Stoische Ruhe und Sicherheit am Ball, perfekt getimte Grätschen, Sieger in zahlreichen Sprintduellen. Niklas Süle zeigte gegen Barcelona, was in ihm steckt. Fußballerisch ist das nicht wirklich eine Überraschung.
Behält Kovac Recht?
Denn über sein gigantisches Potenzial gibt es wohl keine zwei Meinungen. Doch Süle überzeugte in untypischer Manier auch mit Worten - auf und neben dem Platz. Der Erfolg gegen die Katalanen ist der Beweis: Niklas Süle ist zurück - und wie!
Süle beißt sich durch die „Hölle“
Er hatte sich vor dieser Spielzeit so viel vorgenommen, doch so richtig rund lief es nicht. Große Schuld daran hatte mit Sicherheit seine Syndesmoseband-Verletzung, die ihn gleich zweimal zurückwarf.
„Es gibt Phasen - da hatte ich auch schon einige in meiner Karriere - wo man mal so ein bisschen durch die, ja ‚Hölle‘ ist zu viel, aber nicht so eine gute Phase hat. Da muss man sich durchbeißen“, erklärte Süle bei Amazon Prime.
Immer wieder musste und muss Süle Diskussionen um sein Gewicht und Gehalt (mit ca. 14 Millionen Euro Spitzenverdiener) über sich ergehen lassen. Trotz zahlreicher Rückschläge und Reservisten-Dasein gab er nicht auf.
Christoph Kramer schwärmt von Süle: „Richtig geil“
„Ich bin ein Typ, der trotzdem weiß, was er noch kann und was ich für eine Qualität habe. Ich glaube, das habe ich den letzten Jahren oft genug gezeigt - auch schon für Borussia Dortmund, aber nicht immer. Ich habe auch viele Fehler gemacht, die ich persönlich eingesehen habe, wo ich selber sehr viel an mir gearbeitet habe“, gab Süle völlig unverblümt und selbstkritisch nach dem Spiel zu.
Weltmeister und TV-Experte Christoph Kramer zollte für diese deutlichen Worte großen Respekt: „Geiles Interview. Muss ich echt sagen. Richtig geiles Interview. Er hat super gespielt. Ich bin sowieso Niklas-Süle-Fan. Ich wünsche ihm wirklich, dass er mal eine Saison vom Verletzungspech verschont bleibt. Ich halte viel von ihm.“
Behält Kovac Recht?
Nicht nur Kramer, sondern auch Niko Kovac ist großer Fan des Verteidigers. Schon zu gemeinsamen Bayern-Zeiten war Süle unter dem 53-Jährigen gesetzt.
Bei seinem Antritt erklärte Kovac Süle zu einem „Kandidaten für die WM 2026“. Aufgrund seiner mangelnden Spielpraxis verwunderten diese Aussagen. Doch ganz so daneben scheint seine Einschätzung nicht zu sein.
Gegen Barca lieferte Süle eine bockstarke Vorstellung ab (SPORT1-Note: 1,5). Barcelonas Offensivkünstler Raphinha machte keinen Stich gegen ihn und prallte mehrmals an dem 29-Jährigen ab.
„Der kann das einfach“
„Ich finde, Niki ist einfach ein unfassbar guter Spieler mit unfassbaren Qualitäten. Ich glaube, die Kombination aus Größe, Technik, Schnelligkeit und Stärke, die der Kerl hat, ist unfassbar“, lobte Gregor Kobel auf SPORT1-Nachfrage.
Überrascht ist der Torhüter von der Leistung seines Verteidigers allerdings nicht: „Man kennt ihn ja auch. In solchen Spielen ist er immer ready. In der Hinrunde ist er auch nach sechs Wochen Verletzungspause einfach gegen Bayern reingekommen und hat ein Riesen-Spiel gemacht. Das ist Niki. Der kann das einfach.“
Süle geht auch abseits des Platzes voran
Sportlich wissen die Dortmunder um Süles Fähigkeiten. Doch der gebürtige Frankfurter zeigte am Dienstag-Abend auch Führungs-Qualitäten. Mehrmals peitschte er seine Mitspieler nach vorne und gab lautstarke Kommandos von sich - untypisch für den knapp zwei Metern großen Hünen.
Süle scheint sich mit der Verantwortung, die er nach der Verletzung von Nico Schlotterback und dem Ausfall von Emre Can zwangsläufig übertragen bekommen hat, wohlzufühlen: „Ich habe noch nicht so viele Spiele für Borussia Dortmund gemacht wo wir so füreinander eingestanden sind und so gekämpft haben. Ab der ersten Minute hat jeder im Stadion gemerkt, dass wir daran glauben - alle, die auf dem Platz stehen und auch die Spieler auf der Bank. Ich bin mega stolz auf die Mannschaft.“
Süles Worte beweisen: Er hat Lust auf diese Verantwortung. Auf ihn ist Verlass. Und noch viel mehr: Wenn er fit ist, gibt es an ihm kein vorbei – weder für die Gegenspieler noch für seinen Trainer.