Theo Hernández hat sich nach seinem folgenschweren Platzverweis im Rückspiel der Champions-League-Playoffs gegen Feyenoord Rotterdam entschuldigt. Hernández hatte die Gelb-Rote Karte gesehen – und das nach einer Schwalbe!
Peinlich-Abgang: Das sagt Hernández
„Der Fußball ist unberechenbar: Er bietet uns große Freuden, aber auch schmerzhafte Momente“, schrieb der Franzose in einem Statement: „Heute fühle ich eine große Frustration. Ich entschuldige mich bei meinen Mannschaftskameraden, dass ich sie mit 10 Mann im Stich gelassen habe, und ich entschuldige mich bei den Fans, die uns immer unterstützen.“
Aber dieser Verein sei eine Familie, und gemeinsam werden wir es schaffen: „Lasst uns alle zusammen wieder aufstehen.“
Mit dem völlig unnötigen Platzverweis hatte der Verteidiger der AC Milan unfreiwillig zum späteren Aus seines Teams beigetragen - denn nach seinem Abgang gelang den Gästen noch der entscheidende Treffer zum 1:1-Endstand. Rotterdam hatte das Hinspiel mit 1:0 gewonnen.
Der Linksverteidiger versuchte in der 51. Spielminute, im Duell mit Givairo Read einen Elfmeter herauszuholen - legte den Ball vorbei und hob spektakulär ab.
Doch Schiedsrichter Szymon Marciniak ließ sich nicht täuschen: Zwar machte Read eine Bewegung in Richtung Hernández, doch es gab keine erkennbare Berührung. Die zweite Gelbe Karte war die Konsequenz – und Milan musste fortan in Unterzahl weiterspielen.
Ibrahimovic: „Haben uns selbst getötet“
„Wir sind wütend und enttäuscht“, sagte Ex-Milan-Star Zlatan Ibrahimovic hinterher bei Sky Sport Italia: „Uns hat die Reife gefehlt. Die Entscheidung des Schiedsrichters war hart.“ Er hätte sich vom Schiedsrichter mehr Fingerspitzengefühl gewünscht. „Stattdessen war er streng und das hat das Spiel verändert.“
Ibrahimovic, der als Berater seines Ex-Klubs fungiert, nahm Hernández in Schutz: „Wir sind nicht wütend auf Theo, sondern auf uns selbst. Wir haben uns selbst getötet. Wir übernehmen die Verantwortung und suchen nicht nach Alibis.“
DAZN-Kommentator Michael Born konnte schon während des Spiels kaum glauben, was er sah: „Das Ganze beim Spielstand von 1:0, wo überhaupt keine Notwendigkeit besteht, irgendetwas zu versuchen, um hier ins Spiel zurückzukommen. Einfach nicht zu kapieren, die Aktion von Theo Hernández“, sagte Born.
Erste Verwarnung nach Rudelbildung
Die erste Gelbe Karte für Hernández hatte es bereits kurz vor der Pause gegeben. In der 44. Minute geriet er mit Hadj Moussa aneinander, nachdem er den Feyenoord-Spieler im Mittelfeld unsanft zu Boden gerissen hatte.
Die Situation eskalierte in einer Rudelbildung, die erst mit vereinten Kräften aufgelöst wurde. Der Schiedsrichter zeigte dem Franzosen daraufhin Gelb – und das Unheil nahm seinen Lauf.
„Harakiri Milan“, titelte Tuttosport: „Theos fatale Rote Karte, Feyenoord in der Runde der letzten 16.″ Auch Ex-Torhüter Luca Marchegiani wurde als TV-Experte von Sky Italia deutlich: „Das war definitiv kein Elfmeter. Jungs, so etwas darf nicht passieren, und ihr müsst verstehen, dass man in Spielen wie diesem eine solche Verwarnung nicht riskieren sollte. Vor allem die Gelbe Karte am Ende der ersten Halbzeit hätte Theo vermeiden sollen.“
Die italienische Gazzetta dello Sport schrieb vom „Milan-Desaster“ und ließ ebenso kein gutes Haar an Hernández. „Das Ergebnis im San Siro war einem Wahnsinnsakt von Hernandez zu verdanken, der seine Teamkollegen nach fünfzig Spielminuten zu zehnt zurückließ. Dieses Unentschieden steht im Zeichen der Nummer 19 der Rossoneri - zwei verrückte Gelbe - und seinen schockierenden pinken Haare.“
Unwirklicher Erfolg für Rotterdam
In den Niederlanden war man dafür völlig aus dem Häuschen. Vor allem, weil der Rotterdam-Coup unter extremen Bedingungen erreicht wurde. „Feyenoord hat in seiner europäischen Geschichte schon öfter gepatzt, aber noch nie hat es in der Champions League einen derartigen Hammerschlag gelandet“, schrieb De Telegraaf.
Rotterdam ging mit 13 Verletzten in die Partie. Und damit nicht genug: Für die frühe Führung Milans hatte in der ersten Spielminute ausgerechnet Ex-Rotterdam-Spieler Santiago Giménez gesorgt. Erst vor wenigen Wochen wechselte dieser für rund 35 Millionen Euro die Seiten.
Sein Nachfolger ist Julian Carranza, der ablösefrei aus Philadelphia kam. Weil er unter der Woche krank war, konnte er nicht starten. Doch für knapp 30 Minuten reichte die Kraft - und für den entscheidenden Treffer in der 73. Minute.