Der FC Bayern verzweifelt am Bollwerk! Die Münchner verloren das Hinspiel im Viertelfinale der Champions League gegen Inter Mailand mit 1:2 - das Aus droht.
Einzelkritik: Kimmich zu zaghaft
In einer packenden Schlussphase sieht Joker Thomas Müller schon wie der Held des Abends aus, doch dann schlagen die Italiener nochmal zu - auch weil ein anderer FCB-Einwechselspieler den Unmut der Fans auf sich zieht. Die SPORT1-Einzelkritik.
JONAS URBIG: Drittes Champions-League-Spiel überhaupt - er leitete direkt mit klugen Pässen brandgefährliche Offensivaktionen ein, wie die Großchance von Kane (25.). Und überzeugte auch auf der Gegenseite, hielt nach Wiederanpfiff einen Schuss von Martínez mit einem glänzenden Reflex - beim Tor zum 0:1 jedoch machtlos. Genauso beim zweiten Gegentor, vor dem er lange Zeit erstaunlich wenig geprüft wurde. SPORT1-Note: 2,5
Bayern-Fans sauer auf Boey
JOSIP STANISIC: Nervöser Beginn, verlor direkt in der ersten Spielminute den Ball an der linken Außenlinie vollkommen ohne Not gegen Marcus Thuram, konnte aber selbst noch zum Einwurf klären. Hatte die erste Bayern-Chance der zweiten Hälfte, konnte den Kopfball nach passgenauer Laimer-Flanke aber nicht mehr drücken (62.). Rutschte eine Viertelstunde vor Schluss durch die Kim-Auswechslung in die Innenverteidigung. SPORT1-Note: 3,5
MINJAE KIM (bis 75. Minute): Dürfte von Calhanoglus Schüssen ein paar blaue Flecken davongetragen haben – stets war es der Koreaner, der die Versuche des Inter-Stars abblockte. Leistete sich in der 27. Minute einen üblen Tritt am Mittelkreis gegen Martínez, den man bis auf die Pressetribüne hörte. Richtige Folge: Gelbe Karte, die kaum mehr dunkler sein konnte. Stand teilweise viel zu hoch und ließ sich zu leicht herauslocken. 15 Minuten vor dem Ende kam Boey für ihn ins Spiel. SPORT1-Note: 4
SACHA BOEY (ab 75. Minute): Für Kim eingewechselt, rutschte aber auf die rechte Außenverteidigerposition. Zog sich mit einem hektischen Abschluss und seltsamen Dribblings den Unmut der Bayern-Fans zu und war keine wirkliche Hilfe, als es eng wurde. Zu allem Unglück zog er vor dem zweiten Gegentor nach innen und machte die Seite auf, über die Inter das Tor initiierte. SPORT1-Note: 5
ERIC DIER: Lieferte sich mit Thuram ein knackiges Duell mit ganz viel Körpereinsatz. Schrecksekunde in der 17. Minute als Inter-Kapitän Lautaro Martínez den Engländer am eigenen Fünfmeter-Eck rüde von den Beinen holte, die Sorgenfalten waren aber schnell wieder verflogen. In der Rückwärtsbewegung ein klassischer Manndecker der 80er-Jahre: Selbst als Thuram einen Ball durchließ, nur Augen für den Franzosen. Machte beim zweiten Gegentor keinen guten Eindruck und vermasselte so den Gesamteindruck. SPORT1-Note: 3,5
KONRAD LAIMER: Wie immer einer der Fleißigsten auf dem Feld – nach 13 Minuten begann er aber sogar damit, im gegnerischen Strafraum zu zaubern und ermöglichte Kane damit eine gute Chance. In der Folge duellierte sich der Österreicher vor allem mit Augusto – ein Kampf mit wechselnden Siegern. Versprühte zudem durchgehend Offensivdrang - ohne zählbaren Ertrag. Ausnahme: Die Vorlage auf Müller, die der zum zwischenzeitlichen Ausgleich nutzte. SPORT1-Note: 2,5
Kimmich zu zaghaft
LEON GORETZKA: Startete unauffällig in die Partie und fiel meist nur auf, wenn er gerade fehlte – zum Beispiel, wenn die Italiener zu ungehindert aus zentraler Position zum Schuss kamen. Klärte aber zum Auftakt der zweiten Hälfte bei einer gefährlichen Freistoßausführung der Mailänder, weil er schnell schaltete. Für den Rest des Spiels kämpferisch gut unterwegs, aber auch ihm fehlte der kreative Touch. Für Überraschungsmomente sorgte er jedenfalls nicht. SPORT1-Note: 3
JOSHUA KIMMICH: Präsentierte sich in der ersten halben Stunde eindeutig zu zaghaft. Große Inspiration ging von ihm ebenfalls nicht aus. Ließ im Sprintduell vor Inters Treffer gegen den Torschützen Martínez abreißen – nicht gut vom DFB-Kapitän. Im zweiten Abschnitt fing sich der 30-Jährige zwar, es fehlten aber die klaren Ideen und Impulse von ihm, um die Italiener wirklich in Gefahr zu bringen. Exemplarisch sein harmloser Freistoß in Minute 72. Wurde in der Schlussphase giftiger und präsenter, doch grundsätzlich blieb kein guter Eindruck. SPORT1-Note: 4
LEROY SANÉ (bis 75. Minute): Wirbelte durchaus ansehnlich über die linke Seite, der letzte Punch oder gar ein magischer Moment fehlte jedoch. Oftmals verlor sich der Nationalspieler in argem Klein-Klein. Dazu gesellten sich immer wieder Aktionen, in denen er glücklos wirkte. Das blieb auch bis zu seiner Auswechslung in der 75. Minute so. SPORT1-Note: 4
Standing Ovations für Müller
THOMAS MÜLLER (ab 75. Minute): Schon vor der Einwechselung frenetisch gefeiert und mit Standing Ovations der Fans bedacht, als Kompany das Zeichen zum Tausch gab. Als die Tafel mit der grünen 25 in den Münchner Abendhimmel gestreckt wurde, das Hauptobjekt der Handy-Fotoobjektive, hallte der Name durch das weite Rund. Bekam seinen ganz großen Auftritt in der 85. Minute, ein typisches Ball-über-die-Linie-drücken-Müller-Tor zum späten Ausgleich. Stadionsprecher Stephan Lehmann wiederholte den Vornamen fünfmal, die Fans hätten den Nachnamen des Torschützen wohl noch bis Spielende zurückgeschrien. Nach dem zweiten Gegentor weiter bemüht, aber mehr sprang nicht mehr heraus. SPORT1-Note: 1
RAPHAEL GUERREIRO (bis 75. Minute): Bekam einigermaßen überraschend den Vorzug vor Thomas Müller und durfte auf der Zehnerposition den verletzten Jamal Musiala ersetzen. Interpretierte die Rolle lange fast unsichtbar, tauchte dann in der 20. Minute aber doch gefährlich vor dem Tor der Italiener auf. War über weite Strecken der Partie viel unterwegs, die meisten Läufe waren jedenfalls völlig umsonst. Erst nach 64 Minuten zeigt er bei einer guten Chance seine Klasse. Nach 75 Minuten war sein Arbeitstag beendet. SPORT1-Note: 4
SERGE GNABRY (ab 75. Minute): Durfte in der Schlussviertelstunde Guerreiro ersetzen. Glänzte mit viel Elan und einer guten Vorlage auf Müller. Brachte deutlich Schwung ins Spiel und setzte auch Kane gut ein. SPORT1-Note: 2
Olise-Magie will nicht aufkommen
MICHAEL OLISE: Setzte in der 6. Minute das erste Ausrufezeichen aus Bayern-Sicht, sein Schuss von der Strafraumkante wurde aber leicht abgefälscht und zischte am Tor vorbei. Sprang vor dem 0:1 dem mitentscheidenden Zweikampf aber beinahe ängstlich aus dem Weg. Nach der Pause strahlte der Franzose durchaus Gefahr aus, doch große Magie wollte diesmal nicht aufkommen. SPORT1-Note: 3
HARRY KANE: Hatte in der 13. Minute seinen ersten Kopfballabschluss auf Ex-Bayern-Keeper Yann Sommer, die laute Atmosphäre des einstigen Arbeitgebers verleitete diesen aber nicht zu Unsicherheit. Kane scheiterte in der 26. Minute spektakulär am Pfosten – den macht er normalerweise blind… Nach der Pause engagiert, aber glücklos. Da muss im Rückspiel mehr kommen. SPORT1-Note: 3