Das turbulente 4:4 gegen Juventus Turin vor zwei Wochen fühlte sich für alle Dortmunder wie eine Niederlage an. In den letzten Momenten der Partie ließ sich der BVB noch die drei Punkte aus dem Königsklassen-Reisekoffer reißen. Doch dieses traumatische Erlebnis hatte auch etwas Positives, da waren sich alle Dortmunder einig. „Wir haben unsere Schlüsse daraus gezogen“, erklärte Marcel Sabitzer nun nach dem überzeugenden 4:1-Erfolg am zweiten Spieltag gegen Athletic Bilbao auf SPORT1-Nachfrage.
Der BVB zeigt das, was ihm lange gefehlt hat
Der BVB beendet eine lange Diskussion
Borussia Dortmund hatte zwar knifflige Situationen zu überstehen, knickte aber nicht – wie in der Vergangenheit so oft – ein. „Ich sehe dort einen Fortschritt. Die Jungs wollen verteidigen, die Jungs wollen das, was sie sich aufgebaut haben, zu Ende bringen. Das ist schon ein wichtiger Punkt“, unterstrich auch Niko Kovac.
BVB-Team ist gereift
Am Mittwochabend geriet der bis dahin souveräne BVB aus dem Nichts, besser gesagt durch ein Slapstick-Gegentor, ins Straucheln. Doch der am Ende deutliche, hochverdiente Sieg gegen Athletic Bilbao zeigt: Diese Mannschaft ist gereift.
Die Debatte über mangelnde Einstellung kehrte in Dortmund so regelmäßig zurück wie die bunten Blätter im Herbst – oft sogar zur gleichen Zeit. Schon und vor allem zu Zeiten von Marco Reus war sie Thema. Der heutige MLS-Profi brachte sie mitunter selbst zur Sprache. Doch der alljährliche Herbst-Blues scheint der Vergangenheit anzugehören. Denn die Mentalität stimmt – und das liegt vor allem an Kovac.
Kovacs Handschrift: Weniger Glanz, mehr Arbeit
„Wer die letzten fünf Minuten in Mainz gesehen hat, hat ein bisschen was erkennen können, was uns da wichtig ist. Wichtig war da, den Ball weit weg von unserem Tor zu halten. Dann haben wir sogar noch mit zwei nachlegen können. Das ist auch wichtig, gibt Ruhe und Sicherheit“, so Sabitzer über die Vorgabe des Trainers.
Kovac pocht beharrlich auf die Basics, erklärt unermüdlich das Fußball-Einmaleins – und hat damit Erfolg.
Für den neutralen Zuschauer mögen BVB-Spiele aktuell fast langweilig wirken: weniger Glanz, mehr Arbeit. Oder auch: weniger Sancho, Reus und Aubameyang – dafür mehr Anton, Ryerson und Svensson. Seit Kovac an der Seitenlinie steht, macht die Mannschaft endlich das, was sie sich seit Jahren vornimmt: konstant auf hohem Niveau spielen – und das erfolgreich.
BVB entdeckt vergessene Eigenschaft wieder
Lediglich die Fähigkeit, auch in schwierigen Momenten stabil zu bleiben, fehlte. Diese, vor allem mentale, Schwachstelle zeigte sich schon zum Saisonauftakt auf St. Pauli – und noch deutlicher in Turin. Gegen Bilbao blieb die Mannschaft unbeeindruckt von der Drangphase, hielt dagegen, schmiss sich wie Daniel Svensson in höchster Not in den Ball, versuchte diesen länger in den eigenen Reihen zu halten und schlug vorne eiskalt zu – ganz im Sinne eines Topteams.
„Wir haben uns taktisch dann schon ordentlich verhalten, als der Gegner in der Box aufgetaucht ist“, meinte Kovac, betonte aber auch, dass man in diesen Phasen auch ein „Quäntchen Glück“ benötige. Das, was der BVB selbst beim Treffer zum 3:1 – einem von Serhou Guirassy abgefälschten Sabitzer-Schuss - an diesem Abend hatte.
Der BVB steht vor den Wochen der Wahrheit. Mit RB Leipzig und dem FC Bayern nach der Länderspielpause warten zwar erst noch die echten Prüfsteine. Doch mit dieser neu gewonnenen Stärke muss dem BVB auch davor nicht bange sein.