Was für ein Finale und schon wieder wurde Hannah Hampton zur Heldin! Die englische Torhüterin hat die Lionesses zum EM-Titel geführt und im Finale gegen die favorisierten Spanierinnen - mal wieder - den Unterschied gemacht.
Frauen-EM: Die unglaubliche Geschichte hinter Englands Elfmeterkillerin
Mit besonderem Trick zur Heldin
Im Elfmeterschießen parierte Hampton die Elfmeter von Mariona Caldentey und Weltfußballerin Aitana Bonmatí. Salma Paralluelo schoss am Tor vorbei, sodass Hampton aus vier Duellen gleich dreimal als Siegerin hervorging.
Dabei geholfen haben dürfte ein besonderer Trick. Wie so viele Torhüter verfügte auch die Engländerin über eine Liste der gegnerischen Elfmeterschützinnen und deren Präferenzen vom Punkt. Anders als viele Kolleginnen heftete sie diese aber nicht an eine Trinkflasche, sondern ließ sich den Zettel auf den Unterarm kleben.
Der Vorteil: Eine Flasche kann schnell mal verlegt werden, den Spickzettel auf dem Unterarm hat man immer parat. ITV schrieb auf Instagram: „Hannah Hampton macht immer ihre Hausaufgaben“ - und entsprechend gut vorbereitet war sie dann auch.
Frauen-EM: Hampton trotzt allen Widerständen
Anschließend wurde die 24-Jährige von der UEFA zur Spielerin des Finals gekürt. „Es wird eine Weile dauern, bis wir es begreifen. Wir sind das Team, das nie aufgibt, und wir haben heute das Ergebnis dafür bekommen“, freute sich die Matchwinnerin im Interview bei BBC Sport.
„Es gab eine Menge Dinge, mit denen ich vor dem Turnier zu kämpfen hatte und bei denen mir das Team geholfen hat. Und jetzt hier zu stehen und zum zweiten Mal eine Europameisterin zu sein, ist unglaublich“, fuhr Englands überglückliche Torhüterin fort.
Dass Hampton es überhaupt einmal in ein EM-Finale schaffen würde, schien vor allem zu Beginn in ihrer Kindheit unwahrscheinlich.
Die heutige Nationaltorhüterin wurde mit einer schweren Augenkrankheit geboren und bekam von Ärzten den Ratschlag, keinen Fußball zu spielen.
Ein Hinweis, den Hampton dankend ablehnte.
„Ich habe immer daran geglaubt“
Nach mehreren Operationen konnte das Sehvermögen von Englands Nummer eins zwar korrigiert werden, bis heute hat Hampton jedoch Probleme mit der Tiefenwahrnehmung.
Besonders auf der Torwartposition ist dies natürlich ein entscheidender Nachteil, allerdings hinderte Hampton dies nicht an ihrem Karriereaufstieg.
„Mir wurde von klein auf gesagt, dass ich nicht Fußball spielen kann, dass es kein Beruf ist, den ich ausüben kann. Aber hier bin ich“, wird Hampton von BBC Sport zitiert. Und auch in der Sportschau erklärte sie: „Ich habe immer daran geglaubt. Ich kann sagen, ich habe den Leuten das Gegenteil bewiesen mit meiner Saison bei Chelsea - und nun bin ich hier.“
Mit dem FC Chelsea konnte Hampton in diesem Jahr ein unfassbares Triple aus Meisterschaft, Pokalsieg und Ligapokal-Triumph feiern. Auf dem Weg dahin spielte sie eine tragende Rolle.
England-Torhüterin wehrt sich gegen Vorwürfe
Doch die vergangenen Jahre waren nicht immer einfach für die Torhüterin. 2022 feierte Hampton zunächst ihr Nationalmannschaftsdebüt gegen Spanien und wurde anschließend in zweiter Reihe Europameisterin.
Bis März 2023 blieb eine weitere Nominierung der Torhüterin jedoch aus. Gerüchte machten die Runde, dass Hampton aus disziplinarischen Gründen nicht mehr nominiert wurde.
Hampton nahmen die „schmerzhaften“ Vorwürfe damals sehr mit. „Ich war ein sehr junges Mädchen, als all die Geschichten herauskamen, und man ist nicht wirklich darauf vorbereitet. Das erwartet man nicht“, sagte Hampton der BBC.
Hampton tritt in große Fußstapfen
Doch trotz des öffentlichen Gegenwinds kämpfte sich Hampton erneut zurück und trat bei der Euro 2025 auch im Nationalteam in die Fußstapfen von Mary Earps, die im Mai ihre England-Karriere beendet hatte.
Neben gehaltenen Elfmetern und Paraden aus dem Spiel heraus überzeugt Hampton dabei durch ihre technische Begabung und ihr Spiel mit dem Ball am Fuß.
Zum krönenden Abschluss wurde ausgerechnet Hampton im Elfmeterschießen gegen Spanien zur Heldin. Was einst niemand für möglich gehalten hatte, wurde am Sonntagabend zur Realität.