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Frauen-EM: Seine Entscheidung veränderte alles

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Seine Entscheidung veränderte alles

Nach vielen Jahren voller Enttäuschungen dreht Frankreich bei der laufenden Frauen-EM auf. In Gang gesetzt hat dies der Nationaltrainer mit einer kontroversen Entscheidung. Doch es finden sich auch Schwächen, die den DFB-Frauen im Viertelfinale zugutekommen können.
Dass Frankreich im EM-Viertelfinale gegen Deutschland der Favorit sein soll, kann Trainer Laurent Bonadei nicht so stehen lassen. Der Coach glaubt an einen "Bluff".
Nach vielen Jahren voller Enttäuschungen dreht Frankreich bei der laufenden Frauen-EM auf. In Gang gesetzt hat dies der Nationaltrainer mit einer kontroversen Entscheidung. Doch es finden sich auch Schwächen, die den DFB-Frauen im Viertelfinale zugutekommen können.

Mit drei Siegen durch die Todesgruppe marschiert – und trotzdem nur Außenseiter im EM-Viertelfinale? Die Reporter staunten nicht schlecht, als Frankreichs Coach Laurent Bonadei ihnen genau das vermitteln wollte.

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Er lieferte aber auch eine Begründung, weshalb er Deutschland im Duell mit seinem Team (ab 21.00 Uhr im LIVETICKER) als Favoriten sieht: „Sie haben die EM acht Mal gewonnen.“ Frankreich könne hingegen gar nicht favorisiert sein, denn dafür müsse man schon mal eine Trophäe gewonnen haben, findet Bonadei.

Vor Frauen-EM: Frankreich erhält neues Gesicht

Doch seine Worte zeigen auch, dass unter ihm bei Frankreich wirklich eine neue Ära begonnen hat. Denn über viele Jahre zählte das Team, das oft zahlreiche Spielerinnen des damaligen Serien-Champions-League-Siegers Olympique Lyon in den eigenen Reihen hatte, zu den absoluten Topfavoriten.

Das war diesmal anders. Vor dem EM-Start wurde Spanien und England doch deutlich mehr zugetraut, da bei Frankreich keiner so recht wusste, wo das Team steht.

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Zwar verfügten Les Bleus schon in der Vergangenheit über viele talentierte Spielerinnen – doch als eine echte Einheit hatte sich Frankreichs Startruppe in den vergangenen Jahren selten präsentiert.

Ähnliches drohte auch bei dieser EM zu passieren – doch dann bewies Bonadei bei seiner Kadernominierung großen Mut und verzichtete gleich auf mehrere große und einflussreiche Namen.

„Ungerechtigkeit“: Superstar Renard aussortiert

Neben Wendie Renard, die sonst die Rolle als Abwehrchefin eingenommen hatte, durften mit Eugénie Le Sommer und Kenza Dali zwei weitere langjährige Stützen nicht mit in die Schweiz reisen. Insgesamt wurde damit eine kombinierte Erfahrung von 444 Länderspielen kurzerhand aussortiert.

Vor allem Renard, die von ihrer Ausbootung laut eigener Aussage erst durch die Pressekonferenz des Trainers erfuhr, wollte dies nicht auf sich sitzen lassen. „Nur Gott weiß, warum ich nicht in diesem Kader stehe“, äußerte sie sich in einem Interview mit Martinique La Première: „Es herrscht Unverständnis und Ungerechtigkeit.“

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Die 34-Jährige gewann im Laufe ihrer Karriere bereits achtmal die Champions League – ein Les Bleus ohne Renard galt bis zur EM-Nominierung als unvorstellbar. In 168 Länderspielen erzielte sie 39 Tore und übernahm zahlreiche Jahre Verantwortung als Kapitänin.

Nationalmannschaft? Bonadei baut auf Zukunft

Sowohl das als auch die Tatsache, dass sie immer noch als eine der besten Abwehrspielerinnen der Welt gilt, konnte den Trainer allerdings nicht von seiner Entscheidung abhalten – auch wenn ihn diese riskante Wahl bei sportlichem Misserfolg wohl den Job hätte kosten können.

Doch Bonadei wollte einen Neuanfang wagen. Es sei keine Wahl „gegen die Spielerinnen, sondern für die Zukunft der französischen Nationalmannschaft“. Und er scheint recht zu behalten, wenn man die bisherigen Auftritte der Französinnen in der Schweiz betrachtet.

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Die Mannschaft spielte sich in der Todesgruppe D mit maximaler Punkteausbeute ins Viertelfinale. Mit 11 Treffern erzielte Frankreich zudem so viele Treffer wie England – nur Spanien traf mit 14 Toren häufiger.

Frauen-EM: Les Bleus beeindrucken mit Offensivkraft

Die französische Torgefährlichkeit ist dabei vor allem dem überragenden französischen Offensiv-Trio aus Sandy Baltimore, Marie-Antoinette Katoto und Delphine Cascarino zu verdanken. „Individuell haben die sehr viel Schnelligkeit und viel Power. Damit können die auch den Unterschied machen“, sagte die Niederländerin Dominique Janssen.

Falls es eine kleine Schwäche gibt, ist diese eher in der Defensive zu suchen. Dort dürfen in der Innenverteidigung mit Alice Sombath und Thiniba Samoura zwei 21-Jährige ran – und zumindest Letztere hat in der Gruppenphase die eine oder andere Unsicherheit offenbart.

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Daher sieht auch Olympiasiegerin Simone Laudehr dort die Chance für Deutschland. Nach schnellen Ballgewinnen „muss es direkt vertikal nach vorne in die Schnittstellen reingehen. Ich glaube, dass Frankreich da unfassbar anfällig ist“, sagte der Ex-DFB-Star im SPORT1-Interview.

Deutscher Erfolg? „Glauben an unsere Chance“

Durch Renards Abwesenheit büßt Frankreich zudem deutlich an Gefährlichkeit bei Standards ein. Die enorm kopfballstarke Abwehrriesin war mit ihren 1,87 Metern bei Ecken und Freistößen nur schwer zu verteidigen, das verbliebene Team ist hier im Vergleich mit den DFB-Frauen eher im Nachteil.

„Standards sind tatsächlich ein wichtigerer Punkt, als es in unserem bisherigen Turnierverlauf der Fall war. Auch da glauben wir an unsere Chance, weil wir kopfballstarke Spielerinnen haben, weil jede Ecke für uns eine Torchance bedeutet und weil es passieren kann, dass wir tatsächlich auch das Standard-Tor brauchen, um das Spiel zu gewinnen“, bestätigte Co-Trainerin Maren Meinert auf SPORT1-Nachfrage, dass das deutsche Team hier eine Chance wittert.

Viele Kapitäninnen: Frankreich teilt Verantwortung auf

Doch Einbußen in Sachen Körpergröße, Erfahrung und Führungsfiguren fangen die Französinnen im Team auf. Das betrifft sogar das Kapitänsamt. Bei jedem Spiel dieser EM lief bislang eine andere Französin mit der Binde auf.

Bonadei erklärte schon vor Turnierstart bei Le Monde, dass es wichtig sei, „Führungsqualitäten im Team“ zu entwickeln, damit es nicht nur vereinzelte Führungsspielerinnen gebe – womöglich auch ein versteckter Hinweis an die frühere Generation, bei der dies oftmals der Fall war.

Das neue Frankreich gefällt sich dagegen vielmehr in der Rolle des Underdogs. Sollte ein Sieg gegen die DFB-Frauen gelingen, würde Topfavorit Spanien warten - und dann würden die Reporter Bonadei die geliebte Außenseiter-Rolle für sein Team wohl sogar abkaufen.