Die Europameisterschaft 2025 in der Schweiz rückt näher – und die DFB-Frauen hat klare Ziele.
„Fahren dahin und wollen den Titel“
Verteidigerin Sophia Kleinherne von Eintracht Frankfurt spricht im SPORT1-Interview vor dem am 2. Juli beginnenden Turnier über den EM-Traum, notwendige strukturelle Verbesserungen im deutschen Vereinsfußball und die internationale Konkurrenz.
SPORT1: Frau Kleinherne, die Europameisterschaft steht vor der Tür. Bei der vergangenen in England wurde ja ein großer Hype ausgelöst, auch in Deutschland. Wie zuversichtlich sind Sie, dass das jetzt auch mit der EM in der Schweiz gelingen kann?
Kleinherne: Sehr zuversichtlich. In den drei Jahren hat sich auch einiges getan - noch einmal mehr Wahrnehmung, noch einmal mehr Wertschätzung für das, was wir geben, was wir tun. Von daher freue ich mich auf das Turnier und darauf, hoffentlich noch einmal so eine Euphoriewelle zu entfachen.
SPORT1: Muss der EM-Titel das Ziel sein für das DFB-Team?
Kleinherne: Es ist auch intern klar kommuniziert, dass wir alle dahin fahren und den Titel wollen. Ich glaube, das ist einfach unser Anspruch - individuell, aber auch als Team. Von daher fahren wir da hin und geben uns aktuell nicht mit weniger zufrieden.
„Von Top-Bedingungen schon noch ein Stück entfernt“
SPROT1: Sie haben vor einiger Zeit bei uns im SPORT1-Interview gesagt, dass es nichts bringt, wenn wir international Top-Bedingungen vorfinden, das dann aber in den Klubs nicht haben. Hat sich seit den Aussagen von damals was geändert?
Kleinherne: Von den Top-Bedingungen ist man schon noch ein Stück entfernt. Es würde einfach für mehr Qualität sprechen, wenn wir von oben bis unten - wenn ich es jetzt tabellarisch durchgehe - Top-Bedingungen vorfinden und nicht nur bei den ersten drei Klubs. Das würde natürlich auch die Spielerinnen fördern. Viele suchen ja den Weg ins Ausland, weil man da auf bessere Bedingungen trifft und weil da die Ansprüche höher sind. Ich glaube, dass da Luft nach oben ist, was natürlich nicht von heute auf morgen passieren kann. Aber man muss einfach die Ansprüche haben, dass man für Top-Bedingungen einsteht.
SPORT1: Haben Sie Sorge, dass zum Beispiel die Ligen in England und Spanien der Bundesliga den Rang ablaufen?
Kleinherne: Also die Konkurrenz schläft natürlich nicht. Man muss aber auch sagen, dass wir von der Qualität in Deutschland schon Klubs haben, die das Ganze mitgehen können. Ich glaube auch, dass Spielerinnen den Weg oft ins Ausland suchen, weil sie merken, dass ihre Ansprüche wachsen - und das spricht ja auch für uns. Wir wurden in Deutschland ausgebildet und wenn dann die Ansprüche höher sind als die des Vereins, ist es okay zu sagen: Ich suche meine nächste Herausforderung im Ausland. In meinen Augen spricht das dann eher für die Spielerin, wenn sie sagt: Ich möchte mich einer neuen Herausforderung stellen, weil es unglaublich viel Potenzial bringt, zu wachsen.
SPORT1: Gibt es da etwas, was sich Deutschland konkret von einer anderen Liga abschauen kann?
Kleinherne: Jedes Land hat seine eigene Identität, und dabei sollte es auch bleiben. Deutschland fährt da auch eine eigene Mentalität, eine interessante Identität. Von daher sollte man einfach in dem, was man tut, Potenziale nach oben erkennen, zulassen - und dann auch ausschöpfen.
Kontakt mit Mario Götze
SPORT1: Sie hatten ja mal guten Kontakt zu Ihrem Frankfurter Kollegen Mario Götze. Inwiefern besteht da noch Austausch und holt man sich da auch nochmal Tipps vor so einem Turnier? Er hat ja einiges an Turniererfahrung.
Kleinherne: Ja, vor allem hat er wichtige Erfahrungen gesammelt, was es heißt, Deutschland zum Titel zu schießen. Also der Austausch ist nach wie vor da. Man ist sich in Frankfurt das eine oder andere Mal am Profi-Camp oder am Campus über den Weg gelaufen, hat aber auch gelegentlich WhatsApp-Austausch. Es ist natürlich immer wertvoll, sich mit einer Person auszutauschen, die genau weiß, wie dann auch so ein Turnierfeeling ist, was wichtig ist im Turnier. Das ist ein unglaublicher Mehrwert auch für uns.
SPORT1: Also ist jetzt Ihr großes Ziel, sich von ihm abzuschauen, wie Sie dann Deutschland zum Titel schießen in der Schweiz?
Kleinherne: Zum Titel spielen, würde ich mal eher sagen. Für die Tore sind da vielleicht andere verantwortlich. Aber ja, das ist unser Anspruch, dahin zu fahren und den Titel mitzunehmen.