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Alte Probleme? Spanien kommt nicht zur Ruhe

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Spanien kommt nicht zur Ruhe

Der spanische Fußballverband trennt sich von Frauen-Cheftrainerin Montserrat Tomé. Ihre Nachfolgerin wird jedoch nicht unkritisch gesehen.
Montserrat Tomé analysiert die Niederlage ihrer Mannschaft und ist der Meinung, dass Spanien mehr verdient hatte.
Der spanische Fußballverband trennt sich von Frauen-Cheftrainerin Montserrat Tomé. Ihre Nachfolgerin wird jedoch nicht unkritisch gesehen.

Dass es zwischen Montserrat Tomé und ihrem Team nicht gestimmt hat, dürfte bei der Fußball-Europameisterschaft der Frauen so manchem Beobachter aufgefallen sein. Und das nicht etwa, weil die spanische Auswahl das Finale gegen England im Elfmeterschießen verlor. Vielmehr waren es die zwischenmenschlichen Gesten, genauer gesagt das Fehlen derselben, die offenbar werden ließen, dass etwas im Argen lag.

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Als die Spanierinnen im Halbfinale gegen Deutschland in der 113. Minute den entscheidenden Treffer erzielten, war die Cheftrainerin kein Teil der Jubeltraube. Als ihre Schützlinge das Endspiel verloren, tröstete sie sie aber auch nicht. Distanz statt Nähe.

Rund zwei Wochen später traf der spanische Fußballverband RFEF nun eine Entscheidung. Tomé muss ihre Koffer packen, ihr am 31. August auslaufender Kontrakt wird nicht verlängert.

Spanien will sich von Altlasten trennen

Nach Platz zwei bei der EM 2025, dem gegen Deutschland verlorenen Halbfinale bei Olympia 2024 und dem Gewinn der Nations League im selben Jahr ist also Schluss.

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Die Entscheidung gegen Tomé soll laut der spanischen Zeitung El País dabei bereits vor der EM gefallen sein. So soll es Reyes Bellver, der Leiterin des Bereichs Frauenfußball, ein Anliegen gewesen sein, auf jener Position einen Wechsel zu vollziehen.

Und das nicht einmal unbedingt sportlich begründet. Vielmehr soll mit dem Ende von Tomé auch ein anderes unrühmliches Kapitel zu den Akten gelegt werden: der Skandal um Ex-Verbandspräsident Luis Rubiales. Dieser hatte bei der WM 2023 - nach dem Triumph der Spanierinnen im Finale - bei der Siegerehrung die Spielerin Jennifer Hermoso ungefragt auf den Mund geküsst und damit für einen Skandal gesorgt.

Tomé und Vilda mit Rubiales-Verbindung

Die FIFA sperrte Rubiales für drei Jahre, auch vom spanischen Sportgerichtshof gab es eine Sperre. Hermoso zeigte ihn an, am Ende musste er als RFEF-Boss zurücktreten.

Allerdings: Allzu freiwillig war diese Entscheidung seinerzeit nicht. So hielt Rubiales noch weit nach dem Finale eine flammende Rede, in der er die Kritik an seiner Person als „falschen Feminismus“ deklarierte und rief: „Ich werde nicht zurücktreten.“

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Bei jener Rede saß auch Tomé applaudierend im Publikum. Vor ihrer Berufung zur Cheftrainerin vor zwei Jahren hatte sie als Assistentin für den vorherigen Coach Jorge Vilda gearbeitet, einem engen Verbündeten von Rubiales, der nach dessen Eskapade entlassen wurde.

Spanien vor Halbfinale der Nations League

Die Installation von Tomé konnte die Spielerinnen in der Folge nicht friedlich stimmen. In den ersten Spielen streikten ganze 15 von ihnen aus Protest. Ihnen gingen die personellen und strukturellen Konsequenzen nach dem Skandal nicht weit genug.

Bereits zuvor, als Vilda noch in Amt und Würden war, hatte es im September 2022 einen Streik gegeben, der sich gegen die extrem kontrollierenden Methoden des Coaches richtete.

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Rechtzeitig vor dem Final Four der Nations League Ende Oktober, bei dem Spanien und Schweden sowie Deutschland und Frankreich im Halbfinale aufeinandertreffen, hat der spanische Verband mit Sonia Bermúdez auf der Trainerposition bereits eine Nachfolgerin gefunden.

Auch die neue Trainerin applaudierte Rubiales

Gänzlich frei von Altlasten wird das Team durch sie aber nicht. Bei Rubiales‘ berühmt gewordener Rede saß neben Vilda und Tomé nämlich auch Bermúdez applaudierend im Publikum.

Die Mundo Deportivo formulierte diesen Umstand wie folgt: „Bermúdez kommt mit einigen Schatten auf die Trainerbank.“ Am meisten Aufsehen erregte ihre Anwesenheit bei der Versammlung, bei der Luis Rubiales versicherte, dass er „nicht zurücktreten werde.“

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Dabei hatte die 40-Jährige sogar neben Tomé gesessen. „Das Video, in dem beide applaudieren, kursiert weiterhin in den sozialen Medien“ - und hinterlasse einen „skeptischen Eindruck“ gegenüber der neuen Cheftrainerin.

Bermúdez ohne Erfahrung im Profibereich

Jener skeptische Eindruck dürfte sich derweil auch beim Blick auf die berufliche Laufbahn auftun. Zwar war Bermúdez als Spielerin durchaus erfolgreich – sie gewann zwölf Titel, war Nationalspielerin, spielte jahrelang für den FC Barcelona und bestritt als erste Spielerin in der Geschichte von Atlético Madrid 100 Partien für den Klub – auf Trainerebene fehlt es aber an Erfahrung. So hat die Ex-Sportlerin noch keinen A-Kader auf Vereins- oder Länderebene betreut.

Immerhin: Zuvor trainierte sie die spanische U19 und gewann mit dieser den EM-Titel nach einem Sieg im Elfmeterschießen gegen Deutschland.

Ob ihr Engagement am Ende zum Erfolg führt, wird wohl erst die Zeit zeigen. Auch ob die Spielerinnen ihr gegenüber offener sind als gegenüber ihrer Vorgängerin, ist nicht abzusehen.

So bleibt der Neustart am Ende das, als was ihn die Zeitung El País deklariert hat: ein „Experiment“.