Stuttgarts Mann der Stunde hat nach dem Pokalsieg über Bielefeld (4:2) mit bemerkenswertem Verhalten für Staunen gesorgt. Statt seinen ersten großen Titel zu feiern, ging Neu-Nationalspieler Nick Woltemade unmittelbar nach Abpfiff zu den niedergeschlagenen Bielefeldern.
Woltemade-Aktion sorgt für Staunen
„Er ist erstmal nicht dabei beim Feiern! Sondern der ist bei denen, die gerade verloren haben - und leistet Aufbauarbeit“, zeigte sich ZDF-Kommentator Gari Paubandt begeistert von der Aktion. Man könne dieses Verhalten „gar nicht hoch genug bewerten“.
„Eine bemerkenswerte Persönlichkeit, Nick Woltemade. Nicht alltäglich“, fasste Paubandt zusammen. Woltemade selbst, der zuvor auch sportlich mit seinem Treffer zum 1:0 geglänzt hatte, erklärte im Anschluss die Beweggründe für seine Aktion.
„Ich finde, das gehört sich so“
„Ich habe ihnen für so eine Leistung, für so eine Saison gratuliert“, sagte der 23 Jahre alte Stürmer beim ZDF. „Wenn man den ganzen Weg von denen sieht, nicht nur in der 3. Liga, sondern auch die Pokal-Reise, das ist eine phänomenale Saison.“
„Ich finde, das gehört sich so“, hob der knapp zwei Meter große VfB-Shootingstar hervor. Um mit der eigenen Mannschaft, den Fans und der Familie zu feiern, habe er noch ausreichend Zeit. Bielefelds Meisterschaft in der dritten Liga verdiene Respekt, ebenso wie der sensationelle Final-Einzug im Pokal. Insgesamt vier Bundesligisten hatte die Arminia aus dem Wettbewerb geworfen.
Gegen Stuttgart war jedoch Endstation, auch wegen Woltemade. „Das muss man nochmal hervorheben: Was der Nick Woltemade heute gespielt hat, gerade gegen eine Mannschaft wie Bielefeld, die mannorientiert presst”, lobte TV-Experte und Ex-Profi Christoph Kramer: „Der hat heute eine Quote von Bällen festgemacht und langen Läufen, das war schon herausragend gut.“
Vom Bankdrücker zum Nationalspieler
Der Gelobte selbst konnte den Titel Sonntagnacht noch gar nicht richtig einordnen. „Ich kann es noch gar nicht richtig greifen“, erklärte der Mittelstürmer, der dies mit seiner verrückten Spielzeit begründete: „Wahrscheinlich, weil diese Saison bei mir so viel passiert ist.“
Vor seinem Sensationsjahr kam Woltemade ablösefrei aus Bremen, schaffte es aber nicht in den Kader für die Champions League. Zu Saisonbeginn musste er sich ganz hinten anstellen, auf lediglich 60 Bundesliga-Minuten brachte er es in den ersten zehn Liga-Spielen. Fünfmal blieb er komplett auf der Bank. Doch dann gelang der Durchbruch.
Insgesamt 17 Tore und drei Vorlagen hat Woltemade trotz des späten Starts noch angesammelt. Fünf der Tore erzielte er im DFB-Pokal, damit ist er der beste Torschütze des Wettbewerbs. Auch an Bundestrainer Julian Nagelsmann ist die Erfolgsgeschichte nicht vorbeigegangen, deswegen ist Woltemade erstmals für die A-Nationalmannschaft nominiert.
Woltemade will diesen Sommer den „Dreierpack“ schaffen
Anfang Juni geht es für den VfB-Star im eigenen Land um den Titel der Nations League, direkt im Anschluss geht es in die Slowakei für die Europameisterschaft mit der U21. Nach dem Pokalsieg hat Stuttgarts Mann der Stunde Appetit bekommen.
„Ich würde gerne einen Dreierpack machen, was Titel angeht. Nummer 1 habe ich jetzt“, gab er ein klares Ziel vor. Setzt er seine Top-Form der vergangenen Monate fort, stehen die Chancen gut. Nur das Jubeln muss er noch ein bisschen üben.
„Ich habe das erste Mal in meinem Leben einen Knie-Rutscher gemacht und hab direkt blaue Knie“, sagte er am Sky-Mikro über seinen Treffer zur Führung.
In Zukunft sollte der Jubel also wieder ruhiger ausfallen. Nicht, dass sich Deutschlands vielversprechende Sturm-Hoffnung noch beim Jubeln verletzt.