Im Moment des Abpfiffs breitete Bright Arrey-Mbi die Arme aus und brüllte seine Freude in die Nacht von Bratislava heraus.
Endlich im Rampenlicht
Die deutsche U21 steht nach dem 3:0 gegen Frankreich im Finale der Europameisterschaft am Samstag gegen England - und die Leistungen des 22 Jahre alten Innenverteidigers haben nicht wenig damit zu tun. Das frühere Bayern-Talent hat sich in der Slowakei ins Rampenlicht gespielt - nachdem seine junge Karriere zuvor schon einige Wellen durchlaufen hatte.
Arrey-Mbi kam mit Musiala nach München
Als Teenager galt der in Kamerun geborene und als Kind an den Niederrhein gezogene Linksfuß als riesiges Juwel, das letztlich auch den FC Bayern auf sich aufmerksam machte.
Arrey-Mbi, der in der Jugend in England spielte, wo sein Vater als Anwalt arbeitet, wechselte im Juli 2019 vom FC Chelsea nach München - zusammen mit einem gewissen Jamal Musiala.
„Mit Jamal und Bright haben wir zwei hoffnungsvolle Talente für unsere Nachwuchsteams gewinnen können“, wurde Nachwuchschef Jochen Sauer auf der Klub-Webseite zitiert. Alles schien zunächst so, als hätte der FC Bayern gleich doppelt einen riesigen Glücksgriff gelandet. Musiala entwickelte sich prächtig und auch Arrey-Mbi nährte große Hoffnungen.
Vereinsrekord beim FC Bayern
Für seine starken Leistungen wurde er im Januar 2020 mit einer Nominierung für das Wintertrainingslager der Profis belohnt, wo der damals noch 16-Jährige sofort einen bleibenden Eindruck hinterließ. „Bright ist schon ein Biest“, konstatierte Joshua Kimmich seinerzeit: „Da merkt man schon, dass er den einen oder anderen Muskel am Körper hat.“
Der Höhepunkt für Arrey-Mbi: Am 1. Dezember 2020 startete er in der Champions League bei Atlético Madrid beim 1:1 und spielte bis zur 61. Minute unter Hansi Flick als Linksverteidiger.
Arrey-Mbi brach mit einem Einsatz einen Vereinsrekord - und hält diesen bis heute: Er war bei seinem Königsklassen-Debüt 17 Jahre und 250 Tage jung und damit noch einen Tag jünger als sein Kumpel Musiala.
Auf Arrey-Mbis frühes Hoch folgte jedoch ein Absturz.
Entwicklung stockte - Bayern verscherbelte ihn
Im Sommer 2021 ging es für Arrey-Mbi leihweise zum 1. FC Köln - wo seine Karriere sich nach hinten statt nach vorn entwickelte: In etwas mehr als einem Jahr sammelte er nur zehn Einsätze in der zweiten Mannschaft in der Regionalliga. Die Leihe wurde schließlich vorzeitig im August 2022 abgebrochen.
Es ging weiter zu Hannover 96. Im ersten Jahr pendelte er zwischen Bank und Platz. In München verlor man endgültig die Hoffnung auf den großen Durchbruch und verkaufte das ehemalige Juwel für eine Mini-Ablöse von 600.000 Euro an die Niedersachsen. Im zweiten Jahr schaffte es der Innenverteidiger dort in die Startelf und wusste durchaus zu überzeugen.
Im vergangenen Sommer folgte dann für 6,2 Millionen der Wechsel zu Braga nach Portugal. Auf den Schritt nach vorn folgte dort der nächste Schritt zurück.
Arrey-Mbi bei Braga aussortiert
Coach Carlos Carvalhal sortierte den DFB-Star im Winter aus: Am 21. Februar spielte Arrey-Mbi letztmals in der Liga. Danach saß er meist nur noch auf der Tribüne. Am 26. Februar gab es noch einmal im Pokal 45 Minuten beim 0:1 gegen Benfica. Danach folgten bis zum Saisonende null Minuten Spielzeit.
„Für mich war das ein Schock, wenn ich ehrlich bin“, erklärte Arrey-Mbi, dem bis heute nicht klar ist, was eigentlich das Problem war: „Ich habe nicht die hundertprozentige Idee, was da passiert ist. Ich habe Gespräche gesucht, aber es gab keine Klarheit.“
U21-Nationaltrainer Antonio di Salvo nominierte den Verteidiger trotzdem. Er bekam den Vorzug vor Jamil Siebert oder Tim Oermann - und hatte zudem Glück, dass Stuttgarts Finn Jeltsch aufgrund einer Entzündung im Oberschenkel ausfiel.
Arrey-Mbi dank U21 mit neuen Chancen
Bei der U21-EM stand Arrey-Mbi nun fast immer in Startelf - außer beim 2:1 gegen England zum Abschluss der Gruppenphase
Zu Beginn war der Ex-Münchner noch eher ein Unsicherheitsfaktor, doch zuletzt wurde er immer stärker. Gegen Frankreich machte der Abwehrmann im Halbfinale sein bestes Spiel und meldete Mathys Tel ab.
Sollte Arrey-Mbi sein Turnier nun heute mit dem Titel krönen können, wäre die persönliche Genugtuung vollendet. Auch im Verein dürften sich mit der Empfehlung neue Türen öffnen - in Braga oder anderswo.