Daran glaubte nicht jeder! Als Sebastian Kehl vor rund 18 Monaten im SPORT1 Doppelpass über Felix Nmecha sprach, schüttelten manche Fußballfans ungläubig den Kopf. Der Sportdirektor attestierte dem Mittelfeldspieler „riesiges Potenzial“ und war sich sicher: „Von diesem Spieler können wir uns noch eine Menge erwarten.“
Kehls Prognose bewahrheitet sich - Nmecha tritt aus Bellinghams Schatten
Die Prognose bewahrheitet sich
Einige Fußballfans konnten über diese Aussage nur müde lächeln: Sprechen wir von demselben Spieler?
Nmecha erlebt schwierigen Start beim BVB
Schließlich wurde Nmecha im Sommer 2023 als Nachfolger des gerade erst nach Madrid abgewanderten Jude Bellingham geholt. Die Fußstapfen waren riesengroß und zu Beginn schien es so, als könnte er diese nicht annähernd ausfüllen - im Gegenteil: Die Fantasie, dass er nach seinem Wechsel vom VfL Wolfsburg zu Borussia Dortmund das halten würde, was sich alle von ihm versprachen, schwand.
Weil die Dortmunder stolze 30 Millionen Euro Ablöse für ihn hinblätterten, sprachen viele schon von einem Fehleinkauf. Auch, weil er immer wieder mit körperlichen Beschwerden (Sprunggelenk, Hüfte) zu kämpfen hatte, kam er überhaupt nicht in die Spur. Eineinhalb Jahre später steht fest: Kehls Prognose hat sich bewahrheitet.
Felix Nmecha brilliert gegen Kopenhagen
Beim BVB-Erfolg in Kopenhagen unterstrich der Matchwinner mit einem Doppelpack seine Bedeutung für die Mannschaft. „Nicht nur durch seine beiden Tore“, begann Kehl seine Lobeshymne: „Er hat auch immer wieder Momente im Spiel, wo er uns guttut, wo er Situationen gut löst, weil er da eine gewisse Kreativität hat.“
Auch Niko Kovac freute sich über und mit seinem Schützling: „Nach der Führung hat man gesehen, dass wir sehr gute Spieler haben, die aus wenig viel machen. Ich bin sehr froh für Felix Nmecha, der den ersten Doppelpack geschnürt hat in seiner Laufbahn.“
Kovac setzt auf Nmecha
Überhaupt genießt der deutsche Nationalspieler ein hohes Ansehen unter Kovac. Trotz einiger Rotationen in den vergangenen Wochen – gerade im zentralen Mittelfeld – war Nmecha stets die Konstante. Der 25-Jährige hat sich seit dem dritten Spieltag in der ersten Elf festgespielt.
„Er (Kovac; Anm. d. Red.) will, dass ich viel den Ball kriege. Dass ich Kontrolle ins Spiel bringe. Dass ich defensiv meine Arbeit mache und so viel Bälle hole wie möglich“, erklärte Nmecha auf SPORT1-Nachfrage seine Aufgabe.
Nmecha ist aktuell unter Kovac gesetzt
Im Vergleich zu seinen Konkurrenten Marcel Sabitzer, Jobe Bellingham und Pascal Groß hat er aktuell die Nase vorn. Nmechas Stärke ist es, sowohl defensiv dagegenzuhalten und Bälle zu erobern, dann aber auch blitzschnell umzuschalten und offensive Lösungen zu finden – sei es, indem er selbst gefährlich wird oder seine Mitspieler in Szene setzt. Vor allem dann, wenn es an zündenden Ideen hapert. Zudem strahlt er auch in brenzligen Situationen und Phasen eine ungemeine Ruhe aus.
Manchmal sogar etwas zu ruhig. Das Einzige, was man ihm derzeit vorhalten kann, ist, dass er sich hin und wieder fahrlässige Ballverluste leistet. Dennoch können sich die Zahlen zu Saisonbeginn sehen lassen: vier Tore, eine Vorlage. Er ist auf bestem Wege, seine Quote aus der vergangenen Saison (sechs Treffer, drei Vorlagen) zu verbessern.
Auch Nagelsmann schwärmt von Nmecha
Nmecha durchlief die U-Mannschaften der „Three Lions“, hätte auch für die englische Nationalmannschaft spielen können. Er entschied sich aber für die deutsche – ganz zur Freude von Julian Nagelsmann. Denn durch seine Leistungen und sein Standing im Verein ist er auch für den Bundestrainer höchst interessant. Seit einiger Zeit schon ist Nmecha fester Bestandteil des deutschen Kaders. Kaum zu glauben, dass der gebürtige Hamburger erst vier Länderspiele für die DFB-Elf bestritten hat (ein Tor). Das liegt natürlich an der harten Konkurrenz in der deutschen Zentrale.
Und dennoch: Die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr mit der DFB-Elf dürfte für Nmecha weitaus mehr als ein unrealistischer Traum sein. „Wir haben mit Felix Nmecha einen sehr, sehr interessanten Sechser, von dem ich unglaublich viel halte. Er kann uns viel geben in verschiedenen Positionen“, so Nagelsmann, der im Dortmunder auch ein Gesicht der Zukunft sieht.
Kehl versuchte nach der Gala des Mittelfeldmannes in Kopenhagen die Erwartungen zu dämpfen: „Ein paar leichte Ballverluste waren trotzdem dabei.“ Ganz gelingen wollte es dem Sportdirektor nicht. Denn klar ist: Bleibt Nmecha fit, darf in Zukunft nicht nur der BVB „eine Menge erwarten“.