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Auf sie setzten Klopp und Guardiola

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Auf sie setzten Klopp und Guardiola

Die deutsche Ernährungsexpertin Mona Nemmer spricht im SPORT1-Interview über ihre Arbeit beim FC Bayern und dem FC Liverpool, die Essgewohnheiten der Stars und die wachsende Bedeutung ihres Berufs für den Profifußball.
Liverpool-Ernährungsberaterin Mona Nemmer arbeitete in der Vergangenheit mit Jürgen Klopp und beim FC Bayern mit Pep Guardiola zusammen. Zwischen den beiden sieht sie eine gewisse Ähnlichkeit.
Die deutsche Ernährungsexpertin Mona Nemmer spricht im SPORT1-Interview über ihre Arbeit beim FC Bayern und dem FC Liverpool, die Essgewohnheiten der Stars und die wachsende Bedeutung ihres Berufs für den Profifußball.

Jürgen Klopp nannte sie einst einen „Super-Transfer“.

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Im Jahr 2016 holte der deutsche Star-Coach die Ernährungsberaterin Mona Nemmer vom FC Bayern zum FC Liverpool. „Ich habe Spieler, Trainer und Manager aus der ganzen Welt befragt, und immer wieder kam derselbe Name zurück: Mona!“, begründete Klopp später.

Die Oberpfälzerin, die in diesem Jahr ihre Promotion zum Doktor der Sport- und Ernährungswissenschaften abgeschlossen hat, hat sich einen Namen als profilierte Expertin für Sportlerernährung gemacht, während ihrer Zeit beim FC Bayern schwörte auch Pep Guardiola auf ihre Fachkenntnisse. Die gelernte Köchin steht auch dem DFB als externe Beraterin zur Seite.

Am Rande einer Veranstaltung der #NeverStopGrowing-Kampagne von LIDL in Berlin vor der Frauen-EM in der Schweiz hat SPORT1 mit Nemmer über ihren Job gesprochen. Die 41-Jährige gibt Einblicke in ihre Zusammenarbeit mit Guardiola und Klopp ablief, die Essgewohnheiten der Stars und die kniffligen Herausforderungen, die ihre Tätigkeit mit sich bringt.

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So verlief Nemmers Weg

SPORT1: Frau Nemmer, Sie waren unter anderem Ernährungsberaterin für den FC Liverpool. Wie kamen Sie überhaupt zu diesem Beruf?

Mona Nemmer: Alles begann 2009 mit einer Reise nach Nigeria für die U17-Fußballnationalmannschaft. Es wurde händeringend jemand gesucht, der die Mannschaft dort versorgen konnte. Ich hatte gar keinen richtigen Plan, wie das funktioniert, was da gebraucht wird - und aus der Not eine Tugend gemacht. Mir wurde schnell klar, wenn man das weiterhin so bespielen möchte, muss man mehr Vorarbeit leisten, Menüpläne schreiben, sich mit den Hotels abstimmen. Und so ist mein Weg über die Nationalmannschaft zu Bayern München bis hin zum Liverpool FC gekommen.

SPORT1: Wenn man die beiden Vereine vergleicht, für die Sie gearbeitet haben: Wie unterscheiden sich diese aus Ihrer Sicht?

Nemmer: Grundsätzlich nicht wirklich. Es sind zwei Vereine, die weltweit bekannt sind und auf dem höchsten Elite-Level Fußball praktizieren. Daher ist es unser Job als Ernährungsexperten und Ernährungsberater, die Mannschaft so schnell wie möglich wieder herzustellen und das richtige Essen auf den Tisch zu bringen, sodass die Jungs 90 Minuten ordentlich performen können.

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Das essen die Fußballstars am liebsten

SPORT1: Sie sagten mal, beim FC Liverpool war Milchreis das beliebteste Gericht - was war denn die Leibspeise beim FC Bayern?

Nemmer: Ja, Milchreis und Pasta sind über die Grenzen hinaus beliebt im Fußball. Das sind so Dinge, da kann man den Finger draufsetzen, das mag jeder Fußballer gern. Die Pasta am Spieltag gehört einfach mit dazu, so wie das Aufwärmen vor dem Spiel.

SPORT1: Also gab es bei den Bayern keine besonderen Vorlieben für irgendetwas anderes?

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Nemmer: Da war die regionale bayerische Küche nochmal ein bisschen mehr im Vordergrund, aber generell sind Milchreis und Pasta immer die Favoriten.

Großes Lob von Jürgen Klopp

SPORT1: Sie haben unter Pep Guardiola und auch Jürgen Klopp gearbeitet - welche Unterschiede haben Sie bemerkt?

Nemmer: Ich glaube, es gibt sehr viele Parallelen zwischen den beiden. Zwei Welttrainer, zwei großartige Persönlichkeiten, zwei Trainer, die an das Thema Ernährung geglaubt haben und nach wie vor glauben. Und zwei, die mir auch ein irrsinnig großes Spielfeld geboten haben, ein irrsinnig großes Vertrauen geschenkt haben, um dieses Thema erlebbar zu machen.

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SPORT1: Sie seien der einzige Weltklassespieler in einer Mannschaft voller Stars, sagte Jürgen Klopp einmal über Sie. Wie kommt so eine Aussage bei Ihnen an?

Nemmer: Teamwork makes the dream work - das ist meine Philosophie dazu. Ernährung ist ein Brückenpfeiler in diesem ganzen System Fußball. Ohne Teamwork und Zusammenarbeit können wir weder auf dem Platz performen noch hinter den Kulissen. Für unseren Staff ist es so, dass wir eng mit den Sportwissenschaftlern, mit den Physios, mit dem Teammanagement zusammenarbeiten - mit jedem, der irgendwie in diesen Abläufen eine koordinative Funktion hat. Das ist extrem wichtig, damit die Zahnräder ineinandergreifen.

So läuft die Ernährung während eines Turniers

SPORT1: Wie sieht denn die alltägliche Arbeit mit den Spielern aus? Die Bedürfnisse sind ja vermutlich ganz individuell. Ist das zum Beispiel auch von Position zu Position verschieden, also brauchen Innenverteidiger beispielsweise etwas anderes als Stürmer?

Nemmer: Es hängt viel an der Belastungsintensität. Wir wissen, dass die Stürmer zwischen zwölf und vierzehn Kilometer pro Spiel laufen, was nicht ohne ist, während der Torhüter deutlich weniger auf dem Tacho hat. Von daher sind dann verschiedene Ernährungsstrategien gefragt, um entsprechend die Körperzusammensetzung auf Stand zu halten und sich kein Ballastgewicht anzueignen - und da hilft der persönliche Austausch. 

SPORT1: Die Frauen-EM läuft aktuell. Wie groß ist die Rolle, die Ernährung bei der Performance generell spielt, gerade bei so einer Veranstaltung, die eben auch über vier Wochen geht?

Nemmer: Man kann das sehr schön in zwei verschiedene Teile einteilen. Zum einen die Vorbereitungsphase, wo nochmal intensiver trainiert wird, wo man aber auch vom Ernährungspart her mehr Kreativität zur Verfügung hat, wie zum Beispiel ein Teamdinner, man kann auf der Terrasse draußen essen, man kann sich da ein bisschen durch die Attraktionen der Buffets durchleben. Während man Richtung Turnier die Maßstäbe nochmal ein bisschen anders setzt und sagt: Okay, jetzt bewegen wir uns wieder zurück in die Matchday-Routine.

„Da muss man schon kreativ sein“

SPORT1: Kann so etwas wie Ernährung am Ende auch titelentscheidend sein, wie groß ist der Anteil an der Leistungsfähigkeit wirklich?

Nemmer: Es wäre schön, wenn wir das messbar machen und in eine Prozentzahl gießen könnten – das geht leider nicht. Aber der einfache Vergleich ist: Wenn der Tank eines Autos leer ist, kommt man leider nicht mehr weit. Ernährung ist unser Treibstoff und hat viele tolle, wegweisende Funktionen - für Konzentration, für das Immunsystem, für das Wohlbefinden, für so viele Dinge.

SPORT1: Die Klub-WM in den USA hatte relativ ungewöhnliche Anstoßzeiten - teilweise wurde zur Ortszeit 12 Uhr mittags gespielt. Die Spieler sind sonst eher Spiele nachmittags oder abends gewohnt. Was für Probleme kann das mit Blick auf die Ernährung bereiten?

Nemmer: Man muss da erstmal in Erwägung ziehen, dass man auch durch gewisse Zeitzonen gereist ist und sich erstmal adaptieren muss – was auch ein paar Tage dauern kann. Dann haben wir klimatisch auch ganz andere Bedingungen. Das hat einen riesigen Einfluss auf die Ernährungsgewohnheiten. 12 Uhr Anstoß bedeutet 8.30 Uhr Pre-Match Frühstück. Da muss man schon kreativ sein, damit das Richtige auf dem Buffet steht, sodass die Jungs zum Anpfiff fit sind.

„Wir haben eine Tür geöffnet“

SPORT1: Glauben Sie, dass die Ernährung im Profisport oder auch speziell im Spitzenfußball in der Zukunft eine noch größere Rolle spielen wird?

Nemmer: Das würde mich sehr freuen, wenn wir mit unserem Tun schon mal den Grundstein gelegt haben. Ich bin sicher, wenn wir die letzten 15 Jahre betrachten: Es hat sich so viel entwickelt, es gibt mittlerweile Ernährungsberater in den Akademien, es werden Vollzeitpositionen geschaffen. Ich hoffe, wir sind auf einem guten Weg, um das Thema final so zu integrieren, wie es mit der Trainingssteuerung auch gemacht wird oder mit den Physios. Wir haben dem Fußball eine Tür geöffnet.