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Eine Blamage, die alles verändert

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Eine Blamage, die alles verändert

Bayer Leverkusen hat sich im DFB-Pokal-Halbfinale bis auf die Knochen blamiert und die größte Titelchance der Saison auf kaum für möglich gehaltene Weise verspielt. Über eine Pleite, die noch lange nachhallen wird.
Die Sensation ist perfekt. Arminia Bielefeld schaltet in Bayer Leverkusen einen weiteren Bundesligisten im DFB-Pokal aus und steht zum ersten Mal in der Geschichte des Vereins im Finale.
Bayer Leverkusen hat sich im DFB-Pokal-Halbfinale bis auf die Knochen blamiert und die größte Titelchance der Saison auf kaum für möglich gehaltene Weise verspielt. Über eine Pleite, die noch lange nachhallen wird.

Als die elf verbliebenen Bielefelder Akteure erschöpft zusammenbrachen, alle Ersatzspieler, das Trainerteam, Betreuer und Fans auf den Platz stürmten und frenetisch den Finaleinzug feierten, herrschte bei Bayer Leverkusen Stillstand.

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Greifbar war es für niemanden. Nicht für die Spieler. Und nicht für Xabi Alonso, der regungslos in seiner Coachingzone stand. Wie erstarrt und aus einem Albtraum erwacht, mit der Erkenntnis: Sein Team ist aus dem DFB-Pokal ausgeschieden.

Es war zwar 1. April, aber kein schlechter Scherz. Erst Minuten später brach er plötzlich heraus, der gigantische Frust über das Gesehene.

Xhaka gerät mit Leverkusen-Fan aneinander

Nachdem sich die geschlagene Leverkusener Mannschaft auf den Weg zu den mitgereisten Fans gemacht hatte, geriet Granit Xhaka, der sich als einer der wenigen überhaupt stellte, mit einer Gruppe aneinander.

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Der Schweizer und besonders ein Anhänger wirkten dabei äußerst aufgebracht. Beide fuchtelten immer wieder mit den Fingern voreinander herum und schrien sich lautstark an. Andere Fans mussten eingreifen, damit die Situation nicht weiter eskalierte.

Es waren Bilder, wie man sie sonst nur aus verzweifelten Abstiegskämpfen kennt. Von Vereinen, die tief im Schlamassel stecken.

Aber in Leverkusen? Sah man sowas nicht mehr, seit Alonso das Sagen hat. Zu grandios verliefen die vergangenen 24 Monate, zu viel Kredit erarbeitete sich das Team bei den eigenen Anhängern.

Doch diesmal kippte die Stimmung, so lautete der klare Tenor: ‘Verlieren kann man, aber nie so. Niemals darf man sich in einem Pokal-Halbfinale so von einem Underdog so überrollen lassen. Egal, wie teuer er sich verkauft.’

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Schließlich war über die gesamte Spielzeit nicht zu erkennen, welches Team in der Bundesliga auf Platz zwei steht und welches in der 3. Liga beheimatet ist.

Kreativdefizit ohne Wirtz unübersehbar

Das Erstaunliche: Bielefeld gewann nicht etwa durch eine reine Mauertaktik oder Spielglück, sondern durch spielerische Überlegenheit und ein deutliches Plus an Energie. Wäre der Sieg höher ausgefallen, wäre es nicht einmal unverdient gewesen.

Leverkusen spielte über die gesamten 90 Minuten nur 22 Pässe mehr als die Ostwestfalen. Der Ballbesitz war nahezu gleich verteilt, die Passquote mit 63 Prozent beim Favoriten grausig. Bayer suchte Antworten, fand aber keine.

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Ohne Florian Wirtz war das Kreativdefizit unübersehbar. Statt Kurzpassspiel sahen die Zuschauer zielloses Gebolze.

“Mit Abstand schlechteste Spiel der ganzen Saison”

Schockierend auch für die Beteiligten selbst, die ebenso frustriert wie der eigene Anhang reagierten.

„Das ist mit Abstand das schlechteste Spiel der ganzen Saison gewesen“, nahm Nationalspieler Robert Andrich kein Blatt vor den Mund. „Am Ende haben wir, wenn wir nicht über Fußball reden, also bei der Intensität, den Zweikämpfen, den zweiten Bällen überall den Kürzeren gezogen. Für uns war es das wichtigste Spiel überhaupt und wir müssen uns ankreiden, dass wir es einfach verkackt haben. Wir ließen alles vermissen.“

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Und zwar wirklich alles. Kein Biss, kein Wille, keine Kreativität, kein Aufbäumen - was Bayer an diesem Abend auf den Platz brachte, war schlicht und ergreifend katastrophal.

“Ich habe keinen Klassenunterschied gesehen. Wenn, dann wirkten wir wie der Außenseiter. Unseren Fußball habe ich heute nicht gesehen”, fügte ein ratloser Kapitän Lukas Hradecky hinzu und attestierte dem Drittligisten ein „völlig verdientes Weiterkommen”.

Kein Wunder, verbuchten die Rheinländer neben dem Treffer doch nur eine einzige Chance im ganzen Spiel.

Größte Bayer-Enttäuschung in Alonsos Amtszeit

So bleibt unter dem Strich, dass die Werkself eine Riesenchance auf den nächsten Titel auf unfassbare Weise verspielt hat.

Grundsätzlich schienen sich - trotz einiger Nackenschläge in den vergangenen Wochen wie dem Aus in der Champions League gegen den FC Bayern - alle einig zu sein: Leverkusen spielt nicht weniger als die zweitbeste Saison der gesamten Klubgeschichte.

Die Punktausbeute in der Bundesliga und der erneut winkende Einzug ins DFB-Pokal-Endspiel ließen diesen Schluss auch zweifellos zu.

Doch die krachende Niederlage am Dienstag änderte schlagartig alles.

Ein weiteres Finale und die Aussicht auf den dritten Titel innerhalb von zwei Jahren hätte in der Bundesliga und bei der Jagd auf die Münchner einen entscheidenden Schub geben können. Stattdessen blicken die Leverkusener nun auf die wohl größte Enttäuschung in Alonsos Amtszeit zurück.

Alonso sieht Titelchancen - doch wer glaubt das ihm?

Der Spanier versuchte auf der Pressekonferenz zwar noch glaubhaft zu versichern, dass sein Team im Liga-Endspurt zumindest noch Restchancen auf den Titel habe. Aber wer glaubt ihm das ernsthaft?

Wohl die wenigsten. Die Fans offensichtlich nicht mehr. Und die Spieler, den versteinerten Gesichtern in den Minuten nach dem Schlusspfiff nach zu urteilen, auch nicht.

Die bittere Erkenntnis, gegen einen - bei allem Respekt - drittklassigen Gegner keinen ansatzweise funktionierenden Plan B in der Tasche zu haben, erschütterte jeden, der es mit Bayer hielt. Es wirkte fast, als wäre etwas zerbrochen.

Und so wäre es nicht verwunderlich, wenn diese Niederlage in ein paar Wochen als mehr als „nur“ dieses reine Pokal-Aus gewertet werden würde.