Erst harmlos, dann spektakulär: Borussia Dortmund hat einen traumhaften Start in die Champions League auf den letzten Metern weggeworfen! Der BVB legte zum Saisonauftakt ein mitreißendes 4:4 (0:0)-Remis bei Juventus Turin hin.
Champions League: BVB-Spektakel mit unfassbarem Ende
BVB-Spektakel mit unfassbarem Ende
Karim Adeyemi, Felix Nmecha, Yan Couto und Ramy Bensebaini trafen für Dortmund, Kenan Yildiz, Lloyd Kelly und Dusan Vlahovic für die Alte Dame - alle acht Tore fielen dabei nach dem Wiederanpfiff. Und das Tor zum Turiner Ausgleich erst in der 96. Minute!
Die Schwarz-Gelben und die Hausherren neutralisierten sich in einer weitgehend ereignislosen ersten Halbzeit fast komplett, erst im zweiten Durchgang bekamen die Fans ein völlig anderes, völlig beklopptes Spiel zu sehen.
Adeyemi und Hummels können es nicht glauben
„Wir müssen dieses Spiel zu 100 Prozent gewinnen. Es sollte einfach nicht sein. Wir sind auf jeden Fall enttäuscht“, sagte Adeyemi, der zum Man of the Match gewählt wurde, bei Amazon Prime.
„Wir haben das 3:4 gekriegt und wir dachten trotzdem, da wird nichts mehr kommen. War nicht so“ ,sagte der BVB-Star noch. TV-Experte Mats Hummels befand: „Ein Spiel, das für alle schwer zu greifen war, weil es abgehakt war. Aber vielleicht war genau das das Problem.“
Das Fazit von Borussia-Trainer Niko Kovac fiel derzeit zweiteilig aus. Zum einen müsse er „der Mannschaft ein Kompliment aussprechen“. Zum anderen legte er aber den Finger in die Wunde.
„Was nicht gut war, waren die letzten vier Minuten. Das ist das, was so wehtut“, sagte der Coach.
BVB und Juve liefern Traumtore im Minutentakt
Der Reihe nach: In der 52. Minute kam Adeyemi nach einer schnellen Kombination über Serhou Guirassy und Nmecha knapp außerhalb des Strafraums an den Ball - und jagte ihn mit 119 km/h flach ins Eck. Der Bann war gebrochen, doch die Antwort ließ nicht lange auf sich warten.
Mitten hinein in die beste Phase des BVB konterte Kenan Yildiz die Überlegenheit der Gäste mit einem absoluten Traumtor. Der ehemalige Bayern-Spieler bekam an der Strafraumkante viel zu viel Platz und zwirbelte die Kugel mit dem rechten Fuß unhaltbar ins lange Eck.
Nur 85 Sekunden nach dem Treffer in der 63. Minute dann das nächste Traumtor, Nmecha ließ Michele DiGregorio im Juve-Kasten mit einem Distanzschuss keine Chance (65.).
Der BVB jubelte erneut, aber diesmal währte die Freude noch deutlich kürzer. Yildiz hebelte die gesamte Hintermannschaft des Bundesligisten mit einem Vertikalpass aus, der eingewechselte Stürmer Dusan Vlahovic (67.) vollstreckte eiskalt.
Wilder Elfmeterzoff bei Dortmund
Drei Tore in vier Minuten, das Stadion in Turin kochte - und dann kam Couto. Der Außenverteidiger, der in der ersten Hälfte einige Probleme hatte, kam nach einem Ballverlust der Hausherren tief in der gegnerischen Hälfte an den Ball, machte ein paar schnelle Schritte in Richtung Strafraum und jagte das Spielgerät ins kurze Eck.
Bevor Bensebaini den vermeintlichen Schlusspunkt aus BVB-Sicht setzen konnte, hatte die Partie noch ein weiteres Highlight parat: Yildiz packte erneut aus knapp 20 Metern den Hammer aus, Gregor Kobel lenkte den Ball mit einer Weltklasse-Parade aber noch an den Pfosten.
In der 86. Minute traf Bensebaini dann vom Punkt, ein Handspiel war dem recht unstrittigen Elfmeterpfiff vorangegangen. Wild: Der spätere Schütze und Stürmer Guirassy stritten sich vor der Ausführung um den Ball!
Bensebaini war offenbar als Schütze vorgesehen, Guirassy wollte die Kugel aber offensichtlich nicht herausrücken. Trainer Niko Kovac schrie wild gestikulierend über den Platz, ehe Bensebaini doch antreten durfte.
4:2, game over? Von wegen! Erst kreuzte Vlahovic nach einem unnötigen Ballverlust von Besebaini in der 94. Minute nochmal erfolgreich vor dem Tor des BVB auf, dann war es Kelly - der zuvor den BVB-Elfer verursacht hatte - völlig frei im Strafraum auf und köpfte ein.
Es folgten bange Minuten, weil eine vermeintliche Abseitsstellung vorlag. Doch der Treffer zählte.
„Klar kann man mit dem Finger auf Ramy zeigen“
„Wir müssen cooler und abgeklärter spielen“, monierte Dortmunds Torhüter Gregor Kobel nach der Partie: „Du haust den Ball nach vorne, du verteidigst und fertig. Da müssen wir einfach erwachsener Fußball spielen.“ Er sei „natürlich angepisst“.
„Auf dem Niveau darf man keine Fehler machen“, meinte auch Kovac: „Klar kann man mit dem Finger auf Ramy zeigen, aber das machen wir nicht. Aber ich sage nicht umsonst: Hinten gibt es keine No-Play-Zone. Das ist No-Play-Zone. Gerade wenn es in die Nachspielzeit geht, darf der Ball eigentlich gar nicht mehr im Spiel sein.“
Die Schlussworte zu einem wahnsinnigen Spiel.