Es sind aufregende Tage im Leben von Jan Reichert. Der Torhüter des 1. FC Nürnberg stößt am Montag ins Training der deutschen Nationalmannschaft und sorgt damit für Aufsehen. Bisher war der junge Keeper nur echten Club-Fans und Kennern der Regionalliga Bayern ein Begriff.
Nagelsmanns Überraschungsmann
Dort hat er in seiner Karriere bislang knapp 90 Spiele bestritten - für Nürnbergs zweite Mannschaft und den 1. FC Schweinfurt. Am letzten Spieltag der jüngst abgelaufenen Saison durfte der 22-Jährige erstmals das Tor der ersten Mannschaft des FCN in der 2. Bundesliga hüten. Beim 1:4 gegen den Hamburger SV kassierte er zwar vier Gegentore, konnte sich aber dennoch auf der großen Bühne präsentieren.
Die überraschende Einladung ins DFB-Training verdankt Reichert einer Entscheidung von Bundestrainer Julian Nagelsmann. Kurz vor der EM wurde Alexander Nübel aus dem Kader gestrichen, wodurch eine Lücke entstand.
„Ich war mit meinem Bruder unterwegs, als ich den Anruf bekam und war erst mal völlig perplex. Ich konnte es erst gar nicht glauben, freue mich aber ungemein auf diese besondere Chance“, sagte Reichert, der am 28. Juni 2001 in Schweinfurt geboren wurde.
Karriere im Aufwind
Reichert ist seit drei Jahren beim 1. FC Nürnberg, nachdem er 2021 vom 1. FC Schweinfurt gewechselt war, wo er die Jugendmannschaften durchlaufen hatte. In dieser Zeit kam er auf 84 Einsätze für die U23 in der Regionalliga Bayern und stand mehrmals im Spieltagskader der 2. Bundesliga. Er ist Stammkeeper der U23 und dritte Kraft in der ersten Mannschaft des FCN.
Der Schweinfurter zeigte in der letzten Regionalliga-Saison herausragende Werte: Kein Torhüter spielte so viele Pässe pro 90 Minuten wie er. Besonders beeindruckend ist seine Fähigkeit, das Spiel durch vertikale Pässe voranzutreiben und präzise lange Pässe zu spielen. Er gilt als ein mitspielender Torwart.
Künftige Nummer 1 des FCN?
Im März vergangenen Jahres verlängerte der Club den Vertrag mit dem Nachwuchskeeper, der nun bis 2027 an den FCN gebunden ist. „Jan hat uns nicht nur mit seinen Leistungen überzeugt, sondern auch mit seiner Persönlichkeit neben dem Platz“, erklärte Sportdirektor Olaf Rebbe.
Ein Blick in die Zukunft verrät, dass die Nürnberger mit Reichert als Nummer eins planen. Carl Klaus war nur bis zum Ende der Saison an den Verein gebunden und der Vertrag von Christian Mathenia läuft 2026 aus.
Im Zuge der Vertragsverlängerung hatte Rebbe gesagt, dass es fortan an Reichert selbst liege, „die nächsten Schritte im Herrenbereich zu gehen“. Dies scheint er mit dem Schritt ins DFB-Trainingslager geschafft zu haben.
Jan Reichert scheint bereit für eine große Karriere zu sein. Die Berufung zur Nationalmannschaft sei für ihn „eine riesige Ehre“, die ihn „wahnsinnig stolz“ mache. Er erklärte sich lernbereit: „Ich werde mein Bestes geben und alles aufsaugen.“