Nein, für Fußballromantiker war dieser Abend des 31. Mai 2025 in der Münchner Allianz Arena sicherlich kein Glücksfall.
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie
Dass nach dem FC Chelsea und Manchester City nun auch Paris Saint-Germain dank milliardenschwerer Unterstützung ausländischer Investoren den ersehnten Champions-League-Sieg eingefahren hat, darf und wird vielen Traditionalisten sauer aufstoßen.
Für Fußballliebhaber aber - es sei denn, sie tragen Inter Mailand im Herzen - war dieser Abend der pure Genuss. Unabhängig von allen Begleiterscheinungen kann man vor dem, was Trainer Luis Enrique und seine Spieler bei diesem 5:0-Sieg da auf dem Rasen erschaffen haben, nur den Hut ziehen.
Nehmen wir nur einmal den frühen Führungstreffer: Der perfekt dosierte Steckpass von Vitinha; die Ruhe und Übersicht von Désiré Doué, der nicht eigensinnig selbst den Abschluss sucht; der unbändige Offensivdrang von Rechtsverteidiger (!) Achraf Hakimi, der mal wieder in Mittelstürmerposition auftaucht und eiskalt vollstreckt.
Bemerkenswert auch seine Geste danach: So oft es gekünstelt wirkt, wenn Fußballprofis gegen ihre Ex-Klubs auf einen Torjubel verzichten, so ehrlich wirkte es ob des Ausdrucks und der Ausgiebigkeit seiner Geste bei Hakimi. So ehrlich gar, dass einige Fans aus der Inter-Kurve ihm spontan Beifall spendeten.
Gern erzählte Geschichte ist realitätsfern
Zu uneingeschränkten Sympathieträgern der gesamten Fußballwelt werden die Pariser deshalb trotzdem nicht werden - zumal die zuletzt gerne erzählte Geschichte, dass der PSG-Titel nun ausgerechnet in eine neue Ära ohne Mega-Transfers fällt, realitätsfern ist.
Allein in dieser Saison haben sich die Franzosen die Dienste von Khvicha Kvaratskhelia (70 Millionen Euro), Joao Neves (knapp 60 Millionen), Désiré Doué (50 Millionen) und Willian Pacho (40 Millionen) rund 220 Millionen Euro kosten lassen. Und nebenbei in Matvey Safonov für 20 Millionen Euro einen neuen Ersatztorwart (!) gekauft.
Trotzdem entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass der erste Triumph in der Königsklasse nun ausgerechnet nach der Ära der Mbappés, Messis und Neymars gelang.
Überraschen sollte das angesichts der fußballerischen Klasse von Offensivkünstlern wie Doué, Ousmane Dembélé oder Kvaratskhelia, der Leaderqualitäten von PSG-Urgestein Marquinhos oder der genialen Mittelfeldstrategen Vitinha und Neves, die mit ihrer unaufgeregten, ballsicheren Spielweise Erinnerungen an das Duo Xavi/Iniesta wecken, niemanden.
Auch ein gutes Zeichen für deutsche Vereine
Der entscheidende Unterschied zu früher: Dieses PSG-Ensemble funktioniert auch als Mannschaft - und das ist zu großen Teilen das Verdienst von Enrique. Gleichzeitig ist es in einer Fußballbranche, die gerne auf die Formel „Geld gleich Erfolg“ reduziert wird, auch ein gutes Zeichen für die deutschen Vereine.
Dass Bayern, Dortmund oder auch Leverkusen international immer mal wieder mit den ganz Großen mithalten können, haben sie vor einem Jahr eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Die Erinnerung, dass die Münchner vor gar nicht langer Zeit vielleicht nur einen verfrühten Schiri-Pfiff von einem rein deutschen Champions-League-Finale gegen den BVB entfernt waren, beruhigt vielleicht auch den einen oder anderen Fußballromantiker.
Ja, Geld ist ein wichtiger Faktor und die großen Investoren - die im Übrigen auch bei PSG-Finalgegner Inter Mailand erst aus China, inzwischen aus den USA kräftig mitmischen - wird der Sport wohl nicht mehr los.
Aber es braucht nicht die allerteuersten Spieler der Welt, um sportlichen Erfolg zu haben. Fußball ist immer noch ein Mannschaftssport, der nicht allein auf dem Transfermarkt, sondern in erster Linie auf dem Rasen entschieden wird - und da war Paris Saint-Germain in der K.o.-Phase dieser Champions-League-Saison das beste Team.
Wer will, darf diesen Klub oder das Konstrukt, das er repräsentiert, gerne verachten. Den Fußball aber, den seine Spieler insbesondere an diesem Finalabend in München auf den Rasen gezaubert haben, muss man als Fußballfan einfach lieben.