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Das deutsche Wundertor, das Spanien in tiefe Trauer stürzte

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Das deutsche Wundertor, das Spanien in tiefe Trauer stürzte

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Wundertor, das Spanien in Trauer stürzte

Spanien und Deutschland haben eine ausgeglichene Bilanz. Im Sommer 1966 kommt es zu einer besonderen Begegnung mit einem besonderen Tor.
Spanien ist am Freitag Deutschlands nächster Gegner im EM-Viertelfinale. Trainer Luis de la Fuente zeigt sich beeindruckt von der DFB-Elf, ist aber von der Qualität seiner Spieler überzeugt.
Spanien und Deutschland haben eine ausgeglichene Bilanz. Im Sommer 1966 kommt es zu einer besonderen Begegnung mit einem besonderen Tor.

Zum neunten Mal treffen Deutschland und Spanien bei großen Turnieren aufeinander. Die Bilanz ist völlig ausgeglichen (3-2-3) und die Jüngeren erinnern sich vor allem an torarme Spiele mit ungünstigen Ausgängen wie im Finale der EM 2008 oder 2010 im WM-Halbfinale (je 0:1).

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In Katar (1:1) rettete Joker Niclas Füllkrug mit einem satten Schuss einen Punkt, der letztlich auch zu wenig war. Dass schöne Tore gegen Spanien auch wichtig sein können, wissen noch die Älteren.

Bei der WM 1966 fiel ein Tor, das mit der Bezeichnung „schön“ nur unzureichend tituliert ist, es war schier unglaublich und gibt Physikern bis heute nicht gelöste Rätsel auf.

Das Tor, das ewig leben wird

Der Mann, der es schoss, ist verstorben, sein Tor wird ewig leben. Folgen Sie mir nach Birmingham, in den Sommer des Lebens eines gewissen Lothar Emmerich.

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Mit einem furiosen 5:0 gegen die Schweiz und einem hart erkämpften 0:0 gegen Argentinien war Deutschland in die WM in England gestartet. In Birmingham ging es im dritten Spiel um alles oder nichts.

Für die Spanier, die gewinnen mussten, und für die Deutschen, die das letzte Vorrundenspiel am 20. Juli 1966 nicht verlieren durften. Bundestrainer Helmut Schön ersetzte Italien-Legionär Helmut Haller überraschend durch den jungen frechen Dortmunder Lothar Emmerich, der erst sein zweites Länderspiel bestritt.

„Nun muss Emma ran!“

Er kam mit dem frischen Ruhm eines Europapokalsiegers und der Unterstützung der Boulevard-Presse überhaupt nur in den Kader, ebenso sein Kompagnon Siggi Held. Die beiden jungen Dortmunder Flügelflitzer galten vor 58 Jahren als „in“ - wie heute die wilden Stuttgarter Chris Führich und Deniz Undav.

Nach dem 0:0 gegen Argentinien forderte Bild: „Nun muss Emma ran!“ Ob Schön sich davon leiten ließ? Man weiß es nicht, aber es geschah. Er besetzte beide Flügel im Angriff neu. Zunächst waren die Umstellungen nicht von Vorteil.

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Die Spanier begannen besser, nach 22 Minuten erzielte Fuste das 0:1. In einem WM-Buch heißt es über das deutsche Spiel: „Nichts wollte klappen im Angriff. Kein Zuspiel kam an. Das traumhafte Verständnis zwischen Seeler und Held schien eine Sage zu sein. Von Motor Uwe (Seeler) sah man nicht viel mehr als eine umherflitzende Neun auf seinem Rücken. Die Kupplung zwischen Abwehr und Angriff schien reif für die Reparaturwerkstatt. Überhaupt schien die ganze Karre schrottreif …“

Doch der unerschrockene WM-Debütant Emmerich, der mit seinem ersten Schuss noch die Eckfahne getroffen hatte, schwang sich zum Retter auf. Mit einem Tor, das nach ihm sicher noch Tausende Amateur- und Hobbyfußballer vergeblich nachzumachen versucht haben.

Es ging in die WM-Geschichte ein - und das kam so: In der 38. Minute gab es einen Einwurf. Held schnappte sich den Ball und Emmerich rannte in den Strafraum. Mit dem berühmt gewordenen Ausruf, den sie nur im Ruhrpott verstehen („Gib mich die Kirsche“), forderte er den Ball - und bekam ihn auch.

Der setzte noch einmal auf und Emmerich schoss aus einer Position, von der man besser einen Mitspieler bedient - zehn Meter zum Pfosten, einen Meter zur Auslinie -, den Ball an Torwart Iribars Kopf vorbei in den Winkel. Die Zuschauer sprangen begeistert auf, die Reporter brüllten ihr Entzücken in die Mikrofone und die Presse überschlug sich.

Presse feiert Emmerich

Ein Auszug aus dem Blätterwald des nächsten Tages:

„Und wenn ich 90 werde, so ein Tor werde ich nie mehr sehen!“ (Daily Express)

„Lothar Emmerich gab uns eines der majestätischsten Tore in der Geschichte des Villa Parks“. (Daily Mirror)

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„Was wird Emmerich tun? Er tut das, was Iribar unfassbar erscheint - er donnert den Ball hoch in die rechte Ecke: 1:1! Das war Emma, der Schrecken aller Hintermannschaften.“

Sein Bundestrainer sprach von einem „Tor gegen alle Vernunft.“ Es brachte die Wende in diesem Spiel, für die Entscheidung sorgte dann das Idol jener Tage: uns Uwe!

Seeler glückt Endstand

Nach Helds Flanke glückte Uwe Seeler das 2:1 - das war der Endstand. Hinterher stand dennoch der andere Torschütze im Mittelpunkt und dieser Emmerich sagte selbstbewusst: „Ich habe nicht einfach losgeknallt, sondern blitzschnell die Lage gepeilt und instinktiv, und zum Glück den Ball voll treffend, den richtigen Winkel erwischt.“

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Spanien fuhr nach Hause, Deutschland blieb bekanntlich bis zuletzt und wurde erst durch ein Tor besiegt, das nur Engländer für regulär halten. Auch das erlebte Emmerich auf dem Platz mit, denn Sepp Herbergers Vorhersage bestätigte sich: „Wenn man den Emma aufstellt, müssen wir aufpassen, dass wir ihn wieder aus der Mannschaft kriegen.“

Eine süffisant verpackte Kritik des Alt-Bundestrainers an den spielerischen Schwächen des Linksaußen, der bei dieser WM kein Tor mehr schoss, aber bis zum Finale von Wembley dabei blieb. Danach spielte er nie wieder für Deutschland - er hatte seinen Moment für die Ewigkeit ja schon geliefert.

In Dortmund wurde er Kult: zweimal Torschützenkönig der Bundesliga und nach der Karriere vier Jahre Fanbeauftragter, ehe ihn 2003 ein früher Tod ereilte.