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"Es hätte an dem Tag vorbei sein können" - Knaak blickt auf Schock-Moment zurück

„Hätte an dem Tag vorbei sein können“

Dr. Turid Knaak spricht über den Umgang mit Rückschlägen, die Entwicklung des Frauenfußballs, ihr Herzensprojekt „SeitenweKKsel“ und einen Kajakunfall. Die „Flutlicht an!“ Porträt-Kolumne #109.
Turid Knaak spricht in ihrem Podcast „SeitenweKKsel“ mit Co-Host Fabian Klos über Themen, die sonst häufig unter den Tisch fallen.
Turid Knaak spricht in ihrem Podcast „SeitenweKKsel“ mit Co-Host Fabian Klos über Themen, die sonst häufig unter den Tisch fallen.
© Mara Pfeiffer
Dr. Turid Knaak spricht über den Umgang mit Rückschlägen, die Entwicklung des Frauenfußballs, ihr Herzensprojekt „SeitenweKKsel“ und einen Kajakunfall. Die „Flutlicht an!“ Porträt-Kolumne #109.

Wie werden Sportler*innen zu Legenden? Ganz simpel: Indem ihre Geschichte erzählt wird, aufgeschrieben, weitergegeben. Das ist die Grundvoraussetzung. Rekorde, die niemandem bewusst sind, werden nicht bewahrt – wer sie erlangt hat, gerät so in Vergessenheit.

„Ich habe wirklich lange Zeit nicht gewusst, wer Spielerinnen vor meiner Generation waren“, erzählt Dr. Turid Knaak. „Weil man keine Informationen, keinen Zugang hatte. Ich kannte nur Spielerinnen, denen ich mal persönlich beim Fußballspielen zugeschaut habe.“ Es sei deshalb ein guter Schritt, dass der DFB die Daten zur Bundesliga der Frauen nun digitalisiert hat.

Knaak möchte Spielerinnen aus früheren Zeiten hochleben zu lassen

Zudem wäre es wichtig, Spielerinnen aus früheren Zeiten hochleben zu lassen, bei denen man das bisher versäume, findet Knaak. Als sie das erste Mal mit deren Namen und Geschichten in Berührung gekommen sei, habe es sie bewegt, dass diese ihr nichts sagten: „Das fand ich traurig, weil es alles Spielerinnen sind, die uns den Weg geebnet haben.“

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Über sich selbst hat Knaak anhand der digitalisierten Spiele eine Information bekommen, die sie zum Lachen bringt: Sie ist die Spielerin, die – Stand heute – in der Bundesliga am häufigsten ausgewechselt wurde.

„Gar nicht so eine Statistik, in der man führen möchte“, erklärt sie, das Grinsen in ihrer Stimme hörbar, die Selbstironie angenehm. Vermutlich habe sie schnell müde gewirkt, philosophiert die TV-Expertin.

Die Generation, zu der die gebürtige Essenerin zählt, ist fast komplett abgetreten. Bis auf Svenja Huth und Alex Popp, schränkt sie ein.

Mit ihnen hat Knaak die Jugendteams beim DFB durchlaufen und auf einer dieser Reisen in Neuseeland etwas erlebt, das heute als gute Anekdote dient, damals aber dramatisch war: „Es hätte an dem Tag vorbei sein können.“

Dramatischer Kajak-Unfall auf DFB-Reise

Beim Wildwasser-Kajak verpassen die jungen Frauen mit ihrem Boot einen Abzweig, fahren gegen einen Felsen und kentern. Knaak und Huth fallen aus dem Kajak, das Wasser reißt sie mit. Am Ende werden sie allesamt gerettet, wie knapp das war, wird ihnen erst im Nachhinein bewusst. Der Running-Gag ab da ist die Begrüßung „Schön, dass du noch da bist.“

Überhaupt seien in den U-Teams teils enge Freundinnenschaften entstanden, sagt Knaak. „Es sind eher Klassenfahrten“ – natürlich nur neben dem Platz. Für die A-Nationalelf wird sie von Silvia Neid 2015 erstmals nominiert, eine Woche später bricht sich die Fußballerin im Testspiel mit ihrem Verein Bayer Leverkusen das Schien- und Wadenbein.

Knaak promovierte 2021

Eine komplizierte Zeit ist das, in der Knaak schließlich ihr Promotionsstudium beginnt. Die Doktorarbeit verteidigt sie 2021 während der Covid-Pandemie in der Zeit als Spielerin bei Atlético Madrid im Videocall. Weill ihr Internet streikt, passiert das via Hot-Spot von ihrem Handy.

Als sie das erzählt, muss sie lachen und das Adrenalin jenes Tages ist spürbar. Vielleicht auch der Stolz darüber, all das genau so gepackt zu haben, auf einmal und nebeneinanderher.

Fußball der Frauen und der Männer, das ist eben gerade neben dem Platz nach wie vor ein ganz anderer Schnack. Auch darüber spricht sie mittlerweile mit Co-Host Fabian Klos und Gäst*innen im Podcast „SeitenweKKsel“.

Eine Bühne zu haben für Themen, die ihr wichtig sind, Räume besetzen zu können und die Aufmerksamkeit zu erhalten, das betrachte sie als Privileg, erklärt Knaak. „Der Fußball war für ich schon immer ein sehr hartes Business auch.“ In diesem fallen Themen unter den Tisch, doch sie kann ein Licht dorthin scheinen lassen.