Kein Verein strahlte in der Geschichte der Champions League so viel Glanz aus wie Real Madrid. Insgesamt 15 Mal durften die Königlichen den Henkelpott nach einem gewonnenen Finale in die Höhe stemmen.
Champions League: Der unbekannte Gegner der Königlichen
Gegen wen spielt Real denn da?
Doch es sind nicht immer die ganz großen Namen, die auf der europäischen Bühne auftauchen. Auch kleinere Teams haben jährlich die Chance, sich über die Qualifikation eine Teilnahme zu sichern.
Wenn Real am Dienstagabend (18.45 Uhr im LIVETICKER) in der Champions League gefordert ist, wartet ein Gegner auf den Rekordsieger, der bei vielen Fans für Verwunderung sorgen könnte: FK Qairat Almaty.
6.412 Kilometer! Real mit zweitlängster Reise der CL-Geschichte
Insgesamt vier Teams feiern in diesem Jahr ihr Debüt in der Champions League. FK Bodo/Glimt (Norwegen), Union Saint-Gilloise (Belgien), Pafos FC (Zypern) und Reals Gegner Almaty (Kasachstan).
6.412 Kilometer mussten die Spanier vor dem Spiel am Dienstagabend zurücklegen - die zweitlängste Distanz in der Geschichte des Wettbewerbs. Die Reise sorgt dabei auch für etwas asiatisches Flair in der Champions League. Das Zentralstadion der kasachischen Millionenstadt Almaty liegt nur 300 Kilometer von der chinesischen Grenze entfernt.
„Man muss sich anpassen. Es geht nicht darum, ob die Reise lästig ist oder nicht. Wir haben unseren üblichen Fahrplan geändert, aber im Fußball ist der Klügste derjenige, der sich am besten anpasst“, sagte Real-Trainer Xabi Alonso vor der Partie.
Eine weitere Reise musste bisher nur Almaty selbst auf sich nehmen. Am ersten Spieltag reisten die Spieler 6.907 Kilometer zum Stadion von Sporting Lissabon. Es folgte eine 1:4-Niederlage beim Debüt.
Bis zum Ende der Ligaphase werden Teams in Spielen mit Beteiligung von Almaty insgesamt 42.583 Kilometer zurücklegen und damit den Erdumfang am Äquator (40.075 Kilometer) übertreffen.
Vier Runden Qualifikation: Almaty schmeißt auch Celtic raus
Damit sich die Kasachen überhaupt für die Ligaphase qualifizieren konnten, mussten sie zunächst eine harte Qualifikation bewältigen, an der sie nach der vierten Meisterschaft der Klubgeschichte 2024 teilnehmen durften.
In drei Runden schaltete Almaty zunächst NK Olimpija (Slowenien), KuPS (Finnland) und Slovan Bratislava (Slowakei) aus, ehe in den Playoffs Celtic Glasgow (Schottland) wartete.
Zuvor war Almaty bereits zweimal in der Qualifikation gescheitert und nahm 2021/22 an der Conference League teil.
In der Ligaphase zählt der aktuell Tabellenzweite Kasachstans zu den großen Außenseitern, was sich nicht nur am Ergebnis des ersten Spieltags feststellen lässt. Das Portal transfermarkt.de schätzt den Gesamtmarktwert auf 12,73 Millionen Euro und damit geringer als den sämtlicher Konkurrenten. Zum Vergleich: Gegner Real Madrid weist mit geschätzten 1,4 Milliarden Euro den Top-Wert auf.
Alonso warnt: „Wir müssen gut mithalten“
Trotz der klaren Rollenverteilung zeigte sich Alonso professionell und erklärte: „Es ist ein Champions-League-Spiel. Der Gegner und unsere bisherige Bilanz spielen keine Rolle. Wir wollen gewinnen, und ein guter Start ist wichtig.“
Bei der Analyse des Gegners lobte der Spanier zudem: „Wir haben die Spiele gegen Celtic und das Spiel gegen Sporting Lissabon gesehen. Sie haben einen starken Kern und im Angriff verschiedene Optionen mit unterschiedlichen Profilen. Es ist eine direkte Mannschaft, die gut spielt und klare Ziele hat. Wir müssen gut mithalten.“
Wunderkind vor Wechsel zum FC Chelsea
Wenn man darauf blickt, wie Almaty mit Real mithalten will, wird es noch verrückter: Der große Hoffnungsträger der Mannschaft ist gerade einmal 17 Jahre alt. Dastan Satpaev dürfte vielen noch unbekannt sein, gilt jedoch als Wunderkind und könnte, nicht nur in der Champions League, bald den europäischen Fußball aufmischen.
Anfang des Jahres machte der FC Chelsea die Verpflichtung des jungen Kasachen offiziell. Jedoch muss Satpaev noch bis Sommer 2026 warten, um für die Blues spielen zu dürfen. Durch den Brexit gibt es in England die neue Transferregel, dass ausländische Spieler erst ab 18 verpflichtet werden dürfen.
„Im Sommer 2026, nach Erreichen der Volljährigkeit, wird er offiziell zum englischen Verein wechseln“, hat Qairat Almaty selbst im Februar mitgeteilt. Laut Transferexperte Fabrizio Romano soll Chelsea rund vier Millionen Euro als Ablöse bezahlt haben. Für Chelsea ein kleiner Betrag, doch für die kasachische Liga ist es ein Rekordtransfer.
Sein Berater German Tkachenko hat sich ebenfalls zum bevorstehenden Wechsel geäußert: „Es gab Interesse an Satpaev von anderen Klubs in England, aber auch aus Spanien und Italien. Auch russische Klubs waren hinter ihm her, aber am Ende fiel die Wahl auf Chelsea.“
Dass Satpaev sich bisher nicht in einer Top-Liga beweisen konnte, ist für Tkachenko nicht entscheidend. „Talentierte Fußballer werden in jedem Winkel der Welt entdeckt. Khvicha Kvaratskhelia und Abdukodir Khusanov sind Jungs aus dem postsowjetischen Raum: Der eine hat die Champions League gewonnen, der andere spielt für Manchester City unter Guardiola.“
Schon mit 15 Jahren feierte Satpaev sein Profidebüt und schoss einige Monate später sein erstes Tor in der kasachischen Premier Liga. In der diesjährigen Qualifikation war der Stürmer mit drei Treffern und einer Vorlage maßgeblich daran beteiligt, das Qairat erstmals in der Champions League antreten kann.
„Werde mit meinen Kindern auf das Spiel zurückblicken“
Vor dem Kracher gegen Real Madrid herrscht in Almaty trotz der krassen Rolle als Außenseiter Euphorie. Die Tickets sind seit geraumer Zeit ausverkauft. Nach der deutlichen Auftaktpleite dürfte zumindest die Hoffnung auf einen denkwürdigen Abend und den einen oder anderen genialen Moment von Wunderkind Satpaev bestehen.
Qairat-Verteidiger Luis Mata erklärte vor der Partie: „Dieses Spiel gegen Real wird noch lange in Erinnerung bleiben. In zehn bis 15 Jahren werde ich mit meinen Kindern auf das Spiel gegen Real Madrid zurückblicken. Wir wollen etwas Historisches erreichen.“
Neben der langen Anreise könnte auch der Austragungsort selbst für Probleme bei den Gegnern sorgen. „Hier ist alles anders wegen der Berge, und die Luft ist nicht dieselbe wie in Madrid. Wir fühlen uns sehr wohl, wenn wir zu Hause spielen“, meinte Mata. In der Qualifikation blieb man bei Heimspielen im Ortalyq-Stadion gegen alle vier Gegner ohne Gegentor.