Kylian Mbappé ist zurück - aber die Schlagzeilen gehören seinem Vertreter. Der erste Auftritt des französischen Superstars bei der Klub-WM wurde geradezu zur Nebensache, weil sich Gonzalo García bei Real Madrid endgültig zum unerwarteten Helden aufgeschwungen hat.
Die Rückkehr der Neun
García führte die Königlichen mit seinem Siegtreffer zum 1:0 gegen Juve ins Viertelfinale. Der vierte Scorerpunkt im vierten Spiel (drei Tore, ein Assist) für einen Spieler, den vor der WM wohl kaum einer auf dem Zettel hatte. Nun werden die Legenden-Vergleiche bemüht.
„Er ist eine typische Nummer 9, die es versteht, auf ihre Chance zu warten und sich gut zu bewegen”, sagte Real-Coach Xabi Alonso: „Er erinnert mich an Raúl, der immer in der richtigen Position ist, auf seine Chance wartet, Chancen bekommt und für sie kämpft.“
Real Madrid hat einen neuen König Midas
Der 21-Jährige hatte mit einem eindrucksvollen Kopfballtreffer nicht nur seinen Trainer verzückt. „In jedem Spiel scheinen seine Offensivaktionen die magische Handschrift von König Midas zu tragen: Alles, was er anfasst, wird zu einem Tor.... und zu Gold“, schwärmte die Sportzeitung Marca.
Das in Madrid ansässige Blatt rechnete vor, dass García den Madrilenen bei der Klub-WM mit seinen entscheidenden Aktionen schon ganze 22,8 Millionen Euro eingebracht habe. Insgesamt hat Real über 50 Millionen Euro sicher.
Alonso zeigte sich von Garcías Qualitäten alles andere als überrascht: „Ich hatte keine Zweifel an Gonzalo. Was er macht, ist keine Überraschung – zumindest nicht für ihn. Er hat das bei der Castilla schon häufig gezeigt.“
Der ehemalige Bayer-Coach weiß, wovon er redet. Schließlich war er selbst einst Trainer im Real-Nachwuchs. Im Internet kursieren gerade wieder Bilder von dem früheren Weltklassespieler und einem deutlich jüngeren García auf dem Trainingsgelände der Madrid-Talente.
García lernte von Raúl
García ist ein echtes Eigengewächs. Zuletzt lernte er unter genau jener Klub-Ikone, mit der er nun verglichen wird: „Das sind sehr große Worte. Ich habe zwei Jahre mit Raúl verbracht und er hat mir einiges gezeigt. Es schmeichelt mir, dass ich mit ihm verglichen werde.“
In Madrids zweiter Mannschaft hatte García in 36 Einsätzen satte 25 Tore erzielt und vier weitere vorbereitet – Topwert in der dritten spanischen Liga.
Durch diese Leistungen erspielte er sich bereits unter Alonsos Vorgänger Carlo Ancelotti erste Einsätze bei den Profis: In der Copa del Rey traf Garcia gegen CD Leganés sogar zum Sieg. Auch für den Champions-League-Kader wurde er nominiert.
Alonso setzt sich für Verkaufskandidaten ein
Trotzdem galt er zuletzt als Verkaufskandidat. Medienberichten zufolge plante Real Madrid im Sommer, das Eigengewächs für rund zehn Millionen Euro abzugeben. Doch seine Auftritte bei der Klub-WM dürften nun zu einem Umdenken führen. Aus dem Nichts ins Rampenlicht.
„Gonzalo ist unvermeidlich“, titelte die As. Der Youngster habe einen Platz im Profikader sicher. Laut Cadena COPE setzt sich Alonso persönlich dafür ein, Garcia als festen Bestandteil des Teams zu etablieren – als Backup für Mbappé.
Alonso schätzt vor allem Garcias Vielseitigkeit: „Er gibt uns Balance, presst gut und bietet jedes Mal etwas, wenn er auf dem Platz steht. Er hat seine Chance genutzt.“
Die Rückkehr der Neun
Der 1,82 Meter große Angreifer lässt sich zwar durchaus gerne ins Mittelfeld fallen und weicht auf die Flügel aus - überzeugt aber vor allem mit Kopfballstärke und feinem Torriecher.
Man könne ihn als Kopfballspezialisten bezeichnen, meinte er selbst. Doch entscheidend sei letztlich nur die Ausbeute: „Mir ist egal, ob ich mit dem Kopf oder dem Knie treffe.“
Cadena Ser sieht in García die Rückkehr des klassischen Neuners, denn als solcher wird Mbappé in Madrid nicht wirklich gesehen. Der junge Vertreter könne als Zielspieler für Flanken eine bedeutende Rolle einnehmen. Seit dem Abgang von Joselu habe es dieses Profil im Kader nicht mehr gegeben, meinte Ex-Real-Star Rafa Alkorta.
Endrick jetzt unter Druck
Inzwischen hat Garcías steiler Aufstieg womöglich sogar Auswirkungen auf die Hierarchie im Kader: Laut der Marca setzt er den jungen Brasilianer Endrick gewaltig unter Druck. Dieser will nach seiner Verletzungspause in die USA reisen, um zum Team zu stoßen – obwohl er noch nicht einsatzbereit ist.
Im Rennen um die Plätze in der Sturmspitze ist er wohl vorerst ins Hintertreffen geraten.
Denn Gonzalo Garcia hat sich in nur vier Spielen von einem fast schon abgeschriebenen Eigengewächs zu einem ernsthaften Kaderkandidaten bei einem der größten Klubs der Welt entwickelt.
Bei der Klub-WM spielte er sich ins Rampenlicht, während der zuletzt erkrankte Mbappé zuschauen musste. Doch der Franzose ist nun zurück, García droht die Bank. Aber wie sagte Alonso? García versteht es, auf seine Chance zu warten. Wie alle guten Mittelstürmer.