Champions League>

FC Bayern: Olise gefeiert für zwei symbolträchtige Schubser

Olise nicht nur für Gala gefeiert

Michael Olise ist gegen den FC Chelsea kaum zu stoppen. Doch mehr noch als für seine Zauberkunst lieben die Fans den Franzosen für ein Foul.
Er ist schnell, dribbelstark, dynamisch: Die Spielweise von Michael Olise weckt Erinnerungen an eine Bayern-Legende. In seinem zweiten Jahr ist der Franzose in der Weltklasse angekommen.
Michael Olise ist gegen den FC Chelsea kaum zu stoppen. Doch mehr noch als für seine Zauberkunst lieben die Fans den Franzosen für ein Foul.

Schon bevor der Anpfiff in der Allianz Arena ertönte, war offensichtlich, was Marc Cucurella erwarten würde.

Der spanische Linksverteidiger, der wegen seines strafbaren, aber ungesühnten Handspiels im EM-Viertelfinale gegen Deutschland landesweit so bittere Berühmtheit hat, spielte am Mittwochabend nicht nur gegen den FC Bayern, sondern auch gegen das gesamte Münchner Publikum, das ihn bei jedem erdenklichen Ballkontakt mit einem Pfeifkonzert bedachte – so sehr, dass es für Cucurella fast scheinen musste, als könnte eine ganze Nation ihn einfach nicht vergessen.

Das Besondere an jenem milden Abend im Norden von München war die Konstellation auf dem Feld, die beinah an eine Gegenüberstellung von Protagonist und Antagonist erinnerte, denn Cucurella bekam es nicht nur sportlich mit Michael Olise zu tun, sondern auch ernsthaft körperlich, als suchte der eine den anderen für etwas zu bestrafen, an dem er selbst eigentlich keinen Anteil hat.

Olise macht Jagd auf Cucurella

Ganz konkret ausgedrückt heißt das, dass Olise für seine Jagd auf Cucurella von den Bayern-Fans frenetisch gefeiert wurde – und mehr als das: dass auch das Strafbare ihm als Wohltat ausgelegt wurde.

Der Franzose, der übrigens auch so ein überragendes Spiel machte und mit seiner Zauberkunst die Gegner vor unlösbare Aufgaben stellte, zeigte seine giftige unnachgiebige Art zum ersten Mal in Hälfte eins, als er Cucurella bei einem Laufduell um den Ball einfach von hinten umschubste, sodass dieser mit voller Wucht auf den Münchner Rasen knallte (33.).

Der Reaktion der Zuschauer: Donnernder Applaus und lautes Grölen, gefolgt von gellenden Pfiffen, als Cucurella den fälligen Freistoß ausführte.

Olise hat noch nicht genug

„Legt mal kurz Hand an“, sagte Kommentator Jan Platte bei DAZN, als die Szene über die Bildschirm flackerte.

Doch Olise setzte noch einen obendrauf, als er Cucurella zum Ende der Partie ein weiteres Mal absichtlich umstieß, diesmal nicht im Sprint, sondern im Stehen, kurz nachdem der Spanier einen Rückpass auf Keeper Robert Sánchez gespielt hatte (85.).

„Und immer wieder das Duell mit Cucurella“, kommentierte Platte im Hintergrund, während sich die Bayern-Fans im Stadion zu Standing Ovations erhoben und schallende Sprechchöre angestimmt wurden.

Bayern-Fans schenken Olise ihre Liebe

„Olise, Olise“, klang es durch die Arena, in demselben Rhythmus und der derselben Tonalität wie damals, als sich das Publikum vor Franck Ribéry verneigt hatte.

Auf dem Feld entstand derweil der Eindruck, dass der 23-Jährige wusste, was er tat, indem er die fällige Gelbe Karte schelmisch weggrinste und einen schweifenden Blick über die Tribünen der Allianz Arena warf – dorthin, wo er für ein Tor ebenso geliebt wird wie für ein Foul.