Nein. Franziska Wittersheim lacht ein wenig amüsiert. So wie in den US-Fernsehserien laufe es in ihrem Job als Juristin nicht ab. Glücklicherweise! Die Arbeit sei vielmehr lösungsorientiert – und darauf ausgerichtet, gerichtliche Auseinandersetzungen zu vermeiden. Ihr persönliches Credo? Miteinander reden.
„Ist schwierig, Männer zu überzeugen“
Seit 2021 arbeitet Wittersheim im Team der Kanzlei „Lentze und Stopper“. Ihr Hauptthema ist Sportrecht, wobei: Ein eigenes Fachgebiet sei das nicht, erklärt sie. Vielmehr würden (auch) im Sport fast alle Themen verhandelt.
Ihr selbst sei der Teamgedanke wichtig, betont Wittersheim. Das gelte sowohl im Job als auch im Sport. Früher war als Kunstturnerin aktiv, bis eine Verletzung dem ein Ende setzte – und sie in der Folge noch das eine oder andere im Sport ausprobierte.
Kanzlei war in Dopingfall von Vuskovic involviert
Fußball war – als Zuschauerin – schon immer da, auch Fußball der Frauen. Den brachte ihr ausgerechnet der Großvater in Frankreich nah, der bei Spielen immer ganz selbstverständlich den Fernseher einschaltete. Diese Selbstverständlichkeit vermisst die Juristin im Umgang mit Frauensport allenthalben, aber das ist ein Thema für später.
Einer ihrer Schwerpunkte im Job ist das Thema Compliance, das heute in Verbänden und Vereinen längst intensiver be(tr)achtet wird. Auch das stecke eigentlich überall und in allem, erklärt Wittersheim, und nennt als Beispiel: Wer schenkt wem warum Tickets zu Events, wieso sollte man das lieber zweimal überlegen (und sei es, um dabei keine Fehler machen).
Dopingfälle gehören dazu, auch bei dem ersten im deutschen Profifußball rund um Mario Vušković (damals Spieler des HSV, zu dem er nach seiner Sperre zurückkehren kann), war die Kanzlei involviert. Als „medizinische Fachlaie“ bezeichnet die Sportbegeisterte sich darauf bezogen.
Die Testverfahren sind ein Beispiel dafür, dass ihr Job es oft erfordert, sich in ganz Neues einzuarbeiten, um Mandant*innen vertreten zu können.
„The Rise Of Women’s Football“
Neben der Juristerei gehört Wittersheim gemeinsam mit der Spielerberaterin Jasmina Čović zu den Menschen hinter „The Rise Of Women’s Football“, einer Plattform, die genau das zum Ziel hat, also dem Fußball der Frauen noch mehr Aufwind zu verschaffen. Es sei schwierig, sagt die Juristin, männliche Kollegen vom Frauensport und dessen Bedeutung zu überzeugen.
Sie selbst, vielleicht dank der Selbstverständlichkeit des Großvaters, hat das Potential schon lange entdeckt und verstanden, hält aber wenig davon, den Sport der Frauen – gerade den Fußball – mit dem der Männer zu vergleichen. Das müsse, betont Wittersheim, ganz und gar getrennt sein, auch in Vereinen: die Herangehensweise, Geld, Ideen, einfach alles.
Ihre eigene Leidenschaft für den Sport führe dazu, dass sie ihren Job oft gar nicht klassisch als Beruf betrachte, weil ihr so viel Spaß macht, was sie tut. Freude, Themen jeden Tag wieder voranzutreiben, das gilt für die juristischen Fälle ebenso wie für das Herzensprojekt, bei dem Wittersheim auch mal vor jungen Menschen steht und eine Masterclass zu Leistungssport, Schwangerschaft und Rechte werdender Eltern hält.
Weil das Beackern dieser Themen einen Unterschied macht – und sie dabei sein und einen Anteil daran haben kann, wenn es passiert.