Der Jubel nach dem historischen Moment kannte keine Grenzen: Ein 1:1 gegen Roter Stern Belgrad sicherte dem zyprischen Meister Pafos FC vor rund einem Monat den erstmaligen Einzug in die Champions-League-Ligaphase.
Wer hätte gedacht, dass er den FC Bayern nochmal heimsucht?
Bayerns unverhofftes Wiedersehen
Es ist der Höhepunkt einer Entwicklung, die erst in den vergangen Jahren so richtig Fahrt aufnahm und in der Heimspiel-Premiere gegen den FC Bayern (Di. ab 21 Uhr im LIVETICKER) seine Krönung findet.
Pafos-Trainer Carcedo: „Ein geschichtsträchtiger Abend“
Pafos-Trainer Juan Carlos Carcedo spricht vor dem Spiel dann auch von einem „geschichtsträchtigen Abend“. Dass der große FC Bayern einmal in der Champions League „bei uns zu Gast sein würde, war bis vor Kurzem noch völlig unvorstellbar“.
Entsprechend eindeutig sind die Rollen verteilt mit Blick auf die Partie, die im Alphamega Stadion von Limassol - etwa eine Autostunde von Pafos entfernt - ausgetragen wird.
Gerade einmal 10.000 Fans finden dort Platz. Das Ambiente erinnert eher an ein Testspiel als an eine Premiere im internationalen Top-Fußball. Kein Wunder, dass Trainer Carcedo sein Team als „das Aschenputtel des Wettbewerbs“ bezeichnet, das als Liga-Neuling den sechsmaligen Sieger der Königsklasse herausfordert.
Doch wie kam es eigentlich dazu, dass ein zyprischer Urlaubsort nun auch auf der Landkarte der Champions League auftaucht?
Pafos FC wurde erst 2014 gegründet
Erst 2014 gründete sich der heutige Pafos FC aus der Fusion zweier Vereine. Nach einem Auf- und Abstieg in den frühen Jahren spielt Pafos seit 2017 in der First Division, der höchsten Spielklasse in Zypern. 2022 erreichte der Verein aus dem Südwesten der Insel erstmals die Meisterrunde, blieb dort allerdings deutlich hinter Hochkarätern wie Rekordmeister APOEL Nikosia oder Apollon Limassol zurück.
Nach einem vierten Platz im Jahr darauf gelang dem von russischen Investoren finanzierten Klub in der Saison 2023/24 der erste Titel der jungen Vereinsgeschichte. Der Gewinn des zyprischen Pokals ermöglichte es Pafos, international zu spielen und an der Qualifikation zur Europa League teilzunehmen. Doch nach deutlichen Niederlagen ging es eine Stufe tiefer in die Conference League, in der Pafos die Ligaphase und anschließend sogar das Achtelfinale erreichte.
In der Ligaphase kam es im Oktober 2024 unter anderem zum Duell mit dem 1. FC Heidenheim, das 0:1 verloren ging. FCH-Coach Frank Schmidt sagte damals über das Team: „Ein spielerisch starker Gegner, der Qualitäten hat und diese auch gezeigt hat.“
Die Qualitäten zeigte Pafos dann auch in der heimischen Liga und krönte sich in der abgelaufenen Saison erstmals zum nationalen Meister – der bis dato größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Da Zypern auf Rang 19 der UEFA-Fünfjahreswertung gelistet ist, stieg der Meister in der zweiten Qualifikationsrunde ein.
Dort besiegte Pafos Ende Juli Maccabi Tel Aviv (2:1 im Gesamtergebnis), in der dritten Runde war Dynamo Kiew (3:0) fällig. Es folgte die umjubelte Qualifikation gegen Roter Stern.
Verpflichtung David Luiz sorgt für schlechte Erinnerungen bei Bayern
Doch nicht nur mit der Champions-League-Teilnahme sorgte Pafos für Aufsehen. Schon Anfang August gelang ein absoluter Transfer-Hammer, als der Insel-Klub die Verpflichtung des ehemaligen Weltklasse-Verteidigers David Luiz bekanntgab.
Der 38-Jährige spielte bislang in dieser Saison aufgrund einer Oberschenkelverletzung noch nicht regelmäßig für seinen neuen Klub, könnte gegen die Bayern aber zum Einsatz kommen.
Der Deal mit Luiz zeigt, dass Pafos über gewisse finanzielle Möglichkeiten verfügt - was im Zusammenhang mit den beiden russischen Investoren Sergej Lomakin und Roman Dubov steht, um deren Vita und Wirken auf Zypern einige Fragezeichen kreisen.
Der Brasilianer Luiz ist wohl auch der einzige Grund dafür, warum die Bayern zumindest mit einem leicht mulmigen Gefühl die Reise nach Zypern antreten.
„Ich weiß, dass David Luiz dort spielt. Er ist kein Unbekannter“, sagte Manuel Neuer und untertrieb damit noch ein bisschen. Schließlich war es der damalige Chelsea-Spieler, der im „Finale dahoam” 2012 kurz vor dem Ausgleich der Blues durch Didier Drogba zu Bastian Schweinsteiger sagte: „And now: Goal”.
Der Rest ist dramatische Bayern-Geschichte und eine Erinnerung, die Neuer als einziger Verbliebener von damals mit auf die Reise zum Underdog nach Zypern nimmt.
Coach Kompany ist allerdings nicht nur mit Luiz vertraut: Er kennt auch den niederländischen Verteidiger Derrick Luckassen und Stürmer Landry Dimata, einen belgischen Landsmann, aus persönlicher Erfahrung: Sie waren seine Schützlinge auf seiner ersten Trainerstation beim RSC Anderlecht.
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mit Sport-Informationsdienst (SID)