Der Finaltraum des FC Bayern ist nach dem 2:2 im Viertelfinal-Rückspiel gegen Inter Mailand geplatzt - doch hätte das zwischenzeitliche 1:1 der Italiener überhaupt zählen dürfen? Geht es nach Ex-Schiedsrichter Manuel Gräfe, lautet die Antwort „nein“.
Inter-Tor macht Gräfe fassungslos
Was war passiert? In der 58. Minute nahm Lautaro Martínez den Ball etwa zehn Meter vor dem Tor auf Höhe des Oberschenkels an und berührte diesen mutmaßlich mit seinem Arm. Der Ball landete bei Kimmich und wieder bei Martínez, der das 1:1 für Inter erzielte.
Die Bayern reklamierten, doch das Tor blieb nach kurzem VAR-Check bestehen. Gräfe zeigte sich über diese Entscheidung fassungslos.
„Hand!“: Gräfe zweifelt Inter-Treffer an
Bei X schrieb der frühere Bundesliga-Referee: „Wenn Torschütze zum 1:1 den Ball mit der Hand/dem Arm vor dem Torschuss berührte, wäre das Tor klar irregulär! Schwierig für Vincic im Gewühl zu erkennen, aber dafür gibt es den VAR. Nun Bilder: Hand! Verpasst Kopfball, aber stoppt so den Ball & schießt ein! Wahnsinn...“
Für Gräfe ist der Fall also klar: Das Tor hätte nicht zählen dürfen.
„Solche Tore will der Fußball nicht (sehen)! Weder eine direkte Torerzielung durch unabsichtliche Hand noch davor vom Torschützen, zumal er hier den Ball so erst kontrolliert vor die Füße bekommt & einschießt!“, fuhr er fort.
Handspiel? Das sagen Kimmich und Eberl
Geht es nach Alex Feuerherdt, Leiter Kommunikation und Medienarbeit der DFB Schiri GmbH, war das Tor aber durchaus regelkonform. Ein User bei „BlueSky“ wies darauf hin, dass Kimmich den Ball noch einmal berührt hatte, nachdem es zum angeblichen Handspiel gekommen war. Eine Unmittelbarkeit lag daher zwischen möglichem Vergehen und Abschluss nicht vor.
„Exakt das ist die Erklärung“, bestätigte Feuerherdt. Gräfe wiederum behauptete, dass es sehr wohl unmittelbar gewesen sei, „innerhalb einer Sekunde!“
„Ich habe nicht wirklich mitbekommen, ob es ein Handspiel war“, sagte Kimmich selbst zu der Szene: „Der Ball ist so ein bisschen zwischen uns gefallen, wir haben beide nach dem Ball gestochert. Ich habe versucht ihn zu klären und habe ihn dann angeschossen. Ich habe ihn auf jeden Fall nicht richtig wegbekommen, obwohl ich eher am Ball war.“
Thomas Müller hatte „ehrlich gesagt nichts gesehen“ und konnte nur berichten: „Meine Mitspieler haben mir ein Handspiel angezeigt. Dann will man zumindest, dass der Schiedsrichter nochmal darauf achtet, dass das auch ordentlich überprüft wird.“
„Lautaro wie beim Tippkick“
Bayern-Sportvorstand Max Eberl wollte die Szene im Nachgang nicht überbewerten. „Das habe ich so gar nicht wahrgenommen“, meinte er auf die Frage nach dem vermeintlichen Handspiel: „Der Ball flippert zwischen Josh und Lautaro Martinez hin und her, und in dem Moment, wo Josh das Ding eigentlich klären will, ist Lautaro wie beim Tippkick da und schießt das Ding straight away rein.“
Wenige Minuten nach der umstrittenen Szene erzielte Ex-Bayern-Profi Benjamin Pavard das 2:1 für Inter. Eric Dier glich zwar in der 76. Minute zum 2:2 aus – doch das reichte nicht: Aufgrund der 1:2-Niederlage im Hinspiel schied der FC Bayern aus der Champions League aus.