Borussia Dortmund hat es verpasst, sich im Achtelfinale der Champions League gegen OSC Lille für eine dominante erste Halbzeit zu belohnen und kam nicht über ein 1:1 (1:0) hinaus.
Mit seinem Fehler fing das Unglück an
Die BVB-Fans hatten sich zu Hause deutlich mehr erhofft. Die Quittung für ihre Profis folgte prompt nach Abpfiff. Einige Pfiffe hallten den Dortmunder entgegen, ehe sich die Fans dann doch für aufmunternde Anfeuerungsrufe entschieden.
Sabitzer patzt folgenschwer
Der einzige Gegentreffer des Tages war laut Experte Benedikt Höwedes vermeidbar, im Mittelpunkt: Marcel Sabitzer. „Der Fehler beginnt natürlich mit Sabitzer, der einfach nach vorne stürzt, ohne den Gegner richtig zu stellen”, sagte Höwedes bei Amazon Prime.
„Sabitzer, der blind rausstürzt und überhaupt nicht in den Zweikampf kommt. Wenn er seinen Gegenspieler hinten stellt und ihn bedrängt, passiert gar nichts. So hat er die Möglichkeit, den Steckpass zu spielen“, resümierte der Ex-Schalker. Auch Emre Can und Julian Ryerson hätten in besagter Situation nicht energisch genug verteidigt.
Fakt ist: Der BVB muss sich am nächsten Mittwoch in Lille strecken, um in die Runde der besten acht Mannschaften in Europa einzuziehen. Die SPORT1-Einzelkritik zum BVB-Remis:
BVB: Innenverteidiger-Duo überzeugt
GREGOR KOBEL: Erlebte trotz Gegentor und mehr Ballbesitz des Gegners einen ruhigen Abend. Bei einem Mukau-Distanzschuss bewies er gutes Auge und guckte den Ball ins Aus. (27.). Eine eher strengere Flanke von Mbappé war das Einzige, was er aktiv fangen musste. Beim Gegentor machtlos. Immerhin: Mit dem Ball am Fuß fehlerlos. SPORT1-Note: 3
JULIAN RYERSON (bis 83.): Gewohnt giftig in den Zweikämpfen, auch wenn er nur knapp die Hälfte davon gewinnen konnte. Wollte es offensiv das ein oder andere Mal so machen wie Adeyemi vor ihm und seine Gegenspieler außen überlaufen. Doch ein paar km/h fehlten ihm für die Double-Rolle. Wies Svensson bei einem Lille-Freistoß ordentlich zurecht. Eine seiner Ecken missglückte und wurde dadurch fast noch überraschend gefährlich (45.). SPORT1-Note: 3
NICO SCHLOTTERBECK: Hätte ein weiteres Zu-Null-Spiel verdient. Ließ mit seinem kongenialen Partner Emre Can lange Zeit nichts anbrennen. Beim Gegentor war der Fehler des herausstürmenden Sabitzers nicht mehr zu verteidigen. Spielte immer wieder öffnende, vertikale Bälle und tauchte auch einmal gefährlich offensiv auf. Wie Jamie Gittens zog er in die Mitte und schloss mit seinem schwächeren rechten Fuß ab – der Ball sauste nur knapp links am Lille-Gehäuse vorbei (38.). Trotz Gegentor: Kovac hat sein Traum-Innenverteidiger-Duo gefunden! SPORT1-Note: 2,5
EMRE CAN: Zeigte Lilles David direkt von Beginn an, wer Chef im Strafraum ist und eroberte mit vollem Körpereinsatz den Ball (9.). Verteidigte auch sonst mehrmals nach vorne und das ohne Foulspiel. Nahm so Mitspieler und Fans mit. Sorgte für ein Raunen, als er eine Flanke von der halbrechten Seite ins Aus ließ und seinen durchstartenden Gegenspieler kurz irritierte – wenn das gewollt war: Chapeau! Rückte beim Gegentor aus der Kette, weil Sabitzer fehlte. Die Bestrafung folgte umgehend: Ausgleich. SPORT1-Note: 2,5
DANIEL SVENSSON (bis 83.): Ließ sich im Spielaufbau – wie gewohnt – auf die Doppelsechs fallen. Der Bruder von Kylian Mbappé hatte es schwer gegen ihn. Erschrak nach rund einer Stunde bei einem Lille-Freistoß, als ihn Ryerson am Kragen packte und um ein paar Meter weiter nach hinten positionierte. Machte aber auch eine schmerzhafte Erfahrung, als er nach einem Zweikampf mit André Gomes am linken Knie behandelt werden musste. Kurz danach musste er wegen dieser Verletzung ausgewechselt werden. Dennoch: Mit seiner intensiven Art und Weise gewinnt er immer mehr die Herzen der BVB-Fans. Das von Kovac hat er bereits. SPORT1-Note: 3
Sabitzer ziellos und übermotiviert
MARCEL SABITZER: Agierte erneut als klarer Abräumer, häufig auch am Rande des Erlaubten und darüber hinaus. Sein Fehler leitete das Unglück ein: Beim Gegentor sprintete er ziellos und übermotiviert nach vorne und machte so in seinem Rücken Platz für die Lille-Angreifer. In der Folge war das nicht mehr zu verteidigen. SPORT1-Note: 5
PASCAL GROSS: Entnervte ein ums andere Mal seinen Gegenspieler Mukau und stand ihm dicht auf den Fersen. Dirigierte viel im Mittelfeld und ärgerte sich auch mal lautstark. Nicht so oft in Flanken-Positionen und in Strafraumsituationen wie zuletzt. Sein Abstauber-Tor nach einem Can-Kopfball kurz vor der Halbzeit zählte zu Recht nicht - Abseits. SPORT1-Note: 4
So lief es für Rückkehrer Gittens
JAMIE GITTENS (bis 66.): Kovac schonte ihn zuletzt und versprach sich davon Spritzigkeit und Frische – er sollte sie bekommen. Dribbelte immer wieder gefährlich an und zog einige Gegenspieler. Sein Frust der letzten Wochen wich der Spielfreude: Sein Beinschuss gegen André (15.) verzückte die Fans. Bis auf einen ungenauen Seitenwechsel ein durchaus positiver Auftritt. Musste nach etwa einer Stunde für Beier Platz machen. Wirkte platt. Von Kovac gab es Applaus. SPORT1-Note: 4
KARIM ADEYEMI: Wenn das Selbstbewusstsein da ist, funktioniert (fast) alles. Per Dropkick wuchtete er den zweiten Ball nach einer BVB-Ecke mit seinem starken linken Fuß trocken ins Eck (22.). Auch die Entstehung ging auf seine Kappe, denn er selbst holte die Standardsituation mit einem Tempo-Dribbling heraus. SPORT1-Note: 2,5
Brandt? Das Glück ist nicht auf seiner Seite
JULIAN BRANDT (83.): Seine Teamkollegen Groß und Guirassy zeigten es ihm an: Lange Flanke. Doch Brandt wollte zu viel klein-klein und spielerisch lösen. Wie nach rund einer halben Stunde, als er kurz vor dem Lille-Kasten ins Nichts ablegte (32.) – da wäre so viel mehr drin gewesen. Das Glück ist weiterhin nicht auf seiner Seite. SPORT1-Note: 4,5
SERHOU GUIRASSY: Fast schon ungewohnt, dass es Guirassy nicht auf die Anzeigetafel schaffte. Traf zu Beginn nur das Außennetz (9.). Ließ sich diesmal immerhin nicht von leichteren Trikot-Zupfen stoppen und versuchte auf den Beinen zu bleiben. Viel Arbeit, wenig Ertrag. SPORT1-Note: 4
Ab 66. MAXMILIAN BEIER: Sollte für neuen Schwung sorgen. So richtig gelingen wollte ihm das nicht. Arbeitete aber deutlich fleißiger zurück als Gittens. SPORT1-Note: Ohne Bewertung.
Ab 83. YAN COUTO: Gleich nach seiner Hereinnahme bekam er mehrmals Pfiffe der BVB-Fans ab, weil er das Spiel verzögerte. SPORT1-Note: Ohne Bewertung.
Ab 83. RAMY BENSEBAINI: SPORT1-Note: Ohne Bewertung.
Ab 83. GIOVANNI REYNA: SPORT1-Note: Ohne Bewertung.