Als Thomas Müller am 30. September 2022 nach seinem Treffer zum 4:0-Endstand gegen Bayer Leverkusen auf dem Rasen der Allianz Arena lag und alle Viere lachend von sich streckte, konnte die Legende des FC Bayern noch nicht wissen, dass eine schwarze Serie gegen die Werkself folgen sollte.
Bayern droht monatelanges Vakuum
Auch der damalige Bayern-Trainer Julian Nagelsmann und Torschütze Sadio Mané hatten keinen blassen Schimmer. Und bei Leverkusen hätte sich der damalige Coach Gerardo Seoane ohne den am Kreuzband verletzten Florian Wirtz die folgenden Jubelmonate nicht erträumen lassen. Doch seitdem ist bei beiden Klubs viel passiert und die Machtverhältnisse im deutschen Fußball sind ins Wanken geraten.
Leverkusen ist das Münchner Schreckgespenst
Fakt ist: Leverkusen ist vor dem deutschen Champions-League-Duell am Mittwochabend in München (ab 21 Uhr im LIVETICKER) seit dieser deutlichen Pleite im Herbst 2022 zu einem ganz anderen Widersacher geworden. Seit dem 4:0-Sieg der Bayern gab es in sechs folgenden Duellen drei Erfolge für Leverkusen und drei Unentschieden. Das einstige „Vizekusen“ ist mittlerweile das Münchner Schreckgespenst.
Nur gegen einen anderen Verein auf der Welt hat der FC Bayern in den vergangenen Jahren eine so schlechte Bilanz: Real Madrid. Gegen die Königlichen ist der deutsche Rekordmeister seit acht Spielen ohne Sieg. Vier Mal in Serie scheiterte man in der K.o.-Phase der Königsklasse an den Madrilenen.
Alonso verlor noch nie gegen Bayern
Ganz so verheerend ist die Serie gegen Bayer noch nicht - aber vor dem anstehenden Kracher wird bei den Verantwortlichen deutlich, dass Leverkusen längst ein ähnlich gefürchteter Gegner ist. Mit vollmundigen Ansagen hielten sich alle Münchner ungewohnt zurück. Vor allem der Respekt vor Bayer-Coach Xabi Alonso ist riesig.
Seit der Spanier im Amt ist, verlor er nie gegen München. Stattdessen fügte er seinem Ex-Verein bittere Lehrstunden zu. Auch in dieser Saison tat Leverkusen den Münchnern richtig weh mit dem Sieg im DFB-Pokal.
Leverkusen dominierte Bayern zuletzt
Die Favoritenrolle schieben sie in der bayerischen Landeshauptstadt auch deshalb dem Double-Sieger zu - im Fall von Thomas Müller allerdings mit deutlicher Ironie. „Leverkusen ist ja ganz klar der Favorit. Da muss man ja bloß mal in die deutsche Experten-Landschaft reinhören“, sagte die Bayern-Legende nach der Auslosung. „Wir als absolut krasser Außenseiter wollen uns natürlich beweisen. Na, liebe Experten, dann schauen wir mal.“
Vor allem das 0:0 in der Bundesliga vor einigen Wochen hinterließ großen Eindruck, weil Leverkusen extrem dominant auftrat und dem Gegner keine echte Torchance zugestand. Bayern taumelte während der 90 Minuten stark und rettete das Remis über die Zeit. Die Reaktion von Fans und Medien auf die Leistung beim Spiel in Leverkusen hat die Bayern getroffen.
„Wissen Sie, was mich optimistisch macht?“, fragte der ehemalige Münchner Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge zuletzt bei einer Medienrunde: „Dass alle Bayer Leverkusen zum Favoriten erklärt haben. Ich kenne unsere Mannschaft. Das stinkt unserer Mannschaft bis zum Gehtnichtmehr.“
Rudi Völler reagierte darauf nur gelassen. Der ehemalige Leverkusen-Boss sagte zuletzt auf SPORT1-Nachfrage: „Na ja, das sind die Dinge, die man vor so einem Spiel sagt.“
Dem FC Bayern droht ein Vakuum
Die letzten Spiele gegen Bayern haben in München definitiv Spuren hinterlassen, der Druck ist groß - zumal Leverkusen Bayerns Saison mit einem K.o. in der Champions League ordentlich durcheinanderwirbeln könnte.
Zwar haben die Münchner in der Liga einen Vorsprung von acht Zählern und sind auf Titelkurs, doch dieses Polster wäre bei einem Aus im deutschen Duell gleich deutlich weniger wert. Zumal im Pokal schon der Knockout gegen Leverkusen zu Buche steht.
„Der FC Bayern hat den größeren Druck und deutlich mehr zu verlieren“, meinte auch Ex-Trainer Ottmar Hitzfeld bei Bild und wies auf einen besonderen Umstand: „Weil das Finale der Champions League in München stattfindet.“
Verabschiedet sich Bayern ausgerechnet gegen Leverkusen aus der Königsklasse, würde das einen extrem bitteren Nachgeschmack hinterlassen - der dazu auch noch lange anhalten könnte.
Wenn man von der weiteren Dominanz in der Bundesliga ausgeht, kämen erst zur Klub-WM im Sommer wieder große Spiele. Es droht ein monatelanges Vakuum.
Oder liegt Thomas Müller doch wieder jubelnd auf dem Rasen in der Allianz Arena und rückt alte Verhältnisse ein Stück weit wieder her?