziert, eine Mannschaft perfekt managen zu können, was er kann! Und Mario (Gomez) kann mir da recht geben – was bei solchen Mannschaften manchmal wichtiger ist als die Taktik“, betonte Kroos.
Doch der Real-Coach gebe auch „Taktiken vor, aber es ist nicht so, als ob er einem vorgeben würde, was er 90 Minuten zu tun hat. Er lässt uns da definitiv Freiheiten, denn wir haben auch Spieler, die das brauchen. Gerade die drei vorne (Benzema, Rodrygo und Vini Jr.). Wenn du denen sagst, wo sie sich 90 Minuten zu positionieren haben, dann nimmst du ihnen viel Stärke weg. Und er weiß schon, dass wir im Mittelfeld wissen, wo wir stehen müssen.“