Die Chancen auf einen Halbfinal-Einzug in der Champions League gehen für Borussia Dortmund bereits nach dem Hinspiel gegen null. Das musste auch Trainer Niko Kovac nach der 0:4-Klatsche in Barcelona einsehen: „Ich bin Optimist, aber auch Realist.“ Dass der 53-Jährige den „Funken Hoffnung“ erwähnte, gehört zu seinem Job.
Dieses BVB-Trio ist angezählt
Die Pleite machte deutlich: Barca spielt derzeit in einer ganz anderen Galaxie als der BVB. Für dieses Dortmunder Team reicht es einfach nicht für mehr - weder in der Liga und schon gar nicht im internationalen Spitzenfussball. „Wir haben auf diesem Niveau zu viele Fehler gemacht“, resümierte Kovac nach der Partie.
Doch liegt es tatsächlich an einzelnen Fehlern, die zweifelsohne gemacht wurden, oder liegt es an mangelnder Qualität? Daran, dass die Dortmunder ihren Kader und die Leistungsfähigkeit einiger Spieler maßlos überschätzt haben?
Bensebaini enttäuscht, Kovac zählt BVB- Trio an
Klar: Ramy Bensebaini erlebte einen Horror-Abend (Sport1-Note 6) und präsentierte sich, wenn auch gegen den wohl auf Jahre weltbesten Offensivspieler Lamine Yamal, desolat. Der Algerier lieferte dennoch den Beweis dafür, dass er kein Außenverteidiger von internationaler Klasse ist.
Doch ihn alleine für diese Pleite verantwortlich zu machen, wäre ungerecht. Und überhaupt: Selbst die beste Offensive der Welt kann sich nur in einen Rausch spielen, wenn man sie lässt. „Wenn du diese tollen Spieler, die Barcelona hat, spielen lässt, ohne dagegen zu halten, dann wird es schwierig. […] Du musst die körperlich schon attackieren“, kritisierte Kovac scharf und fügte hinzu: „Unsere Außenverteidiger wurden schon alleine gelassen. Wenn der Außenverteidiger andribbelt und spielt und geht, müssen natürlich die Außenstürmer auch mitmachen.“
Angesprochen fühlen dürfen sich hiervon Jamie Gittens und Karim Adeyemi. Aber auch Julian Brandt, der entscheidenden Duellen zu oft fernblieb.
Kovac und Klub-Bosse überschätzen BVB-Spieler
Vielleicht hat Kovac nach dem jüngsten Aufschwung auch seine Spieler überschätzt. Die Änderung der Grundordnung von einer Dreier- in eine Viererkette hat der Mannschaft nicht gerade Sicherheit verliehen. In Punkto Qualität dürfen sich aber auch die BVB-Verantwortlichen hinterfragen.
Auch ihnen fallen die Leistungen auf die Füße. Die Wahrheit ist: Der Kader ist nicht stimmig und gut genug zusammengestellt. Das belegt diese Saison eindeutig.
Kovac legt Wert auf „Basics“
Qualitativ einem Gegner unterlegen zu sein, ist das eine. Noch viel schlimmer ist allerdings, wenn ein Spieler, der von sich selbst höchste Ansprüche hat, in einem Champions-League-Viertelfinale in Barcelona nicht energisch genug zu Werke geht oder gar Läufe und Defensivarbeit verweigert. Und das übrigens nicht zum ersten Mal in dieser Saison.
Die genannten Akteure müssen deshalb um ihre Zukunft fürchten - gerade unter Kovac. Der Trainer betont immer wieder die Bedeutung der „Basics“ und ist ein großer Verfechter von „keep it simple“. Wer allerdings nicht mal die gewünschten Tugenden auf dem Platz lässt, ist angezählt.
Im Sommer wird, muss und will der Verein Korrekturen vornehmen. Zurücklehnen darf sich wohl kaum jemand. Schon gar nicht die drei angezählten Offensivspieler.