Völlig verrückter DFB-Pokal-Krimi mit Happy End für den VfB Stuttgart!
VfB überlebt unfassbaren Pokal-Krimi: "Stuttgart kann heute dem lieben Gott danken"
VfB überlebt unfassbaren Pokal-Krimi
Der Titelverteidiger verhinderte auch dank Edeljoker Nick Woltemade und Elfer-Killer Alexander Nübel ein frühes Aus bei Zweitligist Eintracht Braunschweig. Im Elfmeterschießen setzte sich Stuttgart mit 8:7 durch. Nach spektakulären 120 Minuten stand es 4:4 (3:3, 1:1).
Im Elfmeterschießen scheiterten Johan Gomez, Max Marie und Lukas Frenkert an Alexander Nübel, der nach bitterem Start doch noch zum Helden wurde. Für Stuttgart vergaben Andres Chema und Dan-Axel Zagadou.
„Stuttgart kann heute dem lieben Gott danken“
„Wir sind weiter, das zählt“, sagte Nübel erleichtert am ARD-Mikrofon. „Ich bin sehr froh. Ich weiß nicht, wie gut ich heute einschlafen kann, aber das Spiel wird mich noch ein bisschen beschäftigen.“
Die Braunschweiger dagegen waren vor allem stolz. „Stuttgart kann heute dem lieben Gott danken“, sagte Sven Köhler, Torschütze zum 1:0, bei Sky: „Es war ein Wahnsinns-Fußballspiel. Man kann nur den Hut ziehen vor unserer Mannschaft. Ich will heute keinen sehen, der traurig nach Hause geht.“
Trainer Heiner Backhaus meinte: „Wir können halt keinen Woltemade und keinen Leweling einwechseln.“ Seine Spieler seien „schon voll bei Rot gefahren. Das ist eine englische Woche. Kein Vorwurf an die Jungs, die verschossen haben. Ich bin stolz auf die Mannschaft.“
„Mehr Spektakel als uns lieb war“
Für VfB-Boss Fabian Wohlgemuth war es „mehr Spektakel als uns lieb war“, wie er am Sky-Mikrofon sagte: „Jetzt fahren wir mit der zweiten Runde in der Tasche nach Hause.“
Doppelpacker Ermedin Demirovic ergänzte: „Es sind diese Nächte, von denen man immer spricht. Für uns war es nervenaufreibend, anstrengend.“
Köhler (8.) brachte die Braunschweiger mit einem Distanzschuss früh in Führung - VfB-Keeper Nübel machte dabei keine gute Figur. „Ich glaube, den muss ich halten. 100 Prozent. Punkt. Aus“, sagte Nübel bei Sky.
Stuttgart gelang durch Ermedin Demirovic (11.) die schnelle Antwort. Nach der Pause drehte der bosnische Angreifer mit seinem zweiten Treffer des Abends (60.) die Partie zunächst komplett.
Braunschweig schnuppert mehrfach an Sensation
Aber die Gastgeber kamen zurück - und wie! Fabio Di Michele Sanchez (77.) düpierte Nübel zunächst mit einem wuchtigen Schuss aus spitzem Winkel. Später stellte er aus ähnlicher Position auf 3:2 für den Außenseiter (85.).
Edeljoker Woltemade (89.) rettete den VfB in die Verlängerung. Dort gingen die Gäste wieder in Front. Tiago Tomas spielte den Ball nach einem klasse Solo samt Hackentrick scharf vors Tor, Braunschweigs Sanoussy Ba (92.) lenkte die Hereingabe ins eigene Tor.
Frenkert (99.) verpasste mit einer Kopfball-Bogenlampe an die Latte den erneuten Ausgleich. Doch dann war Christian Conteh (104.) zur Stelle und markierte das 4:4.
Woltemade zunächst nur auf der Bank
Schon vor dem Anpfiff sorgte die Personalie Woltemade für Aufsehen. Der Angreifer, dessen Wechsel zum FC Bayern im Sommer scheiterte, saß zunächst nur auf der Bank. Aus Gründen der Belastungssteuerung, wie Trainer Sebastian Hoeneß vor Anpfiff erklärte. In der 71. Minute wurde Woltemade für Deniz Undav eingewechselt.
Stuttgart kam letztlich mit einem blauen Auge davon und steht zum siebten Mal in Serie in der zweiten Runde des Pokals.
Zuletzt ist 2018 der Titelverteidiger bereits in der ersten Runde ausgeschieden - damals stolperte Eintracht Frankfurt beim Regionalligisten SSV Ulm (1:2). Eine solche Blamage konnten die Schwaben in Braunschweig gerade noch so verhindern.
„Der Pokalsieg war außergewöhnlich, gehört inzwischen jedoch der Vergangenheit an – wir möchten eine neue Geschichte schreiben und so lange wie möglich im Wettbewerb bleiben“, hatte Hoeneß vor der Partie gesagt. Das Team ließ den Worten des Chefs dann aber erst einmal wenig Taten folgen.
Dem VfB fehlen zunächst die Ideen
Gegen bissige Löwen und ohne Woltemade fehlte es zunächst an Tempo und Ideen, nach den Niederlagen im Supercup gegen den FC Bayern (1:2) und zum Ligastart bei Union Berlin (1:2) jubelten die mitgereisten Fans dann aber doch über den ersten Pflichtsieg der Saison. Am Samstag will die Mannschaft nun gegen Borussia Mönchengladbach (15.30 Uhr) auch in der Bundesliga nachlegen.
Doch dann braucht Stuttgart einen besseren Start als in Braunschweig, wo Köhler den haushohen Favoriten aus rund 30 Metern erst einmal schockte - und Nübel eine alles andere als gute Figur machte. Der VfB-Keeper hatte aber Glück, dass sein Team direkt durch Demirovic per Kopf antworten konnte.
Lange fehlte es Stuttgart auch einfach an der nötigen Präzision in den entscheidenden Momenten, mit zunehmender Spieldauer drehten die Gäste dann aber etwas auf und zeigten mehr Klasse. Und so entwickelte sich ein wilder Pokalabend in Braunschweig, es ging hin und her - mit dem glücklichen Ende im Elfmeterschießen für den Titelverteidiger.
„Vor acht bis zehn Wochen standen wir hier live im Fernsehen in der Relegation kurz vor der 3. Liga. Heute haben wir ein ganz anderes Gesicht gezeigt. Wir haben gezeigt, dass wir die neue Eintracht sind. Mit einem Altersschnitt von unter 24 haben wir für mich ein überragendes Fußballspiel geliefert“, sagte Braunschweigs Köhler.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)