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"Ein unglaublich mutiger und wichtiger Schritt"

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„Ein unglaublich mutiger Schritt“

Svenja Huth war bis zu ihrem Rücktritt eine feste Größe bei den DFB-Frauen. Die Entwicklung des Teams beobachtet die 34-Jährige aber weiterhin genau. Im SPORT1-Interview blickt sie auf die deutschen EM-Chancen und den mutigen Schritt einer Ex-Kollegin.
Svenja Huth spricht über die Offenbarungen von Ex-DFB-Kollegin Lina Magull und zollt ihr Respekt für ihren Tabubruch.
Svenja Huth war bis zu ihrem Rücktritt eine feste Größe bei den DFB-Frauen. Die Entwicklung des Teams beobachtet die 34-Jährige aber weiterhin genau. Im SPORT1-Interview blickt sie auf die deutschen EM-Chancen und den mutigen Schritt einer Ex-Kollegin.

Vor drei Jahren schrammte Svenja Huth im Finale der Frauen-EM noch denkbar am Titel vorbei - nun wollen die DFB-Frauen in der Schweiz (2. bis zum 27. Juli) auch den letzten Schritt gehen. Dabei müssen sie jedoch auf Wölfe-Star Huth verzichten, die im März 2024 aus der Nationalmannschaft zurückgetreten war.

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Die 34-Jährige verfolgt die Entwicklung des DFB-Teams aber weiterhin genau. Im SPORT1-Interview, das bei einem Event im Rahmen der „Never Stop Growing“-Initiative von EM-Partner Lidl stattfand, spricht Huth unter anderem über die deutschen EM-Chancen, Kapitänin Giulia Gwinn sowie über ihre Ex-DFB-Kollegin Lina Magull, die zuletzt öffentlich über ihre Depression sprach.

Huth: „So kann es schon weit gehen“

SPORT1: Frau Huth, was trauen Sie dem DFB-Team bei der EM zu?

Huth: Die letzten beiden Spiele (gegen die Niederlande und Österreich in der Nations League, Anm. d. Red) waren sehr positiv, davor war es ein bisschen durchwachsen. Ich vergleiche das mit der Zeit vor der Euro 2022, weil wir da auch nicht so genau wussten, wo wir stehen, und wo es im Turnier hingehen kann. Wir sind dann aber sehr gut gestartet und richtig in den Flow gekommen. Die letzten beiden Spiele waren schon mit viel Spielfreude verbunden. Klar ist ein Turnier noch einmal etwas komplett anderes, weil da auch eine andere Drucksituation herrscht, aber so wie sie sich jetzt die letzten beiden Spiele präsentiert haben, kann es schon weit gehen.

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SPORT1: Was lief aus Ihrer Sicht konkret gut zuletzt und was muss noch verbessert werden?

Huth: Ich glaube, dass vor allem die erste Halbzeit immer so ein bisschen verschlafen gewirkt hat. Wenn es dann mal einen Gegner mit einer anderen Qualität gibt, der die entstandenen Fehler noch einmal anders ausnutzt, gäbe es vielleicht auch mal ein Halbzeitergebnis, bei dem es schwierig wird, das wieder aufzuholen. Wir haben es aber trotzdem immer wieder geschafft, zurückzukommen und eine gute zweite Hälfte zu spielen. Diese Wachheit, diese Frische, die brauchen wir natürlich bei einem Turnier von der ersten Minute an - und darauf wird es auch ankommen.

SPORT1: Muss der EM-Titel das Ziel sein?

Huth: Bei der letzten Europameisterschaft haben wir im Finale gestanden, aber es hat leider nicht zum i-Tüpfelchen gereicht. Trotzdem haben wir viel bewegen können in den vergangenen Jahren. Daher muss es von Deutschland der Anspruch sein, zum Favoritenkreis zu gehören. Das traue ich ihnen auch zu.

Frauen-EM: „Hatten auch vor WM 2023 bisschen Unruhe“

SPORT1: Hat es Sie überrascht, dass eine Felicitas Rauch nicht im EM-Kader steht, die ja zuvor Kritik an der Kommunikation von Wück geäußert hat?

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Huth: Als sie die letzten beiden Male nicht nominiert wurde, war ich schon überrascht, weil ich sie auch in den USA verfolge und sehe, dass sie da gute Leistungen bringt. Daher hätte ich mich enorm für sie gefreut und bin mir sicher, sie hätte der Mannschaft auf und neben dem Platz helfen können. Nichtsdestotrotz sind das Entscheidungen, die das Trainerteam getroffen hat, die man akzeptieren muss. Und das macht Feli. Ich weiß auch, dass sie weiter daran arbeitet, um danach auch wieder ihre Chance zu bekommen.

SPORT1: Wie wichtig ist es, dass sich diese Unruhen vor dem Turnier gelegt zu haben scheinen?

Huth: Im Vorfeld der WM 2023 hatten wir auch aus anderen Gründen ein bisschen Unruhe wegen Abstellungsperioden und später kommenden Spielerinnen. Es ist aber schon extrem wichtig, dass es mit Ruhe in den letzten Vorbereitungslehrgang hereinging und die Dinge geklärt sind. Es wurde sich ja noch einmal ausgesprochen, sodass alle wissen, woran sie sind. Es ist wichtig, dass man nun den Fokus auf das Wesentliche richten kann - und das ist der Fußball.

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“Erwartet, dass dieser Post auch für Aufruhr sorgen kann”

SPORT1: Sie haben diesen Post wie einige Nationalspielerinnen und Ex-Nationalspielerinnen damals geliked. Haben Sie erwartet, dass es so große Wellen schlagen wird?

Huth: Dass sich die Medien darauf stürzen, ist nichts Neues. Daher habe ich schon erwartet, dass dieser Post auch für Aufruhr sorgen kann oder wird. Nichtsdestotrotz hat Feli ihre Meinung transparent nach außen getragen, was ich auch verstehen kann, und deswegen stehe ich da auch hinter ihr.

SPORT1: Giulia Gwinn hat die Kapitänsbinde von Alexandra Popp übernommen. Wie wichtig ist sie für die Mannschaft, auch in dieser neuen Rolle?

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Huth: Enorm wichtig. Man hat in den ersten Spielen schon gesehen, dass sie auch in der Außenwirkung noch mehr Verantwortung auf dem Platz übernimmt. Man muss aber sagen, dass sie auch in den letzten Jahren immer konstant dabei war und konstant gute Leistungen gebracht hat. Ich glaube daher, dass es keine neue Aufgabe, wo sie sich von 0 auf 100 plötzlich komplett verändert. Das ist auch wichtig, dass sie bei sich bleibt und trotzdem die eine oder andere Aufgabe gerade neben dem Platz mehr hat, weil auf dem Platz war sie auch schon in den vergangenen Jahren eine mittragende Säule.

“Es ist leider noch immer ein Tabuthema”

SPORT1: Ein ernstes Thema: Ihre Ex-DFB-Kollegin Lina Magull hat öffentlich gemacht, dass sie unter Depressionen litt. Ist der Fußball inzwischen ein so offenes Umfeld, dass man da auch sehr offen mit umgehen kann - oder ist das immer noch ein Tabuthema?

Huth: Es ist leider noch immer ein Tabuthema, aber ich glaube, dass gerade solche Menschen wie Lina viel dazu beitragen, dass es kein Tabuthema in Zukunft mehr sein wird und sich mehr Sportler und Sportlerinnen trauen, auch in der Öffentlichkeit über ihre Depressionen zu sprechen und damit auch ganz vielen anderen Menschen helfen können. Von daher ist es ein unglaublich mutiger und wichtiger Schritt von Lina, den sie gegangen ist und damit auch ganz vielen Menschen geholfen hat.

SPORT1: Der Frauenfußball in Deutschland hat im Vergleich zu anderen Nationen in den vergangenen Jahren gefühlt ein wenig kleinere Schritte gemacht. Wie wichtig wäre ein erfolgreiches deutsches Turnier, um einen nachhaltigeren Boom auszulösen?

Huth: Obwohl es bei der vergangenen EM nicht zum Titel gereicht hat, haben wir sehr viel für den Frauenfußball bewegt. Das war so das erste Mal, dass nach dem Turnier auch das Interesse nicht wieder abgeflacht ist, sondern man weiterhin eine Euphorie und Begeisterung bei den Menschen feststellen konnte. Auch junge Mädels und Jungs hatten endlich wieder weibliche Identifikationsfiguren. Von daher ist es natürlich mit dem Titel ein Stück einfacher - aber bei der Euro 2022 haben wir gesehen, dass wir die Menschen nicht nur auf dem Platz begeistert haben, sondern auch mit der Art und Weise, wie wir neben dem Platz aufgetreten sind. Das ist schön zu sehen. Ich wünsche mir auch für diese Euro, dass die Mannschaft so nahbar und authentisch bleibt, wie sie war oder ist - und so viele Menschen mitnehmen kann.