Die Zeiten des modernen und attraktiven Fußballs bei Red Bull Salzburg scheinen vorüber. Das einst so aufregende Projekt mit spannenden, jungen Talenten, die sich national wie international beweisen, bewegt sich mehr und mehr in Richtung Mittelmaß.
Vom Serienmeister ins Mittelmaß - der Fall von Red Bull Salzburg
Ein Schatten seiner selbst
Nach dem 7. Spieltag in der österreichischen Bundesliga rangiert Salzburg nur auf dem fünften Tabellenplatz, ist seit drei Spielen sieglos und ist in der laufenden Saison „nur“ in der Europa League vertreten. Die Qualifikation für die Champions League verpatzte die Mannschaft von Trainer Thomas Letsch gegen Club Brügge.
RB Salzburg: Zeiten der Dominanz sind vorbei
Dabei war Red Bull über eineinhalb Jahrzehnte das Maß aller Dinge in Österreich. Zwischen 2007 und 2023 wurden die Salzburger nur dreimal nicht Meister, beendeten keine Spielzeit schlechter als Platz zwei. Von dieser Dominanz ist heute nicht mehr viel zu sehen.
Der Fall der Österreicher ist ein schleichender Prozess. Ein Grund dafür ist der stetige Wegfall von wichtigen Personen. Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz starb 2022, Gerard Houllier (früherer Global Sports Director) bereits 2020.
Hinzu verließen wichtige Strippenzieher wie Ralf Rangnick, Christoph Freund, Ernst Tanner sowie Christopher Vivell den Verein. Alle waren in verantwortungsvollen Rollen für die Salzburger tätig und ein wichtiger Baustein für den Erfolg.
Salzburg nur noch Mittelmaß?
Das überträgt sich auf den sportlichen Erfolg. In den vergangenen zwei Jahren musste man sich im Titelrennen jeweils Sturm Graz geschlagen geben.
Gegen den ärgsten Konkurrenten verlor RB am vergangenen Wochenende das Topspiel und rutschte in der Tabelle weiter ab - daran konnte auch Neuzugang Frans Krätzig, der von den Bayern kam, nichts ändern.
Nach dem Spiel wurde der einstige Gladbacher Verteidiger Stefan Lainer darauf angesprochen, ob die Mannschaft momentan nur noch Mittelmaß sei, er antwortete schlicht: „Absolut.“
Eine Woche zuvor verlor man bereits mit 1:3 gegen den Wolfsberger AC, woraufhin sich der WAC-Coach Didi Kühbauer nach dem Spiel dazu hinreißen ließ zu sagen: „Ich will gar nicht respektlos sein, aber vor einigen Jahren brauchte man gegen Salzburg eine außergewöhnliche Leistung, um zu gewinnen. Jetzt hat man mit einer guten Performance immer die Möglichkeit sie zu schlagen.“
Experten hadern mit Salzburgs Fußball
Salzburg ist aktuell nur ein Schatten seiner selbst. Den Fans und Experten stößt dabei vor allem die Art und Weise, wie Coach Letsch Fußball spielen lässt, übel auf. „Das ist nicht Fußball von morgen, sondern Fußball von gestern“, mahnte Ex-Salzburg-Stürmer Marc Janko zuletzt bei Sky Austria.
In eine ähnliche Kerbe schlug auch Lothar Matthäus im Gespräch mit den Salzburger Nachrichten. „Vor ein paar Jahren wurde noch in München oft von Red Bull Salzburg gesprochen. Man ist sogar dorthin gefahren, um attraktiven, dynamischen, erfolgreichen Fußball zu sehen“, sagte die Bayern-Legende: „Den sieht man jetzt nicht mehr, weder in Salzburg noch in Leipzig. Also wird auch in München kaum noch über den Red-Bull-Fußball gesprochen.“
Schröder stärkt Letsch noch den Rücken
Trainer Letsch steht unter Druck. Seit seiner Amtsübernahme am 1. Januar dieses Jahres stand der Deutsche bei 35 Pflichtspielen an der Seitenlinie, erreichte lediglich einen mageren Punktedurchschnitt von 1,6 – der schlechteste Wert eines Salzburg-Trainers seit der Übernahme von Red Bull im Sommer 2005.
Dennoch hält Sport-Geschäftsführer Rouven Schröder an seinem Landsmann fest. Die Frage ist nur: Wie lange noch?
„Es darf sich keiner aus der Verantwortung nehmen“, stellte er nach der Graz-Pleite klar und fügte hinzu: „Wir haben elf Punkte nach sieben Spielen. Das ist zu wenig.“
Fans pfeifen Mannschaft aus
Letsch ist sich seiner und der kritischen Lage des Vereins bewusst, dennoch meinte er in den vergangenen Tagen: „Wir sind nicht blauäugig, die Spiele werden nicht leichter und die Lage ist nicht gut, aber auch nicht alarmierend.“
Er reagierte zudem auf das Pfeifkonzert, welches sowohl in der Halbzeit als auch nach der Niederlage gegen Graz von den Rängen hallte. „Wir alle haben hohe Ansprüche an uns selbst. Wir selbst müssen performen, denn nur wir allein sind für die Stimmung verantwortlich“, erklärte der 57-Jährige.
Gelingt der Turnaround in der Europa League?
Ausgerechnet der europäische Wettbewerb muss nun also als Auftakt des gewünschten Turnarounds herhalten.
Nach der verpassten Champions-League-Qualifikation starteten die Salzburger am Donnerstagabend mit einem Heimspiel gegen den FC Porto (ab 21 Uhr im Liveticker) in die Europa-League-Saison - und kassierten direkt einen herben Dämpfer. Durch ein Gegentor in der Nachspielzeit (90.+3) verloren die Österreicher mit 0:1 (0:0).