Fast sieben Monate voller Ratlosigkeit, Rückschläge und des Wartens auf diesen einen Moment. Am 1. April 2025 traf Jude Bellingham das letzte Mal vor heimischem Publikum und feierte mit Real Madrid den Einzug ins Finale der Copa del Rey. Der bis dato letzte Treffer auf fremdem Boden gelang ihm am 22. Juni bei der Klub-WM gegen CF Pachuca.
"Einer der komplettesten Spieler der Welt" - Bellingham meldet sich zurück
Bellingham meldet sich zurück
Auch am Mittwochabend mussten Bellingham und Real nach einer durchwachsenen ersten Halbzeit gegen Juventus Turin lange auf einen Treffer warten. Doch nach 57 Minuten war er endlich wieder zur Stelle – der Torinstinkt des Mittelfeldstars.
Nach einem starken Dribbling traf Vinícius Júnior nur den Innenpfosten, aber Bellingham war hellwach und musste den Abpraller aus kurzer Distanz nur noch einschieben. Es war der 1:0-Siegtreffer zum dritten Dreier im dritten Spiel der Champions League und ein Moment der Erlösung für den Engländer.
Ikonische Rufe für Bellingham: „Das hat er gebraucht“
Entsprechend euphorisch lief Bellingham anschließend zur Eckfahne und ließ sich von Mitspielern und Fans feiern. Es folgten erstmals wieder die ikonischen „Hey Jude“-Rufe, die nach schwierigen Monaten wieder durch das Estadio Santiago Bernabéu hallten.
„Bellingham fängt an, der Alte zu werden“, schrieb die spanische Zeitung El País und auch das Sportblatt AS titelte anerkennend: „Das hat er gebraucht.“ Die Marca beschrieb zudem: „Diesmal gehörte der Ruhm Jude. Das Tor befreite Madrid und ließ Bellingham aufblühen, der seine beste Phase seit der Schulteroperation zeigte.“
Die ersten vier Spieltage der Saison hatte Bellingham noch mit einer Schulterverletzung verpasst, nachdem er sich in der kurzen Sommerpause einer Operation unterzogen hatte. Zum Champions-League-Auftakt gegen Olympique Marseille war der Real-Star Mitte September früher als erwartet wieder in den Kader zurückgekehrt.
Die AS sprach sogar von einem „medizinischen Wunder“, doch die folgenden Wochen waren zunächst weiter ernüchternd. Bei seinem Startelf-Comeback gegen Atlético Madrid gab es eine deutliche 2:5-Niederlage. Es folgte eine Rückkehr auf die Bank, ehe Bellingham gegen Juventus das zweite Mal in Folge in der Startformation stand und sich für eine starke zweite Halbzeit mit einem Treffer belohnte – die erste Torbeteiligung seit dem Comeback.
Bellingham: „Ich bin nicht mehr auf dem gleichen Niveau“
„Es ist ein unglaubliches Gefühl. Ich habe schon lange kein Tor mehr geschossen. Ich träume davon, in der Champions League gegen eine große Mannschaft zu spielen und das Siegtor zu schießen“, sagte Bellingham nach dem Spiel bei CBS Sports und meinte: „Es ist unglaublich. Hier zu Hause, natürlich in meinem ersten Spiel als Stammspieler in dieser Saison, habe ich mich sehr wohlgefühlt.“
Dennoch zeigte er sich auch selbstkritisch und erklärte: „Ich bin nicht mehr auf dem gleichen Niveau wie im ersten Jahr. Ich wurde an der Schulter operiert. Ich habe einen neuen Trainer. Er hat eine bestimmte Vorstellung davon, wie wir spielen wollen.“
Real-Trainer Xabi Alonso zeigte sich nach dem Abpfiff aber überzeugt von den Qualitäten des Rückkehrers. „Er hat mir schon gegen Getafe gefallen und heute auch, dann hat er noch das Tor geschossen. Ich freue mich sehr für ihn“, sagte der Spanier und stellte klar: „Ich denke, er hat die Qualität, um im Spielaufbau zu helfen und er hat die Entschlossenheit, den Abschluss zu suchen. Er ist ein sehr vielseitiger Spieler. Er geht auf den zweiten Ball und hat diesen Torhunger. Deshalb ist er so ein kompletter Spieler, einer der komplettesten Spieler der Welt.“
Das nächste Ziel von Bellingham dürfte nun sein, an die fulminanten Leistungen seiner ersten Saison in Madrid anzuknüpfen, die nach 23 Toren und 13 Vorlagen mit dem Champions-League-Titel und der Meisterschaft endete. Titel, die im zweiten Jahr ausblieben, in dem auch Bellingham weniger torgefährlich wirkte.
Vor Clásico: Bellingham will an Debüt-Saison anknüpfen
„Ich weiß nicht genau, was sich vom ersten zum zweiten Jahr verändert hat. Wenn ich mir die Zeit nehme, darüber nachzudenken, finde ich sicher Gründe dafür“, vermutete Bellingham, räumte aber auch ein: „Ich glaube nicht, dass das letzte Jahr ein Desaster war. Ich habe immer noch 15 Tore erzielt, 14 Assists gegeben und viele gute Momente gehabt.“
Auch heute habe man „Chancen zugelassen, aber das Wichtige ist, dass wir die Null gehalten haben.“ Auf diesem Punkt könne man in Zukunft aufbauen.
Für Bellingham konnte der erlösende Treffer zudem wohl zu keinem besseren Zeitpunkt kommen. Nicht nur entschied er das Spiel gegen Juventus, sondern er traf auch wenige Tage vor dem prestigeträchtigsten Spiel der Saison.
Am Sonntag (ab 16.15 Uhr im LIVETICKER) empfängt Real den FC Barcelona zum Clásico und könnte die Führung in LaLiga mit einem Sieg auf fünf Punkte ausbauen – eventuell wieder mit einem befreiten Bellingham.