Sie brachte noch im Juni Englands Nationaltrainer Thomas Tuchel auf die Palme, auch mit Bayern-Ersatzkeeper Sven Ulreich kam es schon einmal zu einer Auseinandersetzung - und am Freitagabend pfeift ausgerechnet die französische Schiedsrichterin Stéphanie Frappart den EM-Auftakt der DFB-Frauen gegen Polen (ab 21 Uhr im Liveticker).
Sie brachte Tuchel auf die Palme
Als Frappart im Mai 2019 ihr Debüt in der Ligue 1 gab, war der Hype um sie riesengroß. Heute ist sie fünfmalige Weltschiedsrichterin, war 2020 die erste Frau, die ein Champions-League-Spiel bei den Herren pfiff und auch die erste weibliche Unparteiische, die ein Männer-WM-Spiel leitete (Deutschlands Gruppenspiel gegen Costa Rica bei der WM 2022 in Katar).
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Sechs Jahre später darf sie zwar weiterhin in der französischen Liga pfeifen, auch in der Champions League ist sie immer wieder im Einsatz und bei der Frauen-Europameisterschaft am Start - doch seit einigen Jahren ist die Französin auch heftiger Kritik ausgesetzt.
Immer wieder Wirbel um Frappart
Im Mai 2020 musste sie sich bei einem Liga-Spiel von Olympique Marseille die Wut des OM-Trainerstabs anhören. „Du machst unglaubliche Fehler. Es gibt nicht einmal einen Elfmeter. Du hast nicht das Niveau. Es gibt nicht einmal ein Niveau dafür“, schrie ihr der portugiesische Ex-Coach Andre Villas-Boas ins Gesicht, bevor er sich für seinen Fauxpas rasch entschuldigte.
2022 ging Auxerre-Verteidiger Quentin Bernard noch weiter, als er meinte: „Man sollte über diese Schiedsrichterin nicht zu viel quatschen. Diese ganze mediale Aufmerksamkeit hat sie keineswegs verdient. Wir Profis werden immer häufiger von reinen Amateuren gepfiffen. Schade, dass sie mit ihren merkwürdigen Entscheidungen alles kaputt macht, aber das war nicht zum ersten - und wohl auch nicht zum letzten Mal der Fall.“
Doch sowohl im Weltverband FIFA als auch in der Europäischen Fußball-Union (UEFA) genießt Frappart einen guten Ruf.
Frappart bei Bayern-Spiel im Fokus
Auslöser der Aktion war eine Fehlentscheidung des Schiedsrichtergespanns um Frappart: Kopenhagens Keeper Kamil Grabara hatte einen Freistoß von Leroy Sané noch mit den Fingerspitzen über die Latte gelenkt, es gab aber nicht die fällige Ecke.
Obwohl alle Bayern-Spieler im Umkreis direkt reklamierend den Arm hoben, gab Frappart im Verbund mit ihren Linienrichtern Mikael Berchebru und Steven Torregrossa nur Abstoß.
Was folgte, war ein zu lauter Protest von der Bayern-Bank, denn der Vierte Offizielle Bastien Dechepy beorderte seine Chefin an die Seitenlinie und berichtete von Ulreichs Vergehen.
Ulreich schimpft wegen Frappart
Der schimpfende Bayern-Ersatzkeeper wurde daraufhin in der 73. Minute wegen Meckerns verwarnt und von Frappart aufgefordert, sich aufzurichten, ehe sie ihm die Gelbe Karte zeigen sollte. Das brachte das Fass zum Überlaufen.
„Ich weiß nicht, warum sie jetzt unbedingt wollte, dass ich zu ihr herlaufe. Ich mache mich ja nicht zum Affen vor ihr, dass ich mich da noch vor sie hinstelle ...“, blaffte der Bayern-Star nach dem Spiel: „Sie kann mir ja die Gelbe Karte geben, schön und gut. Aber ich mache mich da nicht zum Affen, laufe vor sie hin und bedanke mich noch.“
Doch Ulreich war nicht der einzige, den Frappart in der Vergangenheit verärgerte. Im Juni pfiff sie ein Testspiel zwischen England und Senegal (Endstand: 1:3) und brachte Three-Lions-Coach Thomas Tuchel in Rage.
Auch Tuchel von Frappart verärgert
Nach Abpfiff stapfte der 51-Jährige auf das Spielfeld und nahm sich die Unparteiische vor. Diese ließ sich nach einer kurzen Diskussion aber nicht auf weitere Gespräche ein und ging weiter.
Streitpunkt war eine Szene in der 84. Minute, als Jude Bellingham den vermeintlichen Ausgleich zum 2:2 erzielt hatte. Zuvor hatte Abwehrspieler Levi Colwill den Ball zum Real-Star hingelenkt - offenbar mit seinem Arm.
Gänzlich aufgeklärt werden konnte die Szene aber nicht. Auf den TV-Aufnahmen sah es so aus, als würde Colwill den Ball mit seiner Schulter weiterleiten.
Frappart hatte zunächst auf Tor entschieden, in der Folge die Szene am Bildschirm betrachtet und nach unzähligen Wiederholungen den Treffer zurückgepfiffen.
„Ich habe es gerade gesehen, es sieht eher nach der Schulter als nach der Hand aus. Ich sah es als ein Tor, das überprüft werden muss“, sagte Tuchel beim TV-Sender ITV: „Es ist das erste Mal, dass die Schiedsrichterin ein Tor zurücknimmt.“
Und weiter: „Entweder ist es ein Fehler, dann muss es zurückgenommen werden oder es ist kein Fehler, dann ist es ein Tor.“
Bleibt abzuwarten, ob Frappart auch am Freitagabend wieder für Aufregung sorgt. Sie kann aber auch beweisen, dass sie das Vertrauen der UEFA verdient und sich mit einer Top-Leistung auszeichnen.