Der Bösewicht könnte zum BVB-Albtraum werden. Wenn Viktor Gyökeres ein Tor erzielt, verschränkt er seine Finger, legt sie vor sein Gesicht, die Daumen an die Schläfen – in Anlehnung an den Batman-Bösewicht Bane im Film „The Dark Knight Rises“, der in einer Film-Szene sagt: „No one cared who I was until I put on the mask.“ (deutsch: „Niemand interessierte sich für mich, bis ich die Maske aufsetzte.“).
Bösewicht als BVB-Albtraum?
Die Dortmunder dürften vor dem Playoff-Hinspiel bei Sporting Lissabon (ab 21.00 Uhr im LIVETICKER) gewarnt sein, denn die Qualitäten des 26-Jährigen sind europaweit gefürchtet wie begehrt.
„Tormaschine“ Gyökeres mit beeindruckender Quote
In 34 Pflichtspielen knipste „Yokeresch“, wie ihn die Portugiesen aussprechen, in dieser Spielzeit bereits 34 Mal und gab sieben Assists. Im Rennen um den Goldenen Schuh, die Auszeichnung zum besten Torjäger Europas, liegt der Schwede nur nicht auf Rang eins, weil die vermeintliche schwächere portugiesische Liga mit einem geringeren Faktor als die Top-Ligen berücksichtigt wird.
Der 26-Jährige spielt eine Fabel-Saison. Doch seine Quote beeindruckte auch schon in der Vergangenheit. Letzte Saison erzielte er in 50 Spielen 43 Tore und legte 15 weitere vor. „Er ist nicht nur eine Tormaschine. Er ist ein Mentalitätsmonster. Er pusht sich jedes Spiel, in jedem Training. Und genau das macht ihn für die Mannschaft so besonders“, meint der portugiesische Journalist Tiago Labreca im Gespräch mit SPORT1.
In den letzten Wochen hatte Gyökeres mit Oberschenkelproblemen zu kämpfen, fiel deshalb in zwei Pflichtspielen aus. Am Wochenende, beim intensiven 1:1 gegen den Tabellendritten FC Porto, wurde er 20 Minuten vor Schluss eingewechselt. Es scheint, als wäre der Schwede mit ungarischen Wurzeln pünktlich zum Duell mit dem BVB wieder fit.
Spätstarter Gyökeres über den FC St. Pauli in die Königsklasse
Gyökeres ist ein Spätstarter, debütierte erst mit 25 Jahren in einer ersten Liga. Mit 19 wechselte er aus der Heimat zu Brighton & Hove Albion, kam dort aber in der Premier League nicht zum Zug. Der Klub verlieh ihn zu Swansea und Coventry, zwischendurch hatte er auch ein Gastspiel in Hamburg, beim FC St. Pauli.
„Die Entwicklung ist fantastisch. Man sieht, dass man im Fußball so in der Form gar nicht planen kann. Es gibt immer wieder Überraschungen“, lobte BVB-Trainer Niko Kovac vor dem Duell.
Beim Zweitligisten erzielte er in 28 Einsätzen sieben Tore und bereitete vier weitere vor. Sein damaliger Trainer Jos Luhukay meinte einmal nach einem Spiel: „Er ist gelaufen wie ein Rennpferd. Ich glaube, der wollte noch eine halbe Stunde länger spielen. Der war nicht kaputt zu kriegen.“
Von der Art, wie er Fußball spielt und denkt, erinnert Gyökeres an City-Star Erling Haaland, der sechs Zentimeter mehr misst. „Von der Physis sind sie sich relativ ähnlich“, sagt Labreca und ergänzt: „Ich glaube, das ist diese Wikinger-Mentalität aus den nordischen Ländern. Die wollen immer mehr.“ Dennoch beschreibt ihn der Journalist als „nicht extravagant und total bodenständig.“
Gyökeres-Abschied rückt näher
Ex-Sporting-Trainer Ruben Amorim, inzwischen bei ManUnited an der Seitenlinie, lotste Gyökeres im Sommer 2023 von Coventry City nach Lissabon – damals erschienen die rund 20 Millionen Euro Ablöse für einen Spieler aus der zweiten englischen Liga enorm hoch.
Doch Gyökeres konnte in diesen eineinhalb Jahren seinen Marktwert mehr als verdreifachen.„Wir haben nicht viel erwartet. Vor allem, weil er aus der zweiten englischen Liga kam. Aber in seinem ersten Spiel an der Algarve habe ich gesagt: Was zur Hölle ist das für ein Typ? Für mich war klar: Hier ist der beste Stürmer der Welt“, erinnert sich Labreca zurück.
Gyökeres Ausstiegsklausel in Höhe von 100 Millionen Euro schrecken Interessenten nicht ab. Ein Wechsel im Sommer ist demnach alles anderes als unwahrscheinlich. Bis es so weit ist, möchte der Sporting-Bösewicht aber noch einige Male in grün-weiß für Angst und Schrecken Sorgen.