Als die Schweiz mit dem Rücken zur Wand stand, war sie erstmals gefragt. Die EM-Gastgeberinnen waren im dritten Gruppenspiel gegen Finnland kurz zuvor durch einen Elfmeter mit 0:1 in Rückstand geraten, als am Spielfeldrand die Nummer 23 aufleuchtete: die Nummer von Alisha Lehmann.
Plötzlich ist Alisha Lehmann gefragt
Die wohl populärste Fußballerin der Welt (16,8 Millionen Follower auf Instagram), deren Nominierung im Vorfeld für Diskussionen gesorgt hatte, wurde in der 82. Minute für Iman Beney eingewechselt und kam zu ihrem ersten EM-Einsatz.
„Alles oder nichts: Sundhage wechselt Offensiv-Power ein“, schrieb die Schweizer Boulevard-Zeitung Blick angesichts dessen, dass neben Lehmann auch Riola Xhemaili in die Partie kam, um das drohende Aus zu verhindern.
Frauen-EM: Lehmann kommt - und bringt Schwung
Beide Einwechselspielerinnen sorgten direkt für neuen Schwung. Xhemaili hatte zunächst eine Freistoß-Gelegenheit, schoss den Ball am Ende aus großer Entfernung doch über die Latte. In der 86. Minute profitierte Lehmann dann nach einem langen Ball beinahe von einem Torwart-Bock, doch Finnlands Keeperin Anna Koivunen konnte ihren Fehler gerade noch ausbügeln.
Die Zeit lief den Schweizerinnen, denen ein Unentschieden zum erstmaligen Einzug in eine K.o.-Phase der EM gereicht hätte, davon. In der 91. Minute kam Lehmann zum Abschluss, doch der Schuss der Juventus-Spielerin, deren sportlichen Wert für die Nationalmannschaft im Vorfeld des Turniers hinterfragt worden war, kam zu zentral aufs Tor.
Schweiz-Drama in der Schlussphase
Alles sah nach einem dramatischen Aus der Schweizerinnen aus, doch dann kombinierte sich die Nati auf der rechten Seite nach vorne. Über Lehmann gelangte der Ball zu Ana-Maria Crnogorcevic, die Géraldine Reuter einsetze, die wiederum mit einer scharfen Hereingabe im Strafraum Jokerin Xhemaili fand, die den Ball aus kurzer Distanz über die Linie drückte.
„Alisha Lehmann hat tatsächlich auch nochmal einen Effekt gehabt. Sie ist auch mitbeteiligt an der Entstehung des Tores“, sagte ZDF-Moderator Sven Voss nach der Partie.
„Nach dem Tor mussten wir sofort das System wechseln. Heute haben wir ein paar gute Einwechslungen gemacht“, befand auch die Schweizer Trainerin Pia Sundhage.
Zumal Lehmann offenbar spürte, dass Xhemaili zur Heldin werde könnte. „Bei meiner Einwechslung sagten mir Alisha und Alayah (Pilgrim): ‚Du machst heute den Unterschied.‘ Ich habe es manifestiert", erklärte Xhemaili.
Im Stadion herrschte im Anschluss an den Ausgleich ohrenbetäubender Lärm, am Ende rettete die Schweiz das 1:1 über die Zeit. Während die Schweizerinnen ihr Glück kaum fassen konnten und Lehmann mit ihren Teamkolleginnen feierte, flossen auf finnischer Seite bittere Tränen.