Stilsicher ist zu Ende gegangen, was laut Gianni Infantino eine „neue Ära des Fußballs“ markiert. Dass Donald Trump sich bei der Siegerehrung im MetLife Stadium von New Jersey in den Mittelpunkt drängte, passte perfekt ins Bild dieser aufgepumpten Show. Es fehlte nur noch eine Motto-Kappe: Make Football Great Again.
Neue Ära des Ausverkaufs
Klub-WM: Europas Geldadel am Ende wieder unter sich
Auch die Finalpaarung der großen Preisgeld-Party (offiziell FIFA Klub-WM) hätte man sich vorab so malen können: Europas Geldadel hat den in seiner Wertigkeit umstrittenen Titel trotz aller Mühen der globalen Konkurrenz am Ende unter sich ausgemacht.
Schließlich ist Titelträger FC Chelsea auch nach der Regentschaft von Roman Abramowitsch, aktuell gefüttert mit den Millionen des US-Investors Todd Boehly, ein Musterbeispiel an Großmannssucht.
Und Champions-League-Sieger Paris St. Germain gilt Kritikern des modernen Fußballs gemeinhin als Inbegriff des Ausverkaufs, seit der katarische Staatsfonds dort die Geldsäcke schnürt.
Diese zwei Sympathieträger haben also im Land der unbegrenzten Möglichkeiten die Vorherrschaft der Europäer im Spitzenfußball unterstrichen.
Es ist eine gefährliche Sonderrolle. Die Folgen der zusätzlichen Strapazen und der maximal kurzen Sommerpause werden die Teilnehmer hierzulande wohl erst im nächsten Halbjahr zu spüren bekommen, wenn es wieder Schlag auf Schlag geht in der Knochenmühle Profifußball.
FC Bayern und BVB: Viel Geld, aber neue Probleme
Aus deutscher Sicht muss das liebe Geld über die kräftezehrende Dienstreise hinwegtrösten.
BVB wie Bayern streichen zwar mit jeweils rund 50 Millionen Euro stattliche Summen ein, gerade die Münchner haben aber mit der schweren Verletzung Jamal Musialas ein noch viel stattlicheres Problem mit nach Hause gebracht.
Nun ist Bambis brutaler Beinbruch eher nicht auf Belastungsaspekte zurückzuführen. Aber: Je mehr Spiele, desto höher eben auch das Risiko für traumatische Verletzungen.
Südamerikaner einziger Lichtblick
Was das öffentliche Interesse betrifft, liegt die Vermutung nahe, dass der gefürchtete Punkt der Übersättigung tatsächlich erreicht ist. Zumindest für die verwöhnten europäischen Fans.
Vor Ort war neben der Hitze das Desinteresse der Bevölkerung der größte Hemmschuh der aus dem Boden gestampften Veranstaltung. Sogar für das Finale gab es noch am Spieltag Eintrittskarten.
Nur die Folklore der wirklich engagierten südamerikanischen Fans, bei denen bereits die kompaktere Version des Wettbewerbes traditionell eine größere Rolle spielte, rettete die Veranstaltung davor, ein totaler Totentanz zu werden.
TV-Quoten ließen zu wünschen übrig
Dass in den USA der Soccer nie die ganz große Nummer werden wird und die Menschen sportlich schlicht andere Interessen oder am hellichten Tage auch Verpflichtungen haben, konnte man vielleicht erwarten. Die teils gähnend leeren Stadien trotz obskurer Ticketing-Tricks waren dann aber doch erschreckend.
Und betrachtet man hierzulande die TV-Quoten des hochgejazzten Turniers im Vergleich zur parallel abgehaltenen Frauen-EM, ist das öffentliche Interesse am Frauenfußball deutlich höher.
Vielleicht liegt es auch daran, dass die Veranstaltung in der Schweiz etwas irdischer daherkommt. Und dass sie einen tatsächlichen Höhepunkt im Kalender darstellt.