Sara Däbritz war mit 111 Einsätzen im Trikot der Nationalelf die erfahrenste Spielerin bei der EM in der Schweiz im Sommer. Nun macht die Mittelfeldstrategin mit dieser im Fußball ziemlich perfekten Anzahl an Partien Schluss im DFB-Team. Damit tritt die Letzte jener Generation ab, die mit Olympischen Gold 2016 unter Silvia Neid ihren größten Moment hatte.
Die letzte deutsche Heldin von Rio tritt ab
Die letzte Heldin von Rio tritt ab
Es gibt in der Geschichte der DFB-Frauen gerade mal 18 Spielerinnen, die öfter das Trikot ihres Landes übergestreift haben. Angeführt wird die Liste von Birgit Prinz und ihren 214 Länderspielen. Kerstin Stegemann (191) und Ariane Hingst (158) folgen auf den Plätzen 2 und 3, über Renate Lingor (Platz 6, 149 Spiele), Alexandra Popp (Platz 9, 145 Spiele) und Martina Voss-Tecklenburg (Platz 15, 125 Spiele) ist die Aufzählung das „Who Is Who“ im deutschen Fußball der Frauen.
Däbritz teilt sich ihren Platz mit DFB-Vizepräsidentin Celia Šašić, Steffi Jones und Silvia Neid, die ebenfalls 111 Mal fürs A-Nationalteam aufgelaufen sind. Und wie diese Spielerinnen früherer Generationen kennt die gebürtige Ambergerin es noch aus eigener Erfahrung, vor kleinem Publikum aufzulaufen oder Turniere zu spielen, die in der Heimat – anders als zuletzt –nicht die Massen bewegen. Wie wird es die Nationalelf verändern, wenn nun diejenigen, die diese Entwicklung geprägt haben, nicht mehr da sind?
Mit Ballack und Messi als Vorbilder zum Topstar selbst
Als Däbritz, geboren 1995, in der U15 im April 2010 erstmals für den DFB aufläuft, steht Merle Frohms im Tor. An der Seitenlinie Bettina Wiegmann, aktuell wieder Trainerin der DFB-U15. Im Verein spielt Däbritz seinerzeit dank einer Ausnahmegenehmigung bei den B-Junioren der Spielvereinigung Weiden. Ihr Traum: „A-Nationalmannschaft, aber das ist natürlich noch ein weiter Weg.“ Ihre Vorbilder? Von klein auf Michael Ballack, aber auch Lionel Messi, „der ist ein guter Techniker“.
Däbritz gewinnt mit ihrem Team als Kapitänin die U17-EM 2012, holt den Titel bei der U20-WM und debütiert 2013 gegen Japan in der Allianz-Arena für die A-Elf. Es ist ein Rekordspiel, noch nie haben so viele Menschen in Europa eine Freundschaftspartie der Frauen im Stadion erlebt: 46.104. Die Teenagerin wird in der 78. Minute für Nadine Keßler eingewechselt. Die Frauen holen in diesem Sommer den EM-Titel, durchaus eine Überraschung mit einem Team, dem verletzungsbedingt unter anderem Babett Peter, Linda Bresonik, Alexandra Popp oder Kim Kulig fehlten –zugleich ein unbeschwerter Erfolg.
Insgesamt nimmt Däbritz, die aktuell bei Real Madrid spielt, an drei WMs, vier EMs und einem olympischen Turnier teil. Neben den Erfolgen von 2013 und 2016 sowie der euphorischen EM 2022 in England erlebt sie auch die schwierige Zeit rund um die WM 2023. Es gehört zu den schönen Geschichten dieses Sports, dass sie nach dem verletzungsbedingt verpassten Bronzeerfolg der Nationalelf 2024 für die EM noch einmal ins Team zurückkehren konnte.
Sara Däbritz suchte noch nie das Rampenlicht
In all der Zeit ist Däbritz eine Spielerin, die auf dem Platz vorangeht, daneben aber eher im Hintergrund bleibt. Das gilt für ihr Privatleben, das sie möglichst genau so halten möchte: privat, aber auch für ihre öffentlichen Auftritte. Zugänglich, besonnen, durchaus witzig, aber nie das Rampenlicht suchend, so die Wirkung einer Spielerin, die durchaus Anlass hätte, mit ihrer Karriere lauter zu trommeln. SC Freiburg, FC Bayern München, Paris Saint-Germain, Olympique Lyon, nun Real Madrid, derart auch international geprägte Erfolgsgeschichten deutscher Spielerinnen sind nicht alltäglich.
Die 30-Jährige ist eine Spielerin, die nicht nur bis zum Schluss ein Vorbild innerhalb des Teams war, sondern auch dazu beigetragen hat, dass kleine Mädchen heute auf die Frage nach ihren Idolen nicht mehr Ballack oder Messi sagen. Sondern Popp – oder Däbritz.