Hallo Fußball-Fans,
Deutschland war keine Top-Mannschaft
was für ein Drama! Das ist wohl das Turnier der späten Tore, aber letztendlich ist Spanien verdient weitergekommen. Sie haben das Spiel kontrolliert, sie kontrollieren ja alle Spiele.
Die Mannschaft steht verdient im Finale. Deutschland hat gekämpft, war physisch enorm präsent, aber im Spiel nach vorne hat es einfach an Genauigkeit gefehlt. Hinten raus hat auch die Kraft gefehlt.
Berger wird sich hinterfragen
Beim späten Gegentor hat Ann-Katrin Berger nicht mit dem Schuss von Aitana Bonmatí gerechnet. Sie organisiert noch die Abwehrkette, muss ja auch das Spielgeschehen im Blick haben – Mitspieler, Gegenspieler und das Tor irgendwie noch verteidigen. Was die Spanierin in dieser Szene macht, zeugt von absoluter Weltklasse. Sie hat Ann-Katrin Berger richtig schön ausgeguckt und Anne rechnet nicht damit.
Klar muss sie sich hinterfragen - und das wird sie auch! Natürlich ist es in der 113. Minute besonders ärgerlich. Wäre es zum Elfmeterschießen gekommen, hätte die deutsche Mannschaft einen Vorteil gehabt.
DFB-Frauen mit Entwicklungsbedarf
Natürlich sind die Erwartungen nach dem Erfolg gegen Frankreich gestiegen, aber man muss auch klar sagen: Deutschland war in diesem Turnier keine Top-Mannschaft! Es gab gute Momente und gegen Frankreich hat man ein Ausrufezeichen gesetzt. Aber die deutsche Mannschaft sollte einen höheren Anspruch haben als die Leistung, die man bei diesem Turnier gezeigt hat.
Nur weil das Halbfinale erreicht wurde, hat man nicht automatisch ein geiles Turnier gespielt. Es gibt viele Stellschrauben, an denen noch gearbeitet werden muss. Das Team hat noch Entwicklungsbedarf. Keine Spielerin wird aus dem Turnier rausgehen und sagen: „Geil, wir haben das schönste Turnier jemals gespielt.“
Spannende Zukunft für deutsche Nationalmannschaft
Das Halbfinale war hart erarbeitet, aber es war nicht so, dass die deutsche Elf richtig schönen Fußball gespielt hat. Man muss nicht immer schönen Fußball spielen. Die Mannschaft muss sich weiterentwickeln, um zukünftig große Turniere gewinnen zu können.
Meiner Meinung nach hat Jule Brand ein hervorragendes Turnier gespielt. Carlotta Wamser wurde einfach reingeworfen und konnte ebenfalls überzeugen. Es wird sehr spannend sein, diese Art von Spielerinnen zukünftig zu begleiten. Der Kader ist mit einigen Talenten gespickt, da freut man sich richtig auf die kommenden Turniere.
Team hat ihr Potenzial bei der EM gezeigt
Trotzdem darf man natürlich auch nicht die Verletzungen und die Roten Karten vergessen. Besonders in der Defensive wurden die Deutschen immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt. Das macht was mit der Mannschaft und dem Trainerteam.
Es ist ein guter und wichtiger Prozess für alle, der das Teamgefüge gestärkt hat. Langfristig gesehen ist es eine großartige Mannschaft, die ihr Potenzial bei dieser Europameisterschaft gezeigt hat.
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Anja Mittag, 40 Jahre alt, ist eine der erfolgreichsten deutschen Nationalspielerinnen. Die Stürmerin lief 158-mal für die DFB-Frauen auf, damit steht sie auf Rang vier der deutschen Rekordliste. Mittag erzielte 50 Tore, darunter den 1:0-Siegtreffer im EM-Finale 2013. Sie ist dreimalige Europameisterin (2005, 2009, 2013), Weltmeisterin (2007) und Olympiasiegerin (2016).
Auf Vereinsebene lief Mittag unter anderem für Turbine Potsdam, den VfL Wolfsburg, Paris Saint-Germain und RB Leipzig auf und gewann zahlreiche Titel. Zu den Sachsen stieß sie 2019, bis zuletzt agierte sie bei RB als Co-Trainerin der ersten Frauenmannschaft. Jetzt wartet eine neue Herausforderung als Individualtrainerin im Ausland.