Erst sah Alexander Nübel alles andere als gut aus - am Ende war er doch der gefeierte Held! Der Torhüter des VfB Stuttgart hatte im DFB-Pokalspiel bei Eintracht Braunschweig nicht unerheblichen Anteil am zwischenzeitlichen Rückstand der Schwaben, als er einen Fernschuss von Braunschweigs Sven Köhler nicht abwehren konnte (8. Minute).
DFB-Pokal: Nübel wird zum Helden! "Ich hoffe, das haben die gesehen"
Nübel nach Patzer Pokal-Held
Nachdem er im Elfmeterschießen drei Versuche der Gastgeber parierte, wurde er dennoch zum entscheidenden Faktor zugunsten des VfB, der sich mit 12:11 n.E. in die zweite Runde zitterte.
Beim Krimi vom Punkt vertraute er auf seinen Spickzettel, den er im Vorfeld mit Torwarttrainer Steffen Krebs und Ersatzkeeper Fabian Bredlow ausgearbeitet hatte. „Wir gehen echt strikt danach“, sagte Nübel bei Sky. „Ich habe es damals ab und zu anders gemacht, damit bin ich nicht so gut gefahren. Deswegen habe ich auf unsere Jungs vertraut und das war Gold wert.“
Nübel: „Das war der Trick dabei“
Zudem versuchte er auf der Linie, die Schützen zu beeinflussen. „Ich habe mich viel bewegt, ich hoffe, das haben die gesehen“, sagte Stuttgarts Keeper und verriet einen weiteren Kniff: „Ich habe ein sehr grelles Trikot angehabt. Ich glaube, das war schon auch ein Thema. Das war der Trick dabei, das hat diesmal geholfen.“
Die Braunschweiger Johan Gomez, Max Marie und Lukas Frenkert scheiterten mit ihren Versuchen an Nübel, der anschließend auch zum Spieler des Spiels gekürt wurde.
Lob gab es nach dem Pokal-Thriller auch von ARD-Experte Bastian Schweinsteiger: „Er hat auch eine riesige Chance gehalten von Conteh in der 105. Minute. Da hat er seine Klasse bewiesen – und auch im Elferschießen, klar.“
Doch es ging nicht gut los für Nübel: Köhler kam aus rund 30 Metern zentral zum Abschluss und feuerte den Ball hart, aber auch unplatziert auf das VfB-Tor. Nübel bekam beide Hände an den Ball, konnte den Einschlag allerdings nicht verhindern (8.).
Der deutsche Nationaltorhüter musste sich nach seinem Fehlgriff Kritik gefallen lassen. „Bitterer Auftakt für Alexander Nübel, der sich überraschen lässt“, fasste ARD-Kommentator Tom Bartels zusammen. „Da sieht Nübel gar nicht gut aus. Super Schusstechnik, der Ball dreht nach außen, aber natürlich muss ein Nationaltorhüter diesen Ball abwehren. Keine Frage.“
Kritik an Nübel: „Ding, das er sich ankreiden muss“
Auch aus Sicht von Sky-Kommentator Martin Groß hätte Nübel den Ball zwingend parieren müssen. „Er ist nicht abgefälscht, er hat freie Sicht. Und trotzdem gelingt es ihm nicht, den Ball um den Pfosten zu lenken.“ Köhlers Schuss sei zwar ein Flatterball gewesen, aber als Bundesliga-und Nationaltorhüter „ist das ein Ding, das er sich ankreiden muss.“
In der Halbzeit urteilte auch Schweinsteiger kritisch über die Szene: „Der Ball fliegt ein bisschen komisch, aus Nübels Sicht erst nach rechts, dann nach links. Aber doch schon, der ist im haltbaren Bereich. Natürlich fliegt der Ball komisch, aber man erwartet schon, dass er den Ball irgendwie noch wegbringt“, führte der Weltmeister von 2014 aus.
„Ich hätte erwartet, dass Nübel den Ball irgendwie wegbekommt. Ich glaube schon, dass er den Anspruch hat, den Ball zu halten.“
Der ehemalige Bundesliga-Profi und Ex-Braunschweiger Ermin Bicakcic sagte bei Sky: „Ein Mann seiner Klasse muss den halten, auf jeden Fall.“
„Den muss ich halten. 100 Prozent“
Der Gescholtene kam später selbst zu dem gleichen Schluss. „Ich glaube, den muss ich halten. 100 Prozent. Punkt. Aus“, betonte Nübel bei Sky.
In der ARD sagte er: „Sehr bescheidener Start, sehr hart für die Mannschaft. Da mussten wir ein bisschen schlucken. Generell wieder viele Gegentore kassiert. Das kann nicht sein. Das tat auch sehr, sehr weh.“
Sein Fazit schloss Nübel mit dem Satz: „Ich weiß nicht, wie gut ich heute einschlafen kann, aber das Spiel wird mich noch ein bisschen beschäftigen.“
Nübel schon zwei Minuten zuvor unsicher
Schon zwei Minuten vor dem Patzer hatte sich Nübel unsicher gezeigt, als er sich nach einem Rückpass im eigenen Fünfmeterraum zu viel Zeit ließ und sich gezwungen sah, den Ball ins Toraus rollen zu lassen, um einen Treffer des herangeeilten Braunschweigers Erencan Yardimci zu verhindern.
„Erst mit Yardimci die Aktion und dann das Gegentor. Und das nach dem Union-Spiel. Es heißt jetzt für den VfB-Torhüter: Stark bleiben“, befand Bartels.
Auch beim Bundesliga-Auftakt des VfB bei Union Berlin hatte der deutsche Nationaltorhüter keinen Sahnetag erwischt. Das zwischenzeitliche 2:0 für die Köpenicker durch Ilyas Ansah hatte Nübel nicht verhindern können, der Schuss des 20-Jährigen rutschte dem Torhüter unglücklich unter dem Körper durch.
Doch bereits im weiteren Verlauf der Pokal-Partie ließ sich Nübel keinerlei Schwächen mehr anmerken. Bei den weiteren drei Gegentreffern durch Braunschweig - nach 120 Minuten stand es 4:4 - war die Bayern-Leihgabe chancenlos. Stattdessen bewahrte er den VfB mit starken Paraden vor noch Schlimmerem.
Spätestens nach Nübels letzter und entscheidender Parade im Showdown vom Punkt war der Patzer aus der 8. Minute vergessen. Und das Spiel doch noch vorbei, noch bevor Nübel selbst antreten musste: „Ich hab auch langsam nachgedacht, wann muss ich schießen?“