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Der unterschätzte Superstar

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Der unterschätzte Superstar

Das Champions-League-Viertelfinale wird für Martin Ödegaard ein besonderes Duell. Als Arsenal-Kapitän fordert er jenen Klub heraus, der ihm einst als Teenager die Türen zum Fußball-Olymp öffnete – und wieder schloss.
Vor dem Champions-League-Achtelfinale gegen Arsenal reagiert Reals Trainer Carlo Ancelotti gelassen auf Kritik – für ihn zählt nur, dass Vereinspräsident Florentino Pérez weiter hinter ihm steht.
Das Champions-League-Viertelfinale wird für Martin Ödegaard ein besonderes Duell. Als Arsenal-Kapitän fordert er jenen Klub heraus, der ihm einst als Teenager die Türen zum Fußball-Olymp öffnete – und wieder schloss.

Ein gestreifter Pullover, ein schüchternes Lächeln und die Augen der Fußballwelt, die auf ihn gerichtet waren. So begann vor zehn Jahren Martin Ödegaards Abenteuer bei Real Madrid. Es war Januar 2015, als der damals 16-Jährige im Bernabéu präsentiert wurde – ein Jahrhunderttalent, das einen kometenhaften Aufstieg hingelegt hatte.

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Aus dem großen Traum wurde jedoch eine Tortur, aus dem Wunderkind ein Wandervogel. Dreieinhalb Jahre später hatte er gerade einmal elf Pflichtspiele für die erste Mannschaft absolviert – ohne ein einziges Tor oder einen Assist. Stattdessen folgten vier Leihgeschäfte, bevor er Real Madrid im August 2021 endgültig verließ.

Der FC Arsenal wurde sein sportliches Zuhause, wo er heute als Kapitän Verantwortung trägt. Am Dienstagabend (ab 21 Uhr im LIVETICKER) trifft er als Kapitän der Gunners und einer der besten Mittelfeldspieler Europas auf seinen ehemaligen Verein. Im Emirates Stadium bietet sich dem mittlerweile 26-Jährigen die perfekte Bühne, um allen zu zeigen, welchen Spieler die Königlichen haben ziehen lassen.

Das Wunderkind aus Norwegen

Die Zahlen lasen sich damals beeindruckend: Mit 15 Jahren und 118 Tagen Debüt in Norwegens Eliteliga für Stromsgodset, kurz darauf jüngster Torschütze der Liga und wenig später bereits Nationalspieler Norwegens. Ein Teenager, den ganz Europa jagte.

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Die Geschichte von Martin Ödegaard begann in Drammen, einer Stadt südwestlich von Oslo. Sein Talent erkannte man früh. „Ich konnte sehen, dass er ein außergewöhnliches Talent war“, erinnerte sich Stian Lund, Akademiedirektor von Stromsgodset, an den damals 10 Jahre alten Ödegaard bei der BBC.

Zahlreiche Spitzenklubs aus Europa waren an dem Youngster interessiert. Und so trainierte Ödegaard bei Manchester City, besuchte Liverpool, Manchester United, Bayern München und Borussia Dortmund.

Schwieriger Start in Spanien

Im Januar 2015 fiel die Entscheidung: Real Madrid. Eine Transfergebühr von 3 Millionen Euro, ein Dreijahresvertrag mit einem Jahresgehalt von 3,5 Millionen Euro brutto, dazu Prämien – für einen 16-Jährigen. Sein Vater Hans Erik erhielt eine Trainerrolle in der Jugendabteilung.

Ödegaards Ankunft in der spanischen Hauptstadt glich einem königlichen Empfang, doch aus sportlicher Sicht war es eher ein Stolperstart. Der Plan sah vor, dass er unter der Woche mit den Superstars um Cristiano Ronaldo, Gareth Bale und Luka Modric trainieren und am Wochenende in der zweiten Mannschaft unter Zinédine Zidane Spielpraxis sammeln sollte. Doch dieses Konstrukt funktionierte nicht.

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„Mit dem B-Team war ich nicht regelmäßig bei ihnen, also habe ich diese Verbindung nicht gefunden. In der ersten Mannschaft war ich nur ein Kind, das zum Training kam“, erklärte Ödegaard später in The Players‘ Tribune. Auch Fußballexperte Guillem Balague analysierte bei der BBC ähnliches: „Sein einzigartiger Vertrag, der es ihm erlaubte, mit der ersten Mannschaft zu trainieren, während er für die B-Seite spielte, ließ ihn in einer Art Schwebe, nie vollständig in einem der beiden Kader integriert.“

Der Norweger spielte in der Saison 2014/15 nur ein einziges Mal für die erste Mannschaft – am letzten Spieltag, als Barcelona bereits als spanischer Meister feststand. Er wurde in der 58. Minute beim 7:3 gegen Getafe eingewechselt und brach den Rekord für das jüngste Real-Debüt: 16 Jahre und 156 Tage.

Leihgaben als Schlüssel zum Erfolg

Die folgenden Jahre glichen einer Odyssee. Weder unter Rafael Benítez noch unter Zidane erhielt der Norweger nennenswerte Spielzeit. Ödegaard verließ das Bernabéu für Leihgeschäfte: erst Heerenveen, dann Vitesse Arnhem, Real Sociedad und schließlich Arsenal.

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Mit jeder Station wuchs Ödegaard, besonders bei Vitesse, wo er zum Spieler des Jahres gewählt wurde. Schließlich auch bei Real Sociedad, wo er so sehr überzeugte, dass Zidane ihn im Sommer 2020 zurück nach Madrid holte. Aber wieder konnte er sich nicht durchsetzen.

Die Leihe zum FC Arsenal im Januar 2021 wurde ein halbes Jahr später zum Dauertransfer. Der Abschied von Madrid war besiegelt, die Königlichen kassierten rund 40 Millionen Euro für einen Spieler, dessen Potenzial sie nie richtig nutzen konnten.

Aber warum scheiterte Ödegaard bei Real Madrid? Eine mögliche Antwort: Das damalige Spielsystem passte nicht zu ihm. Das 4-3-3 mit dem etablierten Mittelfeld um Kroos, Modric und Casemiro ließ keinen Platz für einen klassischen Zehner. Dazu kam der enorme Druck: Mit 16 Jahren sollte er bereits mit Weltstars mithalten.

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Die Wiedergeburt in London

Bei Arsenal fand Ödegaard das, was ihm in Madrid gefehlt hatte: Vertrauen und Kontinuität. Mikel Arteta baute das Team um ihn herum auf, machte ihn 2022 sogar zum Kapitän. Eine Entscheidung, die sich auszahlte – der Norweger gewann in den letzten beiden Spielzeiten jeweils die Auszeichnung zum „Arsenal Player of the Season“ und entwickelte sich zum unumstrittenen Leistungsträger.

Im Norden Londons hat er die ideale Umgebung gefunden, um seine Stärken zu zeigen. Als Spielgestalter im Mittelfeld dirigiert er seine Mannschaft mit beeindruckender Übersicht. Anders als bei Real Madrid muss er sich nicht mehr an ein System anpassen – bei Arsenal ist das System auf ihn zugeschnitten.

Seine Fähigkeit, sowohl kurze, präzise Pässe zu spielen als auch mit einem einzigen Ball das gesamte Abwehrgefüge des Gegners auseinanderzunehmen, macht ihn zu einem der gefährlichsten Spielmacher der Premier League. Er kommt diese Saison in allen Wettbewerben auf 8 Assists und 5 Toren in 34 Spielen.

Ancelotti: „Einer der Besten in Europa“

Im Viertelfinale der Champions League kreuzen sich nun die Wege von Ödegaard und Real Madrid wieder. Es ist erst das zweite Aufeinandertreffen der beiden Klubs in der Champions League nach dem Achtelfinale 2005/06, das Arsenal mit einem Gesamtergebnis von 1:0 für sich entscheiden konnte. Bemerkenswert: Die Königlichen konnten bislang kein einziges Champions-League-Spiel gegen die Gunners gewinnen.

Carlo Ancelotti, inzwischen zurück auf der Trainerbank der Königlichen, fand vor dem Duell nur lobende Worte für seinen ehemaligen Schützling: „Es gab keinen Raum für ihn, um seine Qualität zu beweisen. Und er hat sich entschieden, woanders hinzugehen, um die Chance zu bekommen zu spielen (...) Das Talent, das er jetzt hat, hatte er bereits mit 16. Damals hatte er den Charakter und den Mut zu gehen. Jetzt ist er einer der Besten in Europa.“

Und auch Ödegaard selbst blickte bei The Players' Tribune ohne Groll zurück: „Nach Madrid zu gehen, war eine gute Sache für mich. Ich habe so viel darüber gelernt, was es braucht, um die Spitze zu erreichen. Ich habe zugesehen, trainiert und von den besten Spielern der Welt, meinen Idolen, gelernt. Ich habe im Bernabéu gespielt. Ich habe gelernt, hart zu sein und mich Herausforderungen zu stellen. Es ist Teil davon, wer ich jetzt bin.“

Wenn Martin Ödegaard am Dienstagabend die Armbinde trägt und sein Team gegen den Rekordchampion der Königsklasse anführt, schließt sich ein Kreis. Für den 26-Jährigen ist es das erste Pflichtspiel im Dress der Gunners gegen seinen alten Arbeitgeber. Das einstige Wunderkind ist erwachsen geworden und bekommt die Chance, sein Können gegen seinen ehemaligen Verein unter Beweis zu stellen.