Vieles war nicht gut bei dieser Klub-WM. Spiele um 12.00 Uhr mittags anzupfeifen zum Beispiel – egal ob unter einem klimatisierten Dach oder in der prallen Sonne - ist grundsätzlich keine gute Idee. Vor allem nicht für jene Fans in den Gastgeberstädten, die tagsüber arbeiten müssen und damit vom Spielbesuch schon einmal ausgeschlossen waren.
Klub-WM: Klopp will sich mit seiner Kritik reinwaschen - Kommentar
Klopp versucht, sich reinzuwaschen
Auch das „dynamische Preissystem“, das die Tickets zu Beginn überteuert anbot, um sie nachher dann deutlich günstiger abzugeben, war eine Fehlzündung. Kann man aber korrigieren. (Klub-WM: Finale Chelsea - PSG heute 21 Uhr im LIVETICKER)
Kritik an Klub-WM? Klopp versucht sich reinzuwaschen
Doch eines war diese Klub-WM ganz sicher nicht: „Die schlechteste Idee, die jemals im Fußball umgesetzt wurde“, wie sie Jürgen Klopp populistisch abkanzelte.
Dass sich ausgerechnet „Kloppo“ als Klub-WM-Kritiker positioniert, liegt wohl auch daran, dass er versucht, sich nach seinem schwer verdaulichen Wechsel zu einem kalt kalkulierenden Fußballkonzern ein Stück weit wieder als Fußball-Traditionalist reinzuwaschen. Salzburg trat übrigens trotzdem an. Hätte „Kloppo“ korrigieren können.
Gezielte Ausbeutung von Red Bull
Derselbe Jürgen Klopp hat übrigens gerade die Sportdirektoren aus allen Ecken der Welt zusammengetrommelt, um ihnen klarzumachen, dass künftig alle Red-Bull-Filialen einheitlichen Fußball zu spielen haben.
Was umgekehrt bedeutet, dass die landestypische Fußball-Identität gezielt zerstört wird. Stattdessen wird es also Einheitsfußball geben. Rein ökonomisch betrachtet ist das sinnvoll, fußballethisch aber zumindest fraglich.
Es ist wie in der Wirtschaftspolitik: Die reichen Industrieländer sind vor allem an den Rohstoffen – in diesem Fall den südamerikanischen, asiatischen oder afrikanischen Fußballtalenten – interessiert.
Es ist eine gezielte Ausbeutung von Humankapital, wie es derzeit Real Madrid mit der Verpflichtung von 17- oder 18-jährigen Talenten aus Argentinien oder Brasilien tut. „Brain drain“ nennt man das in der Wirtschaft.
Das degradiert den Rest der Fußball-Welt
Und da sind wir wieder bei der Klub-WM. Klopps Sichtweise ist eine – wie man in der Politik sagt – eurozentristische Position. Im Grunde degradiert diese Denkweise den Rest der Fußball-Welt auf einen Zulieferbetrieb für europäische Fußballkonzerne.
Südamerikanische, afrikanische oder auch zentralamerikanische Klubs haben ihre besten Talente abzuliefern und ansonsten bitte nicht zu stören oder gar Ansprüche anzumelden.
Bitte mehr davon!
Dass die Fans in Buenos Aires, Sao Paulo oder Rio de Janeiro – allesamt emotionale Fußballepizentren - da nicht mitspielen, ist die richtige Antwort. Für diese Anhänger, die diesen Fußball mehr lieben, als es jemals ein von einem Konzern aus dem Boden gestampfter Verein wird erreichen können, waren die Spiele ein Fußballfest.
Ihre Traditionsklubs auf einem Rasen mit Real Madrid, Bayern München oder Paris zu sehen, war für sie eine Frage der Ehre und der sportlichen Herausforderung. Wer die Spiele zwischen Bayern und den Boca Juniors oder Flamengo in Miami miterleben durfte, wird diese Duelle von Traditionsgiganten nicht so schnell vergessen. Bitte mehr davon!
Ein interessanter Nebenaspekt dieser Klub-WM ist nämlich, neben der zweifellos vorhandenen ökonomischen Erwartungshaltung, die aktuelle „eurozentristische“ Ausrichtung des Vereinsfußballs aufzubrechen. BVB-Boss Aki Watzke sagte dazu einen klugen Satz: Die Europäer müssen verstehen, dass ihnen der Fußball nicht allein gehöre.
An der Klub-WM muss gefeilt werden, aber die Idee hat Potenzial
Die besten Klubs aus aller Welt teilnehmen zu lassen, bringt sie wieder ein Stück weit auf Augenhöhe zusammen. Am Konzept muss zweifellos noch etwas gefeilt werden. Aber die Idee an sich hat Potenzial.
Und Klub-WM-Kritiker Jürgen Klopp kann sich ja jetzt schon einmal festlegen, dass seine Konzernabteilungen in vier Jahren keinen Platz mehr beanspruchen. Damit wäre dann ein Platz frei.
Zum Beispiel für die „Millionarios“ aus der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá. Die spielten in den 1950er Jahren den Rest der Welt in Grund und Boden – auch Real Madrid. Dann kauften ihnen die Spanier Alfredo di Stéfano weg und Madrid stieg zur Weltmacht des Fußballs auf.
Es war der Anfang der bis heute andauernden „Ausbeutung“ des südamerikanischen Vereinsfußballs. Die Klub-WM bringt nun die Klubs wieder näher zusammen. Und deswegen ist das eine gute Idee.