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Frauen-EM: Außergewöhnlicher DFB-Star! Ihre Kritiker sind verstummt

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Außergewöhnlich - in jeglicher Hinsicht

Ann-Katrin Berger macht innerhalb weniger Stunden jegliche Kritik vergessen und wird nach ihrer Leistung im EM-Viertelfinale zur Heldin. Ihre besondere Lebensgeschichte hilft dabei – und für das Halbfinale hat sie sogar eine Extra-Motivation.
Torhüterin Ann-Katrin Berger avanciert im EM-Viertelfinale zwischen Deutschland und Frankreich zur Matchwinnerin. Hinterher erklärt sie die entscheidenden Momente.
Ann-Katrin Berger macht innerhalb weniger Stunden jegliche Kritik vergessen und wird nach ihrer Leistung im EM-Viertelfinale zur Heldin. Ihre besondere Lebensgeschichte hilft dabei – und für das Halbfinale hat sie sogar eine Extra-Motivation.

Die Uhr in den Katakomben des Basler St. Jakob-Parks zeigte bereits 1.43 Uhr, als die Klänge von „Major Tom“ aus einer XXL-Musikbox in den Händen von Carlotta Wamser durch die immer noch gut besuchte Mixed Zone schallten. Linda Dallmann, Sophia Kleinherne, Giulia Gwinn und Co. feierten „völlig losgelöst“ die Tatsache, dass ihr Traum vom EM-Titel nach dem Viertelfinal-Sieg gegen Frankreich am Leben geblieben ist.

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Nur die große Heldin des Abends blieb eingereiht zwischen ihren Kolleginnen ganz bei sich: Ann-Katrin Berger zuckte lediglich einmal kurz mit den Mundwinkeln, als Dallmann beim Tanzen vor ihr leicht ins Straucheln geriet, dann zog sie sich beim Vorbeitrotten an den Medienvertretern die Kapuze ihrer Trainingsjacke weit über den Kopf. Der Fokus lag – wie es Berger trotz ihrer Heldentaten in zahlreichen Interviews zuvor eingefordert hatte - in dem Moment auf ihren Teamkolleginnen.

Berger? “Sie tut uns extrem gut”

Diese Szene stand perfekt dafür, wie Klara Bühl die DFB-Keeperin nur wenige Minuten zuvor beschrieb. „Sie ist eigentlich eher ein bisschen ruhiger, zurückhaltender, eine ganz Liebe“, sagte die Offensivspielerin: „Sie ist so ein bisschen der Ruhepol der Mannschaft. (…) Sie tut uns einfach extrem gut.“

Extrem gut tat der Mannschaft auch Bergers Leistung im Viertelfinale am Samstagabend. Die Torfrau machte ihrem Ruf als „Elferkillerin“, wie sie Kollegin Elisa Senß im Anschluss nannte, im Elfmeterschießen wieder einmal alle Ehre.

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Zwei Paraden und ein selbst verwandelter Elfmeter sorgten dafür, dass die starke und enorm geschlossene Mannschaftsleistung – trotz mehr als 100 Minuten in Unterzahl – mit dem Halbfinaleinzug belohnt wurde.

Doch auch schon weit vor dem Elfmeterschießen zeigte sich Berger in absoluter Höchstform. Gleich mehrfach bewahrte sie ihr Team vor einem Rückstand und stellte vor allem in der 103. Spielminute ihre Weltklasse unter Beweis.

„Ich habe einfach den größten Respekt vor ihr“

Als sie mit ihrer sehenswerten Flugeinlage einen missglückten Kopfball von Janina Minge aufs eigene Tor parierte, zeigte sie wohl eine der spektakulärsten Paraden der EM-Geschichte.

Auch Rebecca Knaak geriet auf Nachfrage von SPORT1 ins Schwärmen. „Wahnsinn, sie ist einfach der Wahnsinn. (…) Dass sie den so klärt, das ist krass und ich habe einfach den größten Respekt vor ihr“, sagte die Innenverteidigerin zu dem Hechtsprung, bei dem Berger den Ball gerade noch so vor dem Überschreiten der Torlinie abwehrte.

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Bühl konnte sich da nur anschließen: „Krass, unglaublich krass, Weltklasse. (…) Sie hat heute wieder gezeigt, wie unfassbar sie ist, was für eine Persönlichkeit auf dem Platz.“ Und auch Melanie Leupolz, Europameisterin von 2013, sagte im exklusiven SPORT1-Interview, dass man sowas „im Frauenfußball sehr selten sieht“.

DFB-Keeperin verspürt keinen Druck

Doch Berger ist nun mal außergewöhnlich – in jeglicher Hinsicht. Dass ihr auch auf dem Platz die Coolness aus allen Poren strömt, liegt auch daran, dass sie „unglaublich viel Lebenserfahrung hat mit dem, was sie durchgemacht hat“, wie Bühl sagte.

Berger erkrankte bereits zweimal an Schilddrüsenkrebs – diese Erfahrung lehrte sie, dass es Wichtigeres gibt als gewinnen oder verlieren. Sie verspüre „keinen Druck“, hatte sie bereits vor dem Turnier auf SPORT1-Nachfrage erklärt.

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Sie sei ein „Mensch, der im Moment lebt“, betonte Berger auch nach dem Viertelfinale noch einmal. Druck kann der 34-Jährigen somit wenig anhaben – das ist gerade in K.o.-Spielen wie jenem gegen Frankreich Gold wert.

Frauen-EM: Berger trotzt der Kritik

Wozu Berger in der Lage sein würde, schien Ex-DFB-Star Simone Laudehr schon vor dem Spiel geahnt zu haben. „In einem Spiel bist du der Buhmann, im nächsten Spiel der Superheld“, sagte die Weltmeisterin von 2007 mit Blick auf Berger im SPORT1-Interview.

Damit spielte sie auf die Kritik an der Torfrau noch wenige Tage zuvor an. Berger hatte in den Partien gegen Dänemark und Schweden einige Unsicherheiten gezeigt und war dafür im Netz angezählt worden. Hinzu kamen kritische Stimmen in den Medien, was an Berger allerdings komplett vorbeiging.

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„Ich lese gar keine Nachrichten mehr, seitdem ich Deutschland vor einigen Jahren verlassen habe“, sagte die Olympia-Bronzemedaillen-Gewinnerin auf SPORT1-Nachfrage.

Mit ihrer jüngsten Leistung stellte die Torhüterin dennoch sicher, dass es erst einmal nur positive Nachrichten über sie zu lesen gibt. Sie brachte „ihre Kritiker zum Schweigen”, titelte zum Beispiel die französische L’Équipe.

Wück? “Haben jetzt ein gutes Verhältnis”

Und auch Bundestrainer Christian Wück, der nach dem Gruppenspiel gegen Dänemark noch öffentlich geäußert hatte, dass er bei Bergers riskanter Spielweise „nicht alt“ werden würde, sang ein Loblied auf seine Torfrau: „Es war eine grandiose Leistung. Ich wusste, dass sie uns Stabilität gibt. Ich weiß, wenn wir in Unterzahl sind, dann brauchen wir solche Persönlichkeiten wie Anne.“

Ein klares Statement des Bundestrainers, an dem es nichts zu rütteln gibt, auch wenn Berger selbst dennoch ein klärendes Gespräch mit dem Coach „fürchtete“.

„Manchmal bin ich zu früh gesprungen, das weiß ich selber. Ich kriege wahrscheinlich noch ein bisschen Ärger von unserem Bundestrainer, weil er gesagt hat: ‚Du springst immer in die gleiche Ecke, in die falsche Ecke‘“, sagte sie schmunzelnd.

DFB-Pressesprecherin Annette Seitz reagierte umgehend und wies sicherheitshalber nochmal auf den ironischen Unterton in Wücks Aussage hin– neuerliche nach Unstimmigkeiten aussehende Äußerungen wollte man dringend verhindern.

Wücks öffentlicher Dribbel-Hinweis an Berger scheint nach den Heldentaten am Samstagabend jedenfalls endgültig vergessen. Und auch die Torfrau selbst versicherte: „Grundsätzlich haben wir jetzt ein gutes Verhältnis und ich habe es wieder gutgemacht.“

Der Opa als größte Motivation

Bergers Motivation, ihre hervorragende Leistung auch im Halbfinale gegen Spanien zu wiederholen, hat übrigens noch einen ganz persönlichen Antrieb.

Ihr 92-jähriger Opa Herbert, der laut Berger ihr größter Kritiker ist und mit dem sie regelmäßig per E-Mail kommuniziert, würde nach seinem Besuch zum Auftakt gegen Polen erst beim Finale wieder ins Stadion kommen.

„Vorher lohnt sich nicht“, zitierte Berger ihren Großvater und will jetzt alles daransetzen, ihn tatsächlich wieder auf der Tribüne begrüßen zu dürfen: „Ich habe es euch gesagt, er kommt nur zum Finale. Da will ich hin. Und deshalb musste ich auch im Elfmeterschießen zwei halten und einen Elfmeter schießen.“

Eine Frau, ein Wort. Eben typisch Ann-Katrin Berger.